Wegen Sicherheitsrisiko: Keine Filmvorführung des Hamas-Angriffs in Cannes

Am 17. Mai organisierte die Mitbegründerin von WestEnd Films, Sharon Harel-Cohen, eine Vorführung von „Bearing Witness“ für eine kleine Gruppe von Branchenvertretern, die wegen des Festivals in der Stadt waren. Etwa eine Stunde vor Beginn der Vorführung erhielt sie jedoch die Anweisung, die Vorführung abzusagen.

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Wegen Sicherheitsrisiko: Keine Filmvorführung des Hamas-Angriffs in Cannes
Ein Sicherheitsmitarbeiter bei den Filmfestspielen in Cannes.© IMAGO / ZUMA Wire

Cannes. – Noch bis morgen finden die diesjährigen Internationalen Filmfestspiele von Cannes statt. Bisher verlief das Festival für die Besucher ruhig und ohne Probleme. Zuletzt sorgte aber der plötzliche Rückzug eines Films für Schlagzeilen. Eine private Vorführung des Films „Bearing Witness“, der den Angriff der Hamas am 7. Oktober in Israel zeigt, fand nun doch nicht statt. Die Absage erfolgte auf Anweisung der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) wegen eines „ernsthaften Sicherheitsrisikos“, heißt es in verschiedenen Medienberichten.

Film enthält grafische Darstellungen

Maya Amsellem, Gründerin von WestEnd Films, sagte gegenüber Variety, dass sie keine weiteren Details erfahren hätten. Sharon Harel-Cohen, Mitbegründerin der Firma, fügte hinzu: „Es gibt nicht viel, was man tun kann. Wenn man von den IDF erfährt, dass es ein Sicherheitsproblem gibt, wars das. Es war eine Gelegenheit. Es ist wirklich schade.“

Der betroffene Film soll Rohmaterial des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober im Süden Israels zeigen. Die Szenen wurden mit Körperkameras und Überwachungskameras aufgenommen. In der Einladung wird gewarnt: „Das Filmmaterial ist extrem grafisch und gewalttätig, einschließlich Mordvideos, die von Hamas-Terroristen gefilmt wurden“.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen in Cannes

Während des gesamten Festivals galten strenge Sicherheitsvorkehrungen, einschließlich Überwachungskameras mit künstlicher Intelligenz und erhöhter Polizeipräsenz. Die Gewerkschaft des französischen Festivalpersonals organisierte die ganze Woche über kleine spontane Demonstrationen. Am 18. Mai löste ein Rucksack einen Bombenalarm aus und der Eingang des Palais wurde kurzzeitig geschlossen. Ansonsten verlief das Festival ohne größere Zwischenfälle.

Bei der Eröffnung der 77. Filmfestspiele von Cannes machte der künstlerische Leiter Thierry Frémaux deutlich, dass die Filmfestspiele „ohne Polemik“ stattfinden sollen. Es solle nur um die Filme gehen. „Politik findet auf der Leinwand statt“, so Frémaux weiter. Doch nicht alle hielten sich daran. So zum Beispiel die Schauspielerin Cate Blanchett, die in ihr schwarzes Kleid die Farben Weiß und Grün integrierte, was zusammen mit dem roten Teppich die palästinensische Flagge symbolisierte – die Schauspielerin zeigte damit ihre Solidarität mit Palästina. Und auch die französisch-israelische Laura Blajman-Kadar, die das Massaker beim Nova Music Rave am 7. Oktober überlebt hatte, setzte ein politisches Zeichen: Sie trug ein Kleid mit den Gesichtern der israelischen Geiseln.