US-Studie: Rechte zeigen größere Meinungsvielfalt als Linke
Eine neue Studie zeigt: Wer politisch rechts steht, ist nicht automatisch konservativ. Während die meisten Linken in den USA extrem und einheitlich denken, ist die Rechte deutlich vielfältiger.
Laut einer neuen Studie aus den USA denken Linke in vielen Bereichen extremer als Rechte. (Symbolbild)
© IMAGO / Middle East ImagesEine aktuelle Studie aus den USA, die im British Journal of Social Psychology erschienen ist, beleuchtet die Dynamik politischer Einstellungen und Identitäten in einem zunehmend gespaltenen Land aus einer neuen Perspektive. Mithilfe der innovativen Methode des sogenannten Response-Item Network (ResIN) haben Forscher die komplexen Verbindungen zwischen Haltungen und Gruppenzugehörigkeit untersucht. Dabei zeigte sich: Während die politische Linke durch einheitlichere und extremere Positionen geprägt ist, zeichnet sich die Rechte durch eine größere Vielfalt an Meinungen aus.
Netzwerkanalyse zeigt politische Strukturen
Die Wissenschaftler um Adrian Lüders von der Universität Hohenheim nutzten Daten von 396 US-Amerikanern sowie die Daten der repräsentativen „American National Election Study“ (ANES) aus dem Jahr 2020 mit über 8.000 Teilnehmern, um die Struktur politischer Einstellungen zu analysieren. Dabei untersuchten sie kontroverse Themen wie Abtreibung, Einwanderung, Waffenkontrolle und gleichgeschlechtliche Ehe, die die US-Gesellschaft spalten. Mithilfe der ResIN-Methode konnten sie diese Einstellungen nicht isoliert, sondern als vernetzte Systeme betrachten und so Rückschlüsse auf politische Identitäten ziehen.
„Die Position eines Teilnehmers innerhalb des ermittelten Einstellungsnetzwerks steht in signifikantem Zusammenhang mit seiner selbst angegebenen Parteizugehörigkeit (d. h. als Demokrat oder Republikaner)“, fassen die Forscher ihre Ergebnisse zusammen. Ebenso stellten sie fest: „Die Position eines Teilnehmers innerhalb des ermittelten Einstellungsnetzwerks steht in signifikantem Zusammenhang mit der von ihm selbst berichteten Gruppenvoreingenommenheit (d. h. einer relativen Präferenz für die eigene Gruppe gegenüber einer fremden Gruppe).”
Demokraten: Einheitlich und extrem
Ein zentraler Befund der Studie ist die klare Trennung in zwei Lager: Die Einstellungen der Demokraten konzentrieren sich stark auf extreme Positionen, insbesondere auf eine vehemente Ablehnung konservativer Standpunkte. Die Netzwerkanalysen zeigen der Studie zufolge, dass „die Gruppe, die das Glaubenssystem der Demokraten widerspiegelt, fast ausschließlich extreme Haltungen umfasst“. Das zeige sich in der starken Ablehnung aller acht Themen.
Diese Einheitlichkeit deutet darauf hin, dass demokratische Wähler ihre Identität stark an klaren, oft nicht verhandelbaren Positionen ausrichten. Die Forscher vermuten, dass dies auch eine Reaktion auf die polarisierende Präsidentschaft Donald Trumps sein könnte.
Republikaner: Vielfalt in der Bandbreite
Demgegenüber zeigt das Netzwerk der Republikaner eine größere Bandbreite an Positionen. „Die Gruppe, die das Glaubenssystem der Republikaner widerspiegelt, enthielt eine breitere Palette von Einstellungsantworten, die von milder Ablehnung bis hin zu maximaler Zustimmung reichen“, stellen die Autoren fest. Diese Vielfalt bedeutet, dass Republikaner zu Themen wie Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe oder Umweltschutz durchaus gemäßigte oder sogar liberale Ansichten vertreten können, ohne ihre Gruppenzugehörigkeit zu gefährden.
Die Studie zeigt auch, wie stark Einstellungen die Wahrnehmung von Gruppenzugehörigkeit beeinflussen. In einem Experiment mit fiktiven Szenarien konnten die Teilnehmer anhand einer einzigen geäußerten Meinung, beispielsweise zur Abtreibung, die politische Orientierung einer Person mit hoher Genauigkeit bestimmen. Zudem beeinflussten die eigenen Einstellungen die Bewertung anderer Personen. Je weiter die Meinung einer Person von der eigenen Meinung abwich, desto negativer wurde sie bewertet. Dies unterstreicht, dass Einstellungen nicht nur Identitäten widerspiegeln, sondern auch soziale Urteile beeinflussen.