Grazer Stadtzeitung: Steigende Jugendkriminalität wegen weißer, blonder Jugend?

Grazer Jugendliche werden immer krimineller – so titelte die Stadtzeitung Der Grazer in ihrer Sonntagsausgabe und unterlegte die Schlagzeile mit dem Bild eines blonden, helläugigen Jugendlichen.

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Grazer Stadtzeitung: Steigende Jugendkriminalität wegen weißer, blonder Jugend?
Das Titelbild auf der ersten Seite der Grazer-Sonntagsausgabe.© Pirvat

Graz. – In der steirischen Landeshauptstadt häufen sich Fälle von Jugendkriminalität, wie die Tageszeitung Der Grazer in ihrer Sonntagsausgabe berichtete. Demnach attackierten zuletzt zwei 15-Jährige den Hallenwart einer Sportanlage im Bezirk Jakomini und verletzten ihn so schwer, dass er mit einem mehrfachen Nasenbeinbruch ins Krankenhaus musste. Außerdem raubten zwei 16-Jährige einen Gleichaltrigen an einer Bushaltestelle aus. Für Aufsehen sorgten vergangene Woche aber zwei andere Fälle, die am Grazer Straflandesgericht verhandelt wurden. Eine 16-Jährige und ein 18-Jähriger wurden wegen versuchten Mordes zu vier Jahren beziehungsweise 30 Monaten Haft verurteilt. Sie hatten die Zeche geprellt und dann eine Wirtin überfahren. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Außerdem musste sich ein 17-Jähriger verantworten, der einem 16-Jährigen mit einem Messer in den Bauch gestochen hatte. Das Opfer wurde fünf Stunden lang notoperiert.

Statistik belegt Anstieg

Dass es sich dabei nicht nur um statistische Ausreißer handelt, zeigen die offiziellen Zahlen. Zuletzt stieg die Zahl der minderjährigen und jugendlichen Tatverdächtigen um 21,8 Prozent. Im Jahr 2022 gab es in der Steiermark laut Kriminalstatistik 5.683 minderjährige Tatverdächtige, 2021 waren es noch 4.664. „Dieser Wert liegt somit über dem Vor-Corona-Niveau und ist der statistische Höchstwert der vergangenen zehn Jahre“, zitiert der Grazer Polizeisprecher Reinhard Gartner.

Ein Großteil der Straftaten entfällt auf Delikte wie Sachbeschädigung, Diebstahl und Körperverletzung. In diesem Zusammenhang kommt es in letzter Zeit wieder vermehrt zu Beschwerden von Anrainern in Parks und auf Sportplätzen. Betroffen sind beispielsweise der Grazer Volksgartenpark sowie ein Fußballplatz in der Grottenhofsiedlung. Anrainer beschweren sich über Vandalismus und Drogenhandel.

Bezirk Lend betroffen

Der Grazer Volksgartenpark, für den aufgrund der Drogenproblematik von 2019 bis 2021 sogar eine eigene Schutzzonenverordnung erlassen wurde, liegt im Bezirk Lend. Betrachtet man die aktuellen Zahlen der Stadt, so fällt auf, dass der Bezirk bei der Anzahl der Einwohner, die nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, an zweiter Stelle liegt. So leben per 01.01.2024 59 Prozent Österreicher im Bezirk, 16 Prozent sind EU-Bürger und 26 Prozent stammen aus Nicht-EU-Ländern. Nur der Bezirk Gries hat mit 21 Prozent EU-Bürgern und 30 Prozent Drittstaatsangehörigen einen höheren Ausländeranteil als der Bezirk Lend.