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Die erinnerungspolitische Position der AfD und die Frage der Souveränität

Die Haltung der AfD Sachsen zum Auftritt des russischen Botschafters bei einer Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkrieges stößt weiterhin auf heftigen innerparteilichen Widerspruch, so auch bei Dominik Kaufner.

Kommentar von
30.4.2025
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Wer die deutsche Lage verstehen möchte, kommt um eine psychologische Analyse nicht herum. Zu offenkundig ist der pathologische Hass auf das Eigene, jener Triebfeder der deutschen Lust an Untergang und Selbstabschaffung. Und nirgends ist er so hartnäckig wie in der Erinnerungskultur zum 2. Weltkrieg.

Erinnerungskultur und fremde Narrative

Wer die antideutschen Narrative der Besatzer perpetuieren möchte, leidet an einer Art Stockholm-Syndrom, das er auch dann nicht zu überwinden vermag, nachdem der unmittelbare Zugriff des Peinigers längst nicht mehr vorhanden ist. Vielleicht gründet dieses Beharren in der Generation der Kalten Krieger auf beiden Seiten auch in einer tief sitzenden Scham, diese Selbsterniedrigung mitgemacht zu haben, die eigenen Opfer aus Feigheit nicht angemessen betrauert zu haben – oder weil Kollaboration und Profit dem im Wege gestanden hätten.

Denn um nach ‘45 als Deutscher über das unfassbare Ausmaß der Verbrechen am eigenen Volk zu schweigen, war psychologisch doch nur zu ertragen, zu rechtfertigen, wenn man sie als gerechte Strafe deklarierte. Das Gerede von der Einmaligkeit der deutschen Schuld, die uns von allen Völkern der Welt abhebe, war schlicht notwendig, um diese Kriegsverbrechen historischen Ausmaßes verdrängen zu können, zumindest aber nicht thematisieren zu müssen.

„Am Ende des von Nazi-Deutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs“ ist der einleitende Glaubenssatz, der jede unfassbare Gräueltat an Frauen, Kindern, wehrlosen Zivilisten und Kriegsgefangenen in das passende Licht rücken und erinnerungspolitisch entwerten soll. Diese letzte Verteidigungslinie des Schuldkults wird vom Establishment mit aller Macht gehalten, denn ohne sie wären weder Bevölkerungsaustausch noch außenpolitische Verzwergung denkbar. Insofern ein durchschaubares Propaganda-Manöver erst der Alliierten, dann der politischen Linken, die mit antideutscher Rhetorik an ihrem von Selbsthass getriebenen Projekt der Abschaffung Deutschlands bis heute arbeiten.

AfD Sachsen übernimmt sowjetische Gedenklogik

In der Regel sind hier also die Frontlinien klar, jeder weiß, woran er ist. Wenn diese antideutschen Narrative jedoch Eingang in die Öffentlichkeitsarbeit einer ganzen AfD-Fraktion, wie in Sachsen, finden, stellt sich die Problemlage ganz anders dar. Weit verbreitet ist die Ansicht, man dürfe, solle, könne sich in Angelegenheiten anderer Fraktionen und Landesverbände nicht einmischen – des lieben Friedens willen. Hier rächt es sich, dass man sich nicht auf eine einheitliche, souveränistische Position verständigt hat und jeder sein eigenes Geschichtsbild vertreten darf, sei es auch noch so sehr in den Denkmustern des Kalten Krieges verhaftet. Doch: Da darf, da muss man laut und energisch widersprechen.

Ich habe den „sowjetophilen Irrweg“ der sächsischen Kollegen kritisiert, die zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Zusammentreffens US-amerikanischer und sowjetischer Soldaten in Torgau vor 80 Jahren lautstark den russischen Botschafter nicht nur einladen, sondern auch reden lassen wollten und das mit dem hohen Blutzoll der Sowjets begründeten – ohne mit einem Wort die unfassbaren Gräuel der Roten Armee an der deutschen Zivilbevölkerung auch nur anzudeuten.

15 Millionen vertriebene Deutsche, die größte ethnische Säuberung in der Geschichte Europas, Millionen beim Einmarsch 44/45 Ermordete, die zwei Millionen regelrecht gejagten und bestialisch vergewaltigten Frauen und Kinder – keiner Erwähnung wert.

Warnung vor Geschichtspolitik im Dienst Moskaus

Dass Russland in Gestalt des russischen Botschafters das Gedenken für seine ganz eigene Sicht auf die geschichtlichen Ereignisse und zur Begründung seiner aktuellen Politik missbraucht, ist das eine. Das eine nationale Kraft im wohl national gesinntesten Bundesland diese geschichtspolitisch äußerst fragwürdigen Narrative damit auch noch bedient, darf uns nicht egal sein. Wer mit stalinistischer Geschichtsschreibung deutsche Politik betreiben will, hat sich irgendwie, irgendwo verirrt – so habe ich das kommentiert und dabei bleibe ich.

Reflexhaft werfen manche einem vor, man stehe also, wenn man die sowjetischen Kriegsverbrechen offen anspreche und die außenpolitische Instrumentalisierung des 80. Jahrestags der Kapitulation der Wehrmacht durch Russland kritisiere, auf der Seite der USA, der Ukraine, des verlogenen Wertewestens. Für die in den eingeübten Denkschablonen des Kalten Krieges Gefangenen liegt es schlicht jenseits der Vorstellungskraft, dass man beides zugleich ablehnen könnte. Wer von den Gräueltaten der Sowjets spricht, darf vom Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung, Rheinwiesenlagern, Plünderungen und Massenvergewaltigungen auch im Westen nicht schweigen. Eine solche erinnerungspolitische Befreiung jenseits überkommener Ost-West-Schemata ist überfällig.

Notwendigkeit erinnerungspolitischer Klarheit

Man muss es an dieser Stelle ganz klar sagen: Kein Politiker, der die Interessen Deutschlands vertritt, hat angesichts der deutschen Niederlage in Feierstimmung zu verfallen oder auf einer Siegesfeier der ehemaligen Kriegsgegner etwas verloren. Eine patriotische Alternative kann sich diese antideutsche Grundauslegung nicht zu eigen machen. Ein außenpolitisch souveränes und selbstbewusstes Deutschland in einer multipolaren Weltordnung kann es nur geben, wenn Siegernarrative und Selbsterniedrigung endlich aufhören. Darüber sollte innerhalb der Partei ein Konsens herbeigeführt werden.


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Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Dominik Kaufner

Dominik Kaufner ist promovierter Historiker, seit 2014 Mitglied der Alternative für Deutschland und seit der letzten Landtagswahl Abgeordneter im brandenburgischen Landtag.

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