Österreich: Jeder vierte Schüler spricht im Alltag nicht Deutsch
In Österreich spricht ein Viertel der Schüler im Alltag eine andere Sprache als Deutsch. Die regionalen Unterschiede sind groß: In Wien betrifft es bereits die Hälfte aller Kinder.
In Wien ist der Anteil von Kindern, die zu Hause nicht Deutsch sprechen, besonders hoch. (Symbolbild)
© IMAGO / Funke Foto ServicesWien. – Kurz vor Schulbeginn hat der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) ein aktuelles Factsheet veröffentlicht. Demnach liegt der Anteil der Schüler, die im Alltag nicht Deutsch sprechen, derzeit bei 26 Prozent. Zwischen dem Schuljahr 2006/07 und 2020/21 stieg der Wert von 16 auf 27 Prozent, danach blieb er zwei Jahre lang stabil. Im Schuljahr 2023/24 zeigt sich erstmals ein leichter Rückgang. In Wien fiel der Anteil von über 53 Prozent im Jahr 2020/21 auf aktuell 50 Prozent.
Unterschiede nach Schultypen
Die Statistik zeigt deutliche Unterschiede zwischen Pflichtschulen und weiterführenden Schulen. Während der Anteil der Kinder mit nicht-deutscher Alltagssprache an Volks-, Mittel- und Sonderschulen weiterhin zunimmt, sinkt er an höheren Schulformen. So verringerte er sich an Berufsschulen von fast 19 auf elf Prozent, an BMS von 30 auf 22 Prozent, an BHS von 22 auf 17 Prozent und an AHS von 22 auf 20 Prozent. Laut dem ÖIF drückt diese Entwicklung den Gesamtanteil nach unten.
Bildungsabbrüche stärker verbreitet
Ein weiteres Ergebnis betrifft die Schulerfolge. Jugendliche, die zu Hause nicht Deutsch sprechen, brechen ihre Ausbildung häufiger ab. Neun Prozent von ihnen, die zu Beginn des Schuljahres 2020/21 bereits 14 Jahre alt waren, hatten zwei Jahre später die Pflichtschule noch nicht abgeschlossen. Unter den Burschen lag die Quote bei elf Prozent, bei den Mädchen bei sieben Prozent. Zum Vergleich: Bei Jugendlichen mit deutscher Umgangssprache betrug die Quote nur drei Prozent.
Regionale Unterschiede
Besonders hoch ist der Anteil von Kindern, die zu Hause nicht Deutsch sprechen, in Wien: 49 Prozent der Schüler fallen in diese Kategorie. In Bezirken wie Favoriten, Ottakring oder Simmering liegt der Wert sogar bei mehr als zwei Dritteln. In den übrigen Bundesländern liegen die Werte zwischen 17 und 25 Prozent. In den Wiener Bezirken Innere Stadt und Josefstadt sind die Werte vergleichsweise niedrig. Am häufigsten werden Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (21 Prozent), Türkisch (18 Prozent), Arabisch (neun Prozent), Rumänisch (sieben Prozent) und Albanisch (sechs Prozent) genannt.
Kritik aus der Politik
FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl findet dazu scharfe Worte. Er bezeichnete die Ergebnisse als „katastrophales Zeugnis für die gescheiterte Bildungs- und Integrationspolitik der Systemparteien“. Zudem sprach er von einem „Bildungsraub“ an Kindern mit deutscher Muttersprache, deren Lernfortschritt seiner Meinung nach „massiv gebremst“ werde. Brückl erneuerte seine langjährige Forderung, Deutsch als verpflichtende Pausensprache in allen Schulen einzuführen, und warnte mit Blick auf die höheren Abbruchquoten vor einer „verlorenen Generation“.
Auch Harald Zierfuß, Klubobmann und Bildungssprecher der Wiener ÖVP, äußerte sich besorgt: „Unser Bildungssystem steht an der Kippe.“ Besonders alarmiert habe ihn der rasante Anstieg bei den außerordentlichen Schülern. Als Gegenmaßnahme verlangte er verpflichtende Sprachstandserhebungen für alle Dreijährigen sowie eine ganztägige Kindergartenpflicht für alle Kinder mit Deutschförderbedarf.