Ein Jubiläum im Echo: Die ADB und ihr Burschentag in Eitorf
Anfang November feierte der burschenschaftliche Verband Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB) sein neuntes Jubiläum im Rahmen seines Burschentags. Neben dem Veranstaltungsort gab es dort sonst nur wenig Neues.
Unter dem Motto „Politisch aktiv!“ versuchte die ADB bei ihrem Jubiläumstreffen, weiter eigene Akzente zu setzen. (Symbolbild)
© IMAGO / Future ImageEin Jahr vor dem zehnjährigen Bestehen der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft gäbe es eigentlich genug zu feiern. Fast ein Jahrzehnt neue Einigkeit – ein Erfolg gegen die Unkenrufe aus der Deutschen Burschenschaft (DB), von der sich viele der Mitgliedsbünde in den 2010er-Jahren getrennt hatten. Wer jedoch den diesjährigen Burschentag der ADB im beschaulichen Eitorf (Rhein-Sieg-Kreis) besuchte, hat auch Ernüchterung gespürt.
Da sich die bisherige Veranstaltungsörtlichkeit im urburschenschaftlichen Jena aufgrund von Umstrukturierungen nicht mehr in der Lage sah, die hohen Ansprüche der ADB zu erfüllen, musste relativ kurzfristig ein Ersatz gefunden werden. Hier gilt es vor allem der Vorsitzenden Burschenschaft und dem ebenfalls im Dachverband korporierten Betreiber des Schützenhofs in Eitorf Respekt für die Organisation zu zollen. Letztlich schafften es wohl nur rund 80 Waffenstudenten in die Provinz – deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Wie FREILICH aus Verbandskreisen hörte, gab es sogar Boykotte gegen den ADB-Burschentag, da man sich mit dem Veranstaltungsort und der Gestaltung des Festwochenendes nicht zufriedengeben wollte.
Einseitige Liebe
Unter dem Motto „Politisch aktiv!“ versuchte man, eigene Akzente zu setzen, da Kritiker immer wieder die fehlende Profilschärfe des Verbands bemängelten. So wollte man sich von anderen burschenschaftlichen Verbänden, namentlich der DB, abheben. Die ADB agiert als Dachverband im Milieu der CDU bis in die liberalen Kreise der AfD. In den Mitgliedsbünden selbst kann es doch auch mal deutlich bunter werden.
Diese ideologische Schere zeigte sich am deutlichsten bei den Veranstaltungen: Im Zuge einer Podiumsdiskussion am Freitagabend zum Thema „Der deutsche Beitrag zur Bündnis- und Landesverteidigung und die Bundeswehr der Zukunft“ waren neben einem Vertreter der Bundeswehr laut Angaben der Veranstalter alle im Bundestag vertretenen Fraktionen eingeladen – erschienen war jedoch nur der AfD-Politiker Jan Nolte, der seine Partei im Verteidigungsausschuss vertritt.
Fest steht nur, wer nicht wankt
Das ist in gewisser Weise symptomatisch. Die ADB wurde 2016 gegründet, nachdem man sich innerhalb der Deutschen Burschenschaft neben vielen anderen Streitfragen auch über den Vaterlandsbegriff zerworfen hatte. Neben vielen Gemeinsamkeiten in den öffentlich benannten Prinzipien steht die Frage nach der Bedeutung von Herkunft deutscher Burschenschafter im Zentrum der Kontroverse zwischen DB und ADB. So lautet der entsprechende Grundsatz der ADB: „Das deutsche Volk ist die Gemeinschaft derjenigen, die durch deutsche Sprache, Kultur und Wertvorstellungen verbunden sind und sich zur deutschen Geschichte und Tradition bekennen.“ – Das Deutschtum als Bekenntnis statt als Schicksalsgemeinschaft, als liberale Werte- und Willensgemeinschaft, die nur solange existiert, bis einer eben nicht mehr will. Das ist sehr zeitgemäß und knüpft tatsächlich sehr gut an das Verständnis der meisten Bundesbürger an. Ob das jedoch für einen Verband geeignet ist, der sich auf eine über 200-jährige Geschichte und darüber hinaus auf unverwässerte Ideale und Prinzipien seit dem Gründungsjahr der Urburschenschaft im Jahr 1815 berufen möchte, ist eine andere Frage.
ADB: Missverstandene Zivilgesellschaft?
Die Zivilgesellschaft dankt es den FDGO-konformen Burschenschaftern bislang nicht. Angriffe auf Mitglieder von Burschenschaften machen keinen Unterschied, ob man zu diesem oder jenem Verband gehört. Gleich mehrere Anschläge auf das Haus der betont gemäßigten Arminia auf dem Burgkeller in Jena (FREILICH berichtete) haben diesen Umstand in jüngster Vergangenheit noch einmal bekräftigt. Dass sich letztlich das gleiche Personal auf dem Podium vorstellte wie beim konsequenteren Verband der DB, war vielleicht eine Reihe unglücklicher Terminkollidierungen – oder auch nicht. Dass es nicht einmal ein Vertreter der Union, die bei der letzten Kommunalwahl rund 40 Prozent der Stimmen erhielt, in das beschauliche Eitorf schaffte, rundet dieses Bonmot wunderbar ab.
In einer Sackgasse
Selbstverständlich lässt sich argumentieren, dass man gar keinen Beifall aus den Feuilletons oder dem politisch-medialen Establishment möchte. Das Engagement von ADB-Burschenschaftern, die sich weit jenseits der politischen Wohlfühlzonen ihrer Verbandsbrüder bewegen, soll an dieser Stelle zu keinem Zeitpunkt geschmäht werden. Doch der Verband und nicht wenige seiner 26 Mitgliedsbünde wirken heute wie eine Kulisse, hinter der sich intellektuelle Stagnation verbirgt. Das burschenschaftliche Pathos ist geblieben, doch das intellektuelle Risiko, das den alten Korporationsgeist einst auszeichnete, ist verschwunden.
Neu ist nicht immer besser
Man gewinnt den Eindruck, die ADB sei in ihrer eigenen Legende versteinert. Aus Furcht vor Kontaktschuld oder einer wirklich unburschenschaftlichen Kleinstbürgerlichkeit inszeniert sie sich als saubere Alternative zu den „Schmuddelkindern” der Deutschen Burschenschaft. Während man sich im wohligen Schoß der demokratischen Mitte wähnt, suhlt man sich doch im fauligen Schlamm des Liberalkonservatismus. Wo das hinführt, kann man in einem Video der linken Universitätszeitschrift Akrützel auf YouTube sehen. Beim ADB-Burschentag 2019 erklingt zum feierlichen Einzug der Chargierten für den Festkommers nicht der Hohenfriedberger, sondern das Thema des Imperiums aus Star Wars – ganz modern und anschlussfähig. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich.
Auf dem politischen Abstellgleis
In Eitorf wurde ein Jubiläum gefeiert, das mehr Mahnung als Triumph war. Eine Mahnung, dass niemand so richtig weiß, wofür die Allgemeine Deutsche Burschenschaft eigentlich steht – ein Verband, der nicht nur politisch randständig, sondern noch schlimmer intellektuell bedeutungslos und geistig eingemauert zu sein scheint. Wie könnte die ADB mehr sein als eine Fußnote in der politischen Zukunft Deutschlands? Eine Frage, die nur wenige beantworten. Vielleicht, weil die Antwort zu unbequem wäre. Vielleicht auch, weil sich diese Zukunft längst außerhalb dieser Kreise abspielt.





