Daten belegen: Babyboomer sind ausschlaggebend für Wahlerfolge
Die Stimmen junger Wähler sind zwar wichtig. Aktuelle Daten zeigen jedoch ganz klar, dass die Babyboomer-Generation das politische Kräfteverhältnis auf Jahre hinaus bestimmen wird.
Der demografische Einfluss der älteren Generation ist laut aktuellen Daten enorm und wird es wohl auch noch länger bleiben. (Symbolbild)
© IMAGO / PIC ONEBerlin. – Die jüngste repräsentative Wahlstatistik zur Europawahl 2024 zeigt: Wahlerfolge in Deutschland hängen stark von der Generation 60+ ab. Obwohl die öffentliche Debatte häufig auf die Stimmengewinne bei Jungwählern fokussiert ist, verdeutlichen die Zahlen laut der Analyse des „Feldzug Blog“, dass vor allem ältere Wähler den Ausschlag geben – auch bei Parteien wie der AfD.
AfD profitiert besonders von Wählern über 60
Zwar war der Stimmenzuwachs der AfD bei jungen Wählern laut der Analyse ein „wichtiger kultureller und metapolitischer Symbolerfolg“, doch das tatsächliche Wahlergebnis basiere maßgeblich auf der Mobilisierung der über 60-Jährigen. In dieser Altersgruppe wählten demnach fast doppelt so viele Menschen die AfD wie im Altersspektrum 18 bis 34. Noch deutlicher wird der Effekt, betrachtet man die Gesamtheit der Wählerschaft – denn etwa ein Drittel der AfD-Wählerschaft ist über 60 Jahre alt.
Die Zahlen würden damit ein weitverbreitetes Missverständnis belegen: Die am Wahlabend veröffentlichten Prozentwerte nach Altersgruppen würden oft ein verzerrtes Bild vermitteln. Ausschlaggebend sei nicht der Stimmenanteil innerhalb der Altersgruppe, sondern wie stark diese Gruppe das Gesamtergebnis tatsächlich beeinflusst.
Babyboomer-Block dominiert das Wahlergebnis
Laut der Analyse ist der demografische Einfluss der älteren Generation enorm. „Mehr als 20 Millionen Stimmen wurden in der Alterskohorte 60+ vergeben. Doppelt so viele wie in der Altersspanne 18-34 Jahre!“ Das bedeute, dass mehr als die Hälfte aller Wähler von SPD und CDU älter als 60 Jahre waren. Für diese Parteien sei die junge Generation damit kaum noch wahlentscheidend, sie sei „vollends abgemeldet“.
Auch der „Konflikt“ zwischen Babyboomer und Zoomer, also die politische Differenz zwischen den Generationen, spiele sich weniger in Wahlergebnissen als in kulturellen Diskursen ab. An der Wahlurne sei dieser Konflikt vorerst entschieden und werde voraussichtlich auch noch die kommenden 15 bis 20 Jahre das elektorale Lagebild zementieren.
Zwei Strategien für die AfD
Aufgrund der Daten zeichnet die Analyse zwei strategische Optionen für die AfD. Die erste Option zielt demnach auf eine „Stimmenmaximierung“ durch die gezielte Ansprache der bisher wenig mobilisierten, aber größten Gruppen – Frauen und Babyboomer – ab. Die zweite Option sollte eine langfristige kulturelle Strategie verfolgen und den Aufbau einer „neuen dynamischen rechten Generation“ vorantreiben.
Beide Wege stünden nicht im Widerspruch zueinander, doch bleibe die Frage, „inwieweit man einen Generationenkonflikt zuspitzen sollte“. Denn auch wenn jüngere Wähler in kulturellen Auseinandersetzungen an Bedeutung gewännen, würden auf absehbare Zeit vor allem die Älteren an der Wahlurne entscheiden.