Burschenschafterdenkmal in Jena: Eine Studie in Rot-Rot-Grün

Seit einem Farbangriff auf den „Urburschen“ in der Universitätsstadt Jena ist dieser mit einem Aufbau verhüllt. In der Stadt wurde nun das Schicksal des Denkmals diskutiert.
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Jena. – Während der Feiern anlässlich des Burschentages am 16. Juni 2011 schlugen die Täter zu. In wenigen Minuten war das traditionsreiche Burschenschafterdenkmal am Hauptgebäude der Universität  Jena mit Dispersionsfarbe beschmiert. Bereits erste Untersuchungen stellten fest, dass eine umfassende und sehr teure Restauration von Nöten sein sollte, da die Farbe tief in den Stein gezogen war. Ein Bekennerschreiben gab es nicht, doch aufgrund des Datums und der eindeutigen Thematik des Denkmals liegt eine Verortung in die linke Szene sehr nahe. Angriffe auf Burschenschafter gehören auch in Jena eher zu Regel als Ausnahme. Einen traurigen Höhepunkt stellten die Brandanschläge auf Fahrzeuge von Mitgliedern der Jenaer Burschenschaft Germania am 06. Februar 2020 dar.

Korporationswesen als städtischer Störenfried?

Nach dem Angriff wurde das Denkmal verhüllt, doch vergingen beinahe fünf Jahre, bis das Denkmal saniert werden konnte. Einerseits benötigte man umfassende Voruntersuchung, um das Gestein bei den Arbeiten nicht weiter zu beschädigen, andererseits schien es die Stadt mit dem Denkmal nicht eilig zu haben. Jena ist ein gutes Beispiel für linke Netzwerke von Universitäten und politischen Strukturen. In der Universitätszeitung Akrützel erscheinen regelmäßig korporationsfeindliche Texte. Das Blatt liegt in den Gebäuden der Universität kostenlos aus, es wird zum Teil von der Stadt finanziert.

Daneben wirken jedoch auch „zivilgesellschaftliche“ Gruppen an der gesellschaftlichen Marginalisierung patriotischer Korporationen mit. Erst kürzlich gelangte der korporierte Professor Dr. Gerber ins Fadenkreuz des selbsterklärten Rechercheportals Jena-SHK. Mit einer Mischung aus falschen, halbwahren und aus dem Kontext gerissenen Aussagen versuchen derartige Portale ihre Opfer psychisch, finanziell und sozial unter Druck zu setzen.

Untätigkeit mit System

Als die Thüringer Landeszeitung im April des Jahres 2016 über eine kurzzeitige Offenlegung des Burschenschafterdenkmals in Jena berichtete, waren es Burschenschafter, die die Stadtverwaltung auf eine mögliche erneute Gefährdung hinwiesen. Wie einem Schreiben zu entnehmen ist, das Freilich exklusiv vorliegt, bezeichnete eine Facebookgruppe, mit dem Namen „Studentische Verbindungen auflösen“, die Tage der Öffnung als „window of opportunity“. Mitglieder der Alten Burschenschaft Burgkeller in der DB teilten diese indirekte Bedrohung der Stadtverwaltung mit.

Der damalige Oberbürgermeister der Stadt Jena, Dr. Albrecht Schröter (SPD), antwortete mit Danke und versprach dem Denkmal während der Öffnung vollständige Sicherheit. Doch Schröter galt selbst zu den größten Kritikern des Korporationswesens in Jena. Neben Förderprogrammen „gegen Rechts“, nahm er an zahlreichen Veranstaltungen teil und wetterte nicht selten gegen Verbindungen vor Ort. Schröter selbst musste sich 2019 mit einem Antisemitismusvorwurf konfrontiert sehen. Wie die Thüringische Landeszeitung berichtete, trennte sich die Stiftung „Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft“ von ihrem damaligen Geschäftsführer Schröter. Dieser habe mit diversen Äußerungen immer wieder gegen die Neutralitätspflicht verstoßen.

„Die Gefährdungslage sitzt mit im Raum“

Als in diesem Jahr eine weitere Debatte um das Burschenschafterdenkmal stattfinden sollte, wetterte die radikale Linke bereits im Vorfeld gegen die Veranstaltung. Mitglieder der Grünen Jugend Jena störten wiederholt die Debatte, an der auch Prof. Dr. Gerber und ein weiterer Korporierter teilnahmen. Die Stadtverwaltung hatte in Abstimmung mit den Denkmalsachverständigen entschieden, dass der „Urburschenschafter“ zukünftig einen geschützten Innenraumplatz erhalten solle. Auf Nachfrage erklärte die Vertreterin diesen Schritt mit den Schäden, die bereits an dem Gestein vorhanden seien.

Nach mehrfachen Störungen erklärte die Moderatorin, dass der Schritt nachvollziehbar wäre, da die Gefahr, bzw. ihre Urheber ja in unmittelbarer Nähe wären. Als Reaktion erhoben sich die Mitglieder der Grünen Jugend und zeigten ihr Banner, das sie später auch auf Twitter stolz präsentierten.

Mitglieder der Jugendorganisation der Grünen posierten mutmaßlich auch am 03. November mit einer „Antifa“-Flagge, um gegen ein mobiles Bürgerbüro der AfD zu demonstrieren.

Egal wo der „Urburschenschafter“ letztendlich stehen wird, ob die politischen Entscheider ein ernsthaftes Interesse haben, ihn zu schützen, ist fraglich. Solange patriotische Parteien, korporierte Studenten und Universitätsmitarbeiter „zivilgesellschaftliche“ Kettenhunde im Nacken haben, bleibt die Stadt ein raues Pflaster.