Freilich #34: Am Weg zur Volkspartei?

Vor 500 Jahren – Schlacht bei Schladming

Das Ende des Mittelalters ging mit zahlreichen tiefgreifenden strukturellen Veränderungen einher. Diese entluden sich in weiten Teilen Deutschlands vom Harz bis nach Tirol in den Bauernkriegen. Am 3. Juli 1525 errang ein Bauernheer bei Schladming den einzigen größeren Sieg eines Bauernheeres im deutschsprachigen Raum.

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Vor 500 Jahren – Schlacht bei Schladming

Vor 500 Jahren errang ein Bauernheer bei Schladming den einzigen größeren Sieg eines Bauernheeres im deutschsprachigen Raum.

© IMAGO / H. Tschanz-Hofmann

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts und somit an der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit begannen die Landesfürsten, althergebrachte Rechte der Bevölkerung zurückzunehmen. Strukturelle Veränderungen wie der Wandel vom bei Bedarf einberufenen feudalen Heer hin zu stehenden oder Söldnerheer verschlangen große Geldsummen, die auf die einfache Bevölkerung umgelegt wurden. Ebenso spitzte sich der Gegensatz zwischen Landbevölkerung und Landesfürsten mit der Reformation zu, da im 16. Jahrhundert weite Teile Österreichs protestantisch waren. Insbesondere in Bergbaugegenden wie Schladming verbreiteten sich diese Ideen rasch, auch aufgrund der Anwesenheit sächsischer Bergleute.

Der Salzburger Bauernkrieg

In Salzburg kam es im Frühjahr 1525 zu einem Aufstand gegen den verhassten Erzbischof von Salzburg, Matthäus Lang von Wellenburg. Die gestiegene Abgabenlast und die Beschränkung der Waldnutzung trieben die Salzburger zum Aufstand. Anders als heute sah der mittelalterliche Mensch Gesetze als nahezu unveränderlich, weswegen die Auferlegung neuer Abgaben als Unrecht wahrgenommen wurde. Zusätzlich kam mit der Reformation die Forderung auf, alle Abgaben müssen auf den Wortlaut der Bibel zurückzuführen sein. 

Im Frühjahr 1525 gelang es einem Salzburger Heer aus Bauern und Bergknappen, die Stadt Salzburg einzunehmen, sodass sich der Bischof auf seine Festung oberhalb der Stadt zurückziehen musste und somit keine Kontrolle mehr über sein Land hatte. Ziel der Bauern war hierbei nicht eine vormoderne Arbeiter- und Bauernrepublik, sondern die Umwandlung Salzburgs in ein weltliches Herrschaftsgebiet verbunden mit der Einschränkung fürstlicher Macht.

Das Bauernheer zieht nach Schladming

Ein Heer unter Siegmund von Dietrichstein sollte im Auftrag des Erzherzogs Ferdinand I. die Unruhen in der Steiermark niederschlagen und lagerte hierfür in Schladming. Das Salzburger Bauernheer bestand zwar ausschließlich aus Fußsoldaten, wurde aber mittlerweile von einheimischen Schladmingern verstärkt und zählte somit über 3.000 Mann, als es sich bei Mandling sammelte. Ebenso waren die Männer teilweise kampferprobt, insbesondere ihre Anführer. Ihnen stand eine ähnlich große Zahl an Söldnern unter Dietrichstein gegenüber.

Westlich von Schladming teilte sich das Heer, angeführt von Michael Gruber. Durch ihre überlegene Ortskenntnis und mit präziser Koordination erreichten beide Heeresteile Schladming bei Nacht unbemerkt und zeitgleich über die Gebirgshänge nördlich und südlich der Stadt. Die Verteidiger unter Dietrichstein wurden in den frühen Morgenstunden völlig überrumpelt. Dietrichstein hatte keine Gelegenheit, eine Verteidigung zu organisieren, und ging in Gefangenschaft auf die Festung Hohenwerfen. Die Aufständischen erbeuteten dabei auch die Kriegskasse. Als ein neues Heer unter Niklas von Salm auf Schladming marschierte, flohen die Aufständischen ins Salzburger Land, das außerhalb von Salms Befehlsgewalt lag, da es nicht zu den Ländereien der Habsburger gehörte. Als Strafe wurde Schladming vollständig verwüstet und verlor seinen Rechtstitel als Stadt für die nächsten 400 Jahre. Der Bauernaufstand in Salzburg verlief sich durch Uneinigkeit und Mangel an permanenten Geldmitteln im Sande. Erst im Jahre 1925 nach dem Ende der Habsburgermonarchie sollte Schladming seinen Titel als Stadt zurückerhalten.

Über den Autor

Jörg Bobsin

Jörg Bobsin, Jahrgang 1999, hat ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen und lebt in Berlin. Neben der Wissenschaft interessiert er sich privat für mitteleuropäische Geschichte.

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