Wie die Asylindustrie in Sachsen Millionen macht

Der britische Großkonzern Seco hat den in Essen ansässigen Asylheimbetreiber European Homecare GmbH übernommen. Das Unternehmen, das aktuell verstärkt auf die Nachfrage nach „Migrationsdienstleistungen“ in Deutschland setzt, erwartet für dieses Jahr eine Steigerung von Umsatz und Gewinn. Unterdessen warnt die AfD davor, dass Asyl für ausländische Konzerne nicht zu einem „Megageschäft“ werden dürfe.

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Wie die Asylindustrie in Sachsen Millionen macht
Migranten in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Sachsen.© IMAGO / lausitznews.de

Dresden. – Der Asylheimbetreiber European Homecare GmbH (EHC), ein privater Migrationsdienstleister in Deutschland mit mehr als 2.000 Mitarbeitern und über 100 Einrichtungen, ist von dem britischen Großkonzern Serco übernommen worden. Wie der Heimbetreiber mit Sitz in Essen mitteilte, wird er mit einem gleichartigen Unternehmen aus Zürich verschmolzen. Durch den Zusammenschluss entstehe ein „europäischer Marktführer“. Man wolle „Kräfte bündeln und künftig gemeinsam aus einer Hand Unterstützungsangebote für öffentliche Auftraggeber offerieren“. Serco setzt damit verstärkt auf die Nachfrage nach Migrationsdienstleistungen in Deutschland und erwartet für dieses Jahr eine Steigerung von Umsatz und Gewinn. Die Übernahme ist die zweite in Kontinentaleuropa innerhalb von gut zwölf Monaten, nachdem Serco im September 2022 den auch in Deutschland tätigen Schweizer Migrationsdienstleister ORS übernommen hatte.

Serco erwartet starke Nachfrage nach „Einwanderungsdienstleistungen“

Der Vorstandsvorsitzende von Serco, Mark Irwin, sagte am Donnerstag, dass European Homecare „unser ORS-Geschäft ergänzt“ und dem Unternehmen eine stärkere Präsenz in Europa verschaffe, berichtete die Financial Times. Der Schritt kommt zu einer Zeit, in der Serco aufgrund der Pläne der britischen Regierung, die Zahl der in Hotels untergebrachten Asylsuchenden zu reduzieren, einen Umsatzrückgang erwartet. „Der Bedarf an Unterstützung für Einwanderer und Asylsuchende ist komplex und wächst weltweit“, sagte Irwin. „Die Ausweitung unserer Präsenz in Deutschland wird die Unterstützung bei der Einwanderung, die wir bereits für Regierungskunden in Großbritannien, Australien und ganz Europa leisten, erweitern.“

Serco, das weltweit Dienstleistungen für Regierungen erbringt, erwartet, dass Akquisitionen und eine starke Nachfrage nach Einwanderungs- und Verteidigungsdienstleistungen den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr um sieben Prozent auf 4,8 Milliarden Pfund steigern werden. Der zugrunde liegende Betriebsgewinn soll um drei Prozent auf 245 Millionen Pfund steigen. Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet das Unternehmen jedoch mit stagnierenden Einnahmen, was zum Teil auf die Entscheidung der Regierung zurückzuführen ist, die Verträge mit 50 der 400 Hotels, die Serco für die Unterbringung von Asylsuchenden nutzt, bis Ende Januar zu kündigen. Serco erklärte, dass die Einnahmen aufgrund dieser Änderung und anderer Faktoren, wie dem Auslaufen alter Verträge, gleich bleiben werden. Serco geht jedoch davon aus, dass der bereinigte Gewinn bis 2024 um sechs Prozent auf 260 Millionen Pfund steigen wird, unterstützt durch Übernahmen wie European Homecare.

„Asyl darf kein Megageschäft werden“

Die sächsische AfD reagierte auf die Übernahme mit scharfer Kritik „Die Serco Group ist ein milliardenschwerer Konzern. Seit 2016 ist es dem Unternehmen gelungen, den eigenen Börsenwert zu verdoppeln“, so der wirtschaftspolitische Sprecher der sächsischen AfD, Frank Peschel, in einer Aussendung. Die Geschäfte des europäischen Marktführers beim Betrieb von Asylunterkünften würden also dank der Politik der offenen Grenzen „prächtig“ laufen. Es sei vollkommen klar, dass dieses Unternehmen überhaupt kein Interesse daran habe, die illegale Masseneinwanderung zu beenden. Deshalb erachtet Peschel die Zusammenarbeit des Freistaates Sachsen mit diesem Konzern als fatal. „Sie muss sofort beendet werden“, fordert er. Asyl dürfe weder für linke Vereine noch für ausländische Konzerne zum Megageschäft mutieren. „Der Freistaat Sachsen sollte die Erstaufnahme in Eigenregie bewältigen. Dann gibt es für ihn einen Anreiz, Kosten zu senken, indem keine illegal eingeschleusten Personen mehr aufgenommen werden“, erklärt Peschel. Das Geschäft mit der Unterbringung illegaler Einwanderer sei lukrativ, so Peschel, der auf einen Bericht der Sächsischen Zeitung verweist, wonach im vergangenen Jahr 80 Millionen Euro dafür eingeplant worden waren, der bisherige Heimbetreiber dem Freistaat Sachsen aber dennoch insgesamt 132 Millionen Euro in Rechnung stellen konnte.