Österreiсh: Gewalt im Einzelhandel steigt – Frauen besonders betroffen
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Gewalt gegen Verkäuferinnen im Handel stark zunimmt. Oft geht sie von Männergruppen aus, die sich in einer fremden Sprache äußern und das Personal gezielt belästigen.
Die Mehrheit der Teilnehmer einer Umfrage unter Mitarbeitern im Einzelhandel gibt an, bereits Übergriffe erlebt zu haben. (Symbolbild)
© IMAGO / snapshotWien. – Immer mehr Angestellte im österreichischen Einzelhandel erleben Gewalt, Bedrohungen und Übergriffe während der Arbeit. Eine aktuelle Umfrage der Gewerkschaft GPA unter mehr als 1.500 Mitgliedern zeichnet ein düsteres Bild: Mehr als die Hälfte der Befragten nimmt eine deutliche Zunahme von Gewaltvorfällen wahr, wie orf.at berichtet.
Überwiegend Frauen im Visier
„Das Hauptproblem sind die Kunden und Kundinnen“, erklärte GPA-Vorsitzende Barbara Teiber bei einer Pressekonferenz in Wien. Besonders in Filialen, in denen ausschließlich Frauen arbeiten, kommt es laut Billa-Betriebsrätin Sabine Grossensteiner zunehmend zu aufdringlichem Verhalten durch Gruppen von Männern. Demnach würden sich „einfach mehrere Männer in kleinen Gruppen in eine Filiale stellen und dann auch wirklich provokativ die Mitarbeiterinnen und Kolleginnen beobachten, über sie sprechen, teilweise in einer anderen Sprache, auch vorbeigehen und so am Popsch vorbeistreichen – also unsere Kolleginnen wirklich sexuell belästigen.“
Drohungen, Sexismus, Übergriffe
Die Ergebnisse der nicht repräsentativen Befragung sind alarmierend: 57,8 Prozent der Teilnehmer berichten von Beschimpfungen, 58,6 Prozent von Einschüchterungen und 37,6 Prozent von direkten Bedrohungen am Arbeitsplatz. Besonders betroffen sind Frauen. 40 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, regelmäßig anzügliche oder diskriminierende Bemerkungen zu hören. Jede Fünfte wurde bereits sexuell belästigt. Körperliche Übergriffe wurden von vier Prozent gemeldet.
„Unser Betriebsratsteam musste in den letzten Jahren leider feststellen, dass der Umgangston mit unseren Kolleginnen viel, viel rauer geworden ist und die Gewaltbereitschaft steigt“, erklärte Grossensteiner. Die Aggressionen beschränken sich dabei schon lange nicht mehr nur auf Worte.
Überfälle und Spuckattacken
Auch physische Gewalt nimmt zu. Die Gewerkschaft berichtet von Fällen, in denen Diebe immer aggressiver auftreten und zunehmend sogar Waffen einsetzen. Hinzu kommen Schlägereien an der Kasse sowie Fälle, in denen Mitarbeiter bespuckt werden.
Die Gewerkschaft GPA fordert nun entschlossene Maßnahmen gegen die zunehmende Gewalt. Es brauche strukturelle Veränderungen im Handel. Die Gewerkschaft fordert unter anderem ein Recht auf psychologische Betreuung und Supervision sowie einen Gewaltschutzbeauftragten für Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten. Zusätzlich sollen Filialen bei hohem Kundenandrang mit einer Mindestanzahl an Personal besetzt werden. Auch die bauliche Gestaltung spielt eine Rolle: Enge Gänge oder zu kleine Kassabereiche können laut GPA Stresssituationen befeuern.