Orbán bei SPECA-Forum: „Europa braucht eine neue Strategie“

Jahrzehntelang habe Europa sein Wirtschaftswachstum auf der einfachen, aber genialen Idee aufgebaut, moderne westliche Technologien mit leicht zugänglichen und billigen Energiequellen aus dem Osten zu kombinieren. Diese Kooperation sei aber durch den Krieg in der Ukraine und die Reaktionen darauf zerbrochen. Orbán fordert daher eine neue Strategie.

/
/
2 Minuten Lesezeit
Orbán bei SPECA-Forum: „Europa braucht eine neue Strategie“
Beim SPECA-Forum in Baku wies Orbán auf die wachsende internationale Bedeutung der zentralasiatischen Region hin.© IMAGO / ZUMA Wire

Baku. – Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán besuchte vergangenen Freitag Baku, wo er beim SPECA-Forum über die wachsende internationale Bedeutung der zentralasiatischen Region sprach und eine neue Strategie forderte, wie die Budapester Zeitung berichtet. Dabei verwies Orbán auf seine nunmehr 33 Jahre in der Politik. Dieser Erfahrungsschatz erlaube es ihm zu beurteilen, dass die letzten zehn Jahre ganz anders gewesen seien als die zwei Jahrzehnte davor. Auf die Migrationskrise, unter der Europa seit nunmehr acht Jahren leide, folgten die Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine und nun der aufflammende Nahostkonflikt. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir die Wege, unsere Länder zu entwickeln, auch in Zukunft unter widrigen Umständen suchen müssen“, betonte Orbán. Die Wiederbelebung des UN-Sonderprogramms für die Volkswirtschaften Zentralasiens (SPECA) sei eine solche vielversprechende Initiative.

Vernetzung notwendig

Europa habe sein Wirtschaftswachstum jahrzehntelang auf die einfache, aber geniale Idee gestützt, moderne westliche Technologien mit leicht zugänglichen und billigen Energiequellen aus dem Osten, vor allem aus Russland, zu kombinieren. Diese Kooperation sei jedoch durch den Krieg in der Ukraine und die Reaktionen darauf zerbrochen, so Orbán. Er bedauerte vor allem, dass keine neue Strategie an die Stelle der alten getreten sei.

Heute diskutiere Europa darüber, wie man sich generell gegenüber dem Osten verhalten solle. „Die einen wollen sich lieber loslösen, die anderen wünschen sich Konnektivität.“ Ganz Mitteleuropa sei einst ein Verlierer der Blockbildung gewesen, deshalb wollten die Ungarn unbedingt in der neuen Weltwirtschaftsordnung kooperieren, und zwar auf der Basis gegenseitigen Respekts. „Ohne die Vernetzung Zentralasiens mit Europa werden wir in Europa keine neue erfolgreiche Wirtschaftsstrategie entwickeln können“, so Orbán. Ungarn sehe Zentralasien als Bindeglied für die Transport-, Handels- und digitalen Wege zwischen Europa und dem Osten. Schon heute habe Ungarn den höchsten Anteil an Investitionen aus Asien, Energieträger aus Zentralasien spielten eine wachsende Rolle.

Grundstein für Wiederaufbau in Bergkarabach gelegt

An den Gastgeber des Forums gewandt, stellte der ungarische Ministerpräsident noch einmal klar, dass Ungarn die Freundschaft Aserbaidschans nicht wegen des Erdgases suche, auch wenn die Zusammenarbeit im Energiesektor verstärkt werde. „Wir sind brüderlich verbundene Nationen“, so Orbán.

Deshalb wurde am Freitag in Soltanli im Beisein von Außenminister Péter Szijjártó der Grundstein für den Wiederaufbau gelegt. Der ungarische Baukonzern KÉSZ wird die Voraussetzungen dafür schaffen, dass 5.000 bis 6.000 Menschen in die im Herbst von Aserbaidschan endgültig zurückeroberte Ortschaft in der Krisenregion Bergkarabach zurückkehren können. Neben Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden werden auch eine Klinik, Schulen, Kindergärten und Sportanlagen wieder aufgebaut.

Bei der Grundsteinlegung sprach der Minister von einem weiteren Beweis für die „wahre Freundschaft“ zwischen Aserbaidschan und Ungarn. Als erster EU-Außenminister, der die Region besuchte, äußerte er den Wunsch, den Karabach-Konflikt mit einem Friedensvertrag endgültig zu beenden. „Wir Ungarn sind friedliebende Menschen, wir glauben, dass alle Menschen in der Region das Recht haben, in Frieden zu leben.