Investoren setzen auf Europa – und verabschieden sich von den USA
Aktuell verzeichnen europäische Börsen einen starken Zufluss von Kapital, vor allem von Investoren aus den USA, die sich vom amerikanischen Markt abwenden.
Die wirtschaftliche Trendwende zeigt sich aktuell auch deutlich an den Finanzmärkten.
© IMAGO / EibnerFrankfurt am Main. – Europäische Börsen erleben derzeit einen bemerkenswerten Höhenflug. Immer mehr Investoren – darunter zahlreiche US-Amerikaner – kehren dem amerikanischen Markt den Rücken und lenken ihre Gelder nach Europa, wie Telepolis berichtet. Hinter diesem Strategiewechsel stehen vorwiegend politische und wirtschaftliche Unsicherheiten in den Vereinigten Staaten sowie wachsendes Vertrauen in die Zukunft Europas.
Hauptgrund für die Abkehr vom US-Markt ist die unberechenbare Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump und die daraus resultierenden Unsicherheiten. Im Gegensatz dazu bieten europäische Länder zunehmend stabile Perspektiven, unter anderem durch milliardenschwere staatliche Ausgabenprogramme in Bereichen wie Infrastruktur und Verteidigung.
Börsen, Anleihen und der Euro profitieren
Die wirtschaftliche Trendwende zeigt sich deutlich an den Finanzmärkten. So übertrafen europäische Aktien im ersten Halbjahr 2025 ihre US-Pendants – umgerechnet in US-Dollar – so deutlich wie nie zuvor. Gleichzeitig stieg der Euro gegenüber dem Dollar um rund 13 Prozent.
Auch europäische Anleihen schneiden besser ab. Trotz der höheren Schuldenaufnahme entwickeln sich deutsche Bundesanleihen laut Marktbeobachtern robuster als US-Staatsanleihen. Aktuelle Daten des Analysehauses LSEG Lipper Funds untermauern diesen Trend. Demnach flossen seit Jahresbeginn bereits über 100 Milliarden Dollar in europäische Aktienfonds – dreimal so viel wie im Vorjahr. Gleichzeitig zogen Investoren fast 87 Milliarden Dollar aus US-Fonds ab.
Risiken bleiben – Europa muss liefern
Trotz des positiven Trends sehen viele Finanzexperten Europa vor einer entscheidenden Bewährungsprobe. Mehrere Investoren mahnen, dass Reformen und Investitionszusagen jetzt zügig umgesetzt werden müssen. „Der Wind kann sich schnell wieder drehen. Das sollte sowohl eine Warnung als auch ein Anreiz sein, den Schwung jetzt zu nutzen und die geplante Agenda konsequent umzusetzen“, sagt Stefan Wintels, Chef der staatlichen Förderbank KfW.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing berichtet zwar von riesigem Investoreninteresse an Europa und Deutschland nach Reisen in den Nahen Osten, mahnt aber zur Vorsicht: „Das sind keine Leute, die innerhalb von zwei Tagen investieren. Aber natürlich sehen sie, was gerade in der Welt passiert.“