Sea-Watch: Tunesische Küstenwache hat Migranten „illegal verschleppt“

Der Vorwurf, mit Schleppern zusammenzuarbeiten, wird den Mittelmeer-NGOs, darunter auch Sea-Watch, schon länger gemacht. Nun hat die Organisation die tunesische Küstenwache selbst der illegalen Verschleppung beschuldigt.

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Sea-Watch: Tunesische Küstenwache hat Migranten „illegal verschleppt“
Migranten auf der Sea-Watch 3 in Italien. (Symbolbild)© IMAGO / ZUMA Wire

Vor einigen Tagen sind rund 50 Migranten auf eine Gasplattform in internationalen Gewässern im Mittelmeer gelangt. Später wurden sie von der tunesischen Küstenwache an Bord genommen und nach Tunesien zurückgebracht. Die deutsche Mittelmeer-NGO Sea-Watch spricht auf X (früher Twitter) davon, dass die Küstenwache die Migranten „illegal nach Tunesien verschleppt“ habe. In Reaktionen auf diese Äußerung werfen X-Nutzer der Organisation vor, Schlepperei zu fördern und selbst zu betreiben.

„Drohender Pullback“

Konkret schrieb Sea-Watch auf Twitter: „Drohender Pullback im Mittelmeer – 50 flüchtende Menschen haben sich auf eine Gasplattform in internationalen Gewässern im Mittelmeer gerettet. Nun ist jedoch ein Schiff der tunesischen Küstenwache vor Ort. Wir befürchten, dass die Menschen illegal nach Tunesien verschleppt werden.“ Noch am gleichen Tag folgt ein ergänzender Post: „Unsere Befürchtung hat sich bewahrheitet: Die etwa 50 Menschen wurden von der tunesischen Küstenwache an Bord genommen und werden nun illegal nach Tunesien verschleppt“. Der Vorwurf, dass tunesische Einheimische „illegal nach Tunesien verschleppt“ werden würden, sorgte im Netz für viel Kritik.

Aufgrund der offenbar zahlreichen Nachfragen wurde an einen der Sea-Watch-Beiträge eine sogenannte Kontextnotiz angeheftet, in der der Vorwurf der illegalen Zurückweisung sachlich eingeordnet wird: „Bei Seenot müssen die Menschen in den nächsten sicheren Hafen gebracht werden. Dieser ist hier in Tunesien. Das ist weder illegal noch Verschleppung, sondern Seenotrettung nach internationalen Übereinkommen.“

Kritiker werfen den Mittelmeer-NGOs, insbesondere Sea-Watch, seit langem vor, sich an der nordafrikanischen Mittelmeerküste mit Schleppern zu verbünden – und bewusst keine sicheren Häfen außerhalb Europas anzusteuern. Diese Praxis wird auch als Beihilfe zur illegalen Einwanderung bezeichnet. Allein im vergangenen Jahr seien bereits 21 Personen aus verschiedenen NGOs deswegen angeklagt worden, berichtet Nius.