Freilich #35: Und tschüss!

Universitäten als Schlüsselorte: Die neue AfD-Jugend braucht einen studentischen Ableger

Die Gründung der JA-Nachfolgeorganisation steht bevor. Anlässlich dessen fordert Marc Brunner die Ausweitung der politischen Tätigkeit auf den universitären Raum.

Kommentar von
28.9.2025
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3 Minuten Lesezeit
Universitäten als Schlüsselorte: Die neue AfD-Jugend braucht einen studentischen Ableger

Linke Studentenvertretungen sind an deutschen Universitäten bereits Standard. Wird sich künftig auch die neue AfD-Jugend mehr an die Hochschulen wagen? (Symbolbild)

© IMAGO / Funke Foto Services

Nachdem auf dem Parteitag im vergangenen Januar die Auflösung der Jungen Alternative beschlossen wurde, hatte es einige Monate gedauert, bis wieder Leben in die Frage nach einer Nachfolgeorganisation gekommen ist. Nun aber verdichten sich die Anzeichen, dass eine Neugründung bevorsteht – schon im November soll es so weit sein. Dass die Parteijugend dann offiziell unter anderem der Schiedsgerichtbarkeit der Bundespartei untersteht und auch ansonsten organisatorisch an die bestehenden Strukturen angegliedert ist, muss jeden Beobachter etwa des Vorgehens des NRW-Landesverbandes gegen den Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich beunruhigen.

Es hat darüber hinaus den Anschein, dass die formale Konsolidierung der neuen Jugendorganisation unter anderem bedeutet, dass ein beträchtlicher Teil der ehemaligen JA-Mitglieder künftig nicht mehr mitmachen soll. Ein Anknüpfen an die in den Punkten Außenwirkung und innere Geschlossenheit insbesondere im vergangenen Kalenderjahr durchaus vorbildliche Junge Alternative scheint deshalb zumindest erschwert. Es soll an dieser Stelle dennoch – oder gerade deswegen – angesichts der anstehenden Gründung ein wichtiges Thema hervorgehoben werden, das allem Anschein nach noch gar nicht erörtert wurde. Ich möchte dafür argumentieren, dass die neue AfD-Jugend mittelfristig unbedingt einen hochschulpolitischen Ableger benötigt.

Institutionelle und politische Hindernisse

Wer nur grob den Plan einer Gründung einer neuen hochschulpolitischen Liste unter dissident-patriotischen Vorzeichen betrachtet, dem fallen vermutlich sofort etliche organisatorische und politische Umstände ein, welche das ganze Ansinnen als nicht umsetzbar erscheinen lassen. Und tatsächlich: Man möchte sich eigentlich gar nicht ausmalen, welche Mühen und Hindernisse ein studentischer Ableger der AfD-Jugend zu bewältigen hätte, um auch nur in die Lage versetzt zu werden, gut demokratisch um Stimmen werben zu können. Vermutlich würde es keine Räume innerhalb der Universität, keine Diskussionen mit anderen Hochschullisten und kaum Studenten geben, die ihr Gesicht für ein so abenteuerliches Projekt hingeben wollen würden. Dafür aber gäbe es Konfrontationen mit der Antifa, bürokratische Schranken und den offenen oder geheimen Widerstand der Universitätsadministration. Ja, ganz richtig: aktuell ist die Stunde – zumindest im Westen der BRD – vermutlich noch nicht reif.

Das subversive Potenzial der Anonymität

Aber das heißt nicht, dass jegliche politische Agitation an den Universitäten unterlassen werden muss. Ganz im Gegenteil: der generelle Aufschwung der Alternative für Deutschland muss unbedingt auch einen hochschulpolitischen Niederschlag finden. Dabei sollte sich – in Absprache mit den Führungskadern der entstehenden AfD-Jugend – darauf besinnt werden, dass Anonymität ein großes subversives Potenzial haben kann. Schon das Aushängen von Plakaten und Flyern wäre ein lobenswerter erster Schritt, für den es abseits von Geldern und einigen wenigen – problemlos auch verdeckt agierenden – helfenden Händen und Köpfen eigentlich überhaupt nichts bräuchte.

Mag die Zeit der konkreten Einflussnahme auf die Hochschulpolitik noch nicht gekommen sein; dennoch müssen die Ansichten der jungen rechten Akademiker Präsenz einfordern. Dies hätte eine wichtige Signalwirkung nicht nur an die Nutznießer der gekaperten Verhältnisse an den Universitäten, sondern auch und vor allem an alle jene Studenten, die sich zwischen Genderzwang und omnipräsenter Minderheitenpolitik gründlich von den höheren Lehranstalten entfremdet haben.

Es ist keine Übertreibung, zu behaupten, dass sich wohl überhaupt nur so eine irgendwie geartete Besserung der akademischen Verhältnisse erzielen lassen wird – und sei es, dass die so geleistete Vorarbeit an manchen Orten vorerst nur auf taube Ohren trifft. Die Universität ist schlicht viel zu wichtig, um das ihr korrespondierende metapolitische Feld nicht in irgendeiner Weise zu bespielen. Und mit den Burschenschaften hat die neue AfD-Jugend an jedem bedeutenden Hochschulort konkrete Ansprechpartner, welche unlängst einen eigenen lobenswerten Vorstoß hin zu einer Arbeitsgemeinschaft für Öffentlichkeitsarbeit an den Universitäten gemacht haben.

Wider die parlamentspatriotische Gemütlichkeit

Politische Einflussnahme beginnt nicht mit dem Stimmenfang – und sie hört nicht bei der Mandatsbesetzung auf. Wie für viele unabhängige Beobachter erscheint auch mir das starke Wachstum der AfD dahingehend gefährlich, als dass es möglicherweise längst zu viele Wähler und Funktionäre in den Glauben versetzt hat, eine Regierungsbeteiligung sei nun ohnehin nur noch eine Frage der Zeit. Es gibt sicherlich gerade mit Blick auf die Ostverbände guten Grund für diese Annahme – jedoch wird auch kein AfD-Ministerpräsident dafür sorgen können, dass das feindliche Meinungsklima an den Universitäten einfach verschwindet.

Viel eher könnte eine Strategie der feinen Nadelstiche, ausgeführt von wenigen, aber überzeugten Studenten, die linke Kulturhegemonie langfristig in Frage stellen und so eine Atmosphäre vorbereiten, in welcher die Gründung einer AfD-Hochschulliste plötzlich doch realistisch wird. Nochmals sei betont, dass dieses Vorhaben keineswegs nur ferne Gedankenspielerei sein darf, sondern zwangsläufig auf die Agenda gehört – zumindest, sofern die AfD einen tatsächlichen und nachhaltigen Wandel anstrebt und als Partei in allen gesellschaftlichen Feldern ankommen und sich beweisen will.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Marc Brunner

Marc Brunner wurde 1997 in Westdeutschland geboren. Der studierte Philosoph interessiert sich für das griechische Denken und antike Geschichtsschreibung.

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