Daten zeigen: Wählerpotenzial der AfD unter Migranten gering
Trotz innerparteilicher Debatten zeigen die Daten eindeutig: Das migrantische Wählerpotenzial für die AfD ist äußerst gering.
Berlin. – Während in der AfD derzeit über Remigration und das Wählerpotenzial unter Migranten gestritten wird, zeigen empirische Daten ein eindeutiges Bild: Die AfD kann unter Migranten kaum Zuspruch verzeichnen. Zahlreiche nationale und internationale Studien belegen, dass Zuwanderergruppen überwiegend linke Parteien bevorzugen – in Deutschland ebenso wie in anderen europäischen Ländern.
Europaweite Tendenz: Migranten wählen links
Eine groß angelegte Untersuchung mit Daten aus 18 europäischen Ländern mit dem Titel „Muslims’ Vote Choice: Exclusion and Group Voting in Europe” kommt zu einem klaren Ergebnis: 55,9 Prozent der befragten Muslime bevorzugen linke Parteien, während dieser Anteil bei Nicht-Muslimen nur bei 25 Prozent liegt. Die zweite Generation muslimischer Migranten neigt der Studie zufolge sogar noch stärker zu Parteien des linken Spektrums.
Auch bei den Präsidentschaftswahlen 2022 in Frankreich entschieden sich im ersten Durchgang 69 Prozent der muslimischen Wähler für den linken Kandidaten Jean-Luc Mélenchon. Emmanuel Macron erhielt lediglich 14 Prozent. In den von Migranten geprägten Vororten von Paris erzielen linke Parteien regelmäßig Wahlergebnisse von über 50 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Großbritannien. Über 60 Prozent der ethnischen Minderheiten unterstützen dort die Labour-Partei. Diese Ergebnisse zeigen einen stabilen Trend zugunsten von Mitte-Links-Parteien in multiethnischen Gesellschaften, wie FREILICH-Autor Daniel Fiß in seiner Analyse für die Sezession im Netz festhält.
AfD unter Muslimen: Einstellige Ergebnisse
Auch in Deutschland zeigt sich dieses Muster demnach deutlich. Bei der Europawahl 2024 wurde in westdeutschen Exit-Polls erstmals gezielt nach der muslimischen Konfession der Befragten gefragt. Das Ergebnis: Die AfD erreichte bei muslimischen Wählern lediglich drei Prozent, während die übrigen Parteien 36 Prozent erzielten. Allein die religiös und ethnozentristisch orientierte Partei DAVA erzielte 17 Prozent.
Auch die Forschungsgruppe Wahlen (FGW) veröffentlichte zur Bundestagswahl Daten aus muslimischen Milieus. Dort kam die AfD nur auf sechs Prozent. SPD und Linkspartei waren hingegen deutlich stärker als im Gesamtergebnis. Laut der Analyse lässt sich auch unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit kein substanzielles Potenzial für die AfD in migrantischen Wählergruppen erkennen.
Spätaussiedler mit AfD-Affinität als Ausnahme
Eine Nachwahlbefragung zur Bundestagswahl 2021 im Rahmen der „Immigrant German Election Study” zeigt ebenfalls eine geringe Zustimmung zur AfD, insbesondere unter Wählern mit türkischem Migrationshintergrund. Migranten aus dem postsowjetischen Raum, insbesondere Russlanddeutsche, bevorzugen die Partei hingegen überdurchschnittlich. Auch frühere Studien zur Bundestagswahl 2017 belegen diese Entwicklung. So wurde bei türkischstämmigen Wählern für die AfD teilweise ein Wert von null Prozent festgestellt – die Fallzahlen waren jedoch zu gering, um eine aussagekräftige Auswertung zu ermöglichen.
AfD hat unter Migranten geringstes Potenzial
Anfang 2024 untersuchte das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) das erweiterte Wählerpotenzial unter Migranten. Die AfD schnitt mit einem Gesamtpotenzial von unter 20 Prozent am schlechtesten ab. Ähnlich äußerte sich der Sachverständigenrat für Integration und Migration, der bereits zwischen 2016 und 2018 die Parteipräferenzen von Migranten analysiert hatte. Damals erreichte die AfD nur halb so viele Stimmen wie bei Personen ohne Migrationshintergrund: Bei Spätaussiedlern waren es immerhin zwölf Prozent, bei türkeistämmigen Wählern hingegen nur 1,1 Prozent.