Leoben: Rektor will keine „reine Verbindungsuniversität“

In einem internen Rundschreiben reagiert das Rektorat der Montanuniversität auf Medienberichte der letzten Tage, wonach die Studentenverbindungen zurückgedrängt werden sollen, etwa durch den Ausschluss von universitären Feiern.

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Leoben: Rektor will keine „reine Verbindungsuniversität“
Das Hauptgebäude der Montanuniversität in Leoben.© IMAGO / Volker Preußer

Leoben. – Die Ankündigung von Peter Moser, Rektor der Montanuniversität Leoben, die Universität neu zu positionieren, hat in den vergangenen Tagen für viel Aufregung gesorgt. Der Grund: Studentische Verbindungen, die in Leoben eng mit der Universität verbunden sind und das studentische Leben seit Jahrzehnten prägen, sollen künftig nicht mehr an Feiern der Universität teilnehmen dürfen. In einem internen Schreiben an alle Mitarbeiter, das FREILICH vorliegt, beklagt das Rektorat, dass die Arbeit an der Neupositionierung „in der Presse sehr stark mit dem Thema 'Studentenverbindungen' vermischt“ werde.

Rektor will „überkommenes“ Bild zurechtrücken

Wie aus dem Schreiben hervorgeht, hat das neue Rektorat Anfang Oktober die Aufgabe übernommen, die Montanuniversität neu zu positionieren und in der Gesellschaft sichtbar zu machen, was die Leistungen in Lehre und Forschung heute sind: „Diese umfassen ganz wesentliche Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung, wobei bei uns die Themen Zirkularität, Klimaneutralität, Dekarbonisierung, Energieeffizienz und eine Versorgung mit verantwortlich produzierten Rohstoffen und Materialien im Vordergrund stehen.“ Die Neupositionierung der Montanuniversität im Sinne einer Spezialuniversität mit hoher international anerkannter Kompetenz sei die Schlüsselaufgabe für eine langfristige erfolgreiche Entwicklung.

In der jüngeren Generation werde die Montanuniversität nach wie vor eher für jene Fächer wahrgenommen, die am Beginn ihrer Geschichte im 19. Jahrhundert standen. Das Montanwesen beziehungsweise die Studien der Montanistik stünden heute aber oft als Synonym für „Ausbeutung“ und „Umweltzerstörung“. Dieses „überkommene“ Bild, das auch sehr stark mit den montanistischen Traditionen verbunden sei, gelte es nun zurechtzurücken. „Der Ansatz des Rektorats für diese Neupositionierung besteht darin, die montanistischen Traditionen als integrationsstiftendes Element zu kommunizieren, das jedoch nicht als Synonym für unsere Leistungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung steht“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Im Rahmen des zu entwickelnden Erscheinungsbildes wurde daher beschlossen, das Format der akademischen Feiern „weiterzuentwickeln“ und in einem ersten Schritt das Chargieren auf der Bühne, das das Bild der dortigen akademischen Veranstaltungen sehr dominiert hat, einzustellen. Das Tragen von Uniformen an der Universität bleibe davon unberührt. „Den Studentenverbindungen steht das Rektorat der Montanuniversität neutral gegenüber und begrüßt deren Engagement ebenso wie auch das Engagement aller Studierenden, hinsichtlich des Kommunizierens eines modernen Bildes der Montanuniversität“, heißt es aus dem Rektorat. Gleichzeitig sei es aber das Bestreben des Rektorates, „dass die Montanuniversität nicht als reine Verbindungsuniversität in der Öffentlichkeit gesehen wird“. Man wolle auch vermitteln, dass montanistische Traditionen und Studentenverbindungen eine unterschiedliche Geschichte haben, heißt es in dem Schreiben abschließend.