Umfragen: Rechte Parteien in Europa auf dem Vormarsch
In Europa entsteht ein neues politisches Gleichgewicht: Immer mehr Wähler wenden sich von den etablierten Lagern ab und wählen rechte Parteien.
In vielen europäischen Staaten gewinnen rechte Parteien deutlich an Zustimmung. Eine Auswertung der Frankfurter Rundschau (FR) zeigt: In mehreren Ländern erreichen sie Werte von 40 Prozent oder mehr und könnten somit die politischen Kräfteverhältnisse langfristig verändern.
Daten zeigen steigende Zustimmung
Eine aktuelle Erhebung von IPPEN.MEDIA verdeutlicht den Trend: Zwar erzielte das rechte Lager in den Sonntagsfragen in 29 untersuchten europäischen Staaten nirgendwo eine absolute Mehrheit, doch in fünf Ländern lag es bei oder über 40 Prozent. In zahlreichen weiteren Staaten stiegen die Umfragewerte zuletzt ebenfalls deutlich an. Die Lage ist dabei von Land zu Land unterschiedlich, die Gründe sind vielfältig. Aufschluss darüber geben detaillierte Einzeldaten, die über eine interaktive Karte der FR abrufbar sind – inklusive eines Vergleichs mit den Daten aus der Analyse vom Frühjahr 2024.
Polen: Rechte Parteien mit stärkstem Ergebnis
Besonders stark ist das rechte Lager in Polen: Laut einer Erhebung des Instituts IBRiS vom Juni kommen die frühere Regierungspartei PiS und die noch weiter rechts positionierte Konfederacja zusammen auf 43 Prozent. Das ist der höchste Wert unter allen betrachteten Staaten.
Die Ausgangslage ist besonders: Bei der letzten Parlamentswahl errang das proeuropäische Bündnis um Donald Tusk und seine Partei PO einen Wahlsieg, um zentrale Reformen der PiS zurückzunehmen. Doch der damalige Präsident Andrzej Duda, der der PiS nahesteht, blockierte die Vorhaben. Und sein gewählter Nachfolger Karol Nawrocki dürfte diesen Kurs fortsetzen.
Politische Lager verlieren an Bindungskraft
Der Politikwissenschaftler Bastian Sendhardt vom Deutschen Polen-Institut betrachtet diese Entwicklung als eine Verschiebung des politischen Gleichgewichts. Er stellt fest: „In früheren Zeiten hatte es 80, 90 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigt.“ Damit ist das Duopol aus PO und PiS gemeint. Bei der Präsidentschaftswahl im Mai entfielen immerhin noch etwa zwei Drittel der Stimmen auf diese beiden Lager.
Auch wenn Polen ein besonders deutliches Beispiel ist, zeigt sich diese Entwicklung vielerorts. Rechte Parteien gewinnen an Profil, während klassische Regierungsparteien an Rückhalt verlieren. Die Gründe dafür sind von Land zu Land verschieden, doch das Muster ist unübersehbar: Das rechte Lager in Europa ist auf dem Vormarsch.