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Niedersachsen: Immer mehr Kinder können kein richtiges Deutsch

In Niedersachsen nimmt die Zahl der Kinder, die vor der Einschulung kaum Deutsch sprechen, dramatisch zu. Besonders stark betroffen ist die Stadt Salzgitter. Kritiker fordern deshalb dringendes Handeln.

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Niedersachsen: Immer mehr Kinder können kein richtiges Deutsch

Angesichts der vorherrschenden Sprachdefizite bei Schülern sieht die Opposition dringenden Handlungsbedarf.

© IMAGO / Funke Foto Services

Hannover. – In Niedersachsen gibt es immer mehr Kinder, die vor der Einschulung kaum Deutsch sprechen können. Besonders deutlich zeigt sich das in Salzgitter: Bei der Schuleingangsuntersuchung wiesen dort 2023 über 44 Prozent der Vorschulkinder Sprachauffälligkeiten auf, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet. Am häufigsten treten demnach ein eingeschränkter Wortschatz, fehlerhafte Satzbildung oder Schwierigkeiten, sich klar auszudrücken, auf.

Auch in anderen Regionen ist die Lage angespannt. So hatten in der Region Hannover sowie in der Stadt Osnabrück mehr als jedes dritte Kind Probleme mit der deutschen Sprache. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag hervor. Die Opposition spricht angesichts dieser Zahlen von einem alarmierenden Trend.

Ministerium sieht verschiedene Ursachen

Das Kultusministerium sieht mehrere Gründe für die Zunahme der Sprachprobleme. Entscheidend sei dabei nicht die Mehrsprachigkeit selbst, sondern der fehlende Zugang zu Bildung und gezielter Förderung. Besonders betroffen sind demnach Kinder aus bildungsfernen Haushalten.

Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) betonte: „Die Daten der Schuleingangsuntersuchungen zeigen deutlich, dass der Bildungshintergrund und die sozioökonomische Lage einer Familie einen spürbaren Einfluss auf die Sprachentwicklung und den Bildungserfolg eines Kindes haben.“ Eine frühe Förderung kann dabei helfen, Sprachdefizite abzubauen. „Damit Bildungserfolg zukünftig weniger von sozialer Herkunft abhängt, nehmen wir in der Landesregierung die frühkindliche Bildung besonders in den Blick“, so Hamburg.

Forderung nach Sprachtests und früher Förderung

Auch die Opposition sieht dringenden Handlungsbedarf. Der CDU-Bildungspolitiker Christian Fühner bezeichnete die Lage als „alarmierend“. Er erklärte, dass das nicht nur ein bildungspolitisches Problem sei, sondern eine „gesamtgesellschaftliche Herausforderung“. Die CDU-Fraktion hat ein Konzept vorgestellt, das eine verbindliche Sprachförderung bereits im Vorschulalter vorsieht. „Ein verpflichtender Sprachtest im vorletzten Kitajahr sowie ein intensives Förderprogramm im letzten Jahr vor der Einschulung sind zentrale Bausteine unseres Vorschlags“, sagte Fühner. Zudem solle ein verpflichtender Kita-Besuch für alle Fünfjährigen eingeführt werden.

AfD: „Niedersachsen steuert im Blindflug“

Auch von der AfD kommt scharfe Kritik. „Seit Jahren steigen die Sprachauffälligkeiten – besonders in den Ballungsräumen. Doch das Kultusministerium hat weder belastbare Ursachenanalysen noch wirksame Maßnahmen vorzuweisen“, sagte die AfD-Landtagsabgeordnete Delia Klages. Ohne belastbare Daten zur Wirksamkeit von Fördermaßnahmen steuere Niedersachsen im Blindflug – „nicht nur auf Kosten des Steuerzahlers, sondern vor allem auf Kosten unserer Kinder“.

Salzgitter besonders betroffen

Salzgitter gilt als Hotspot des Problems. Laut Schul- und Sozialdezernent Dirk Hädrich (SPD) hat sich die Situation vor allem seit der Migrationswelle 2016/17 zugespitzt. Schon damals sei es nicht mehr möglich gewesen, den Anspruch an die Sprachförderung zu erfüllen. Laut Hädrich lag der Anteil der Kinder mit Sprachauffälligkeiten im Jahr 2016 bei rund 32,5 Prozent. 2019 erreichte er mit 49,7 Prozent seinen Höchststand. Diese Entwicklung zeige, „dass die vorschulischen und schulischen Bildungssysteme in Sachen Integration am Limit sind”.

Auch andere Städte und Landkreise kämpfen mit hohen Quoten. So lag der Anteil in der Region Hannover 2023 bei 33,7 Prozent, in Osnabrück bei 33,4 Prozent und in Braunschweig bei 28,3 Prozent. Mittlere Werte wurden in Holzminden (21,9 Prozent), Göttingen (21,8 Prozent) und Wolfsburg (23,2 Prozent) verzeichnet. Die niedrigsten Werte wurden im Landkreis Rotenburg mit 11,9 Prozent verzeichnet.

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