Schwarzer schießt auf Polizei: Deutschsprachige Medien verzerren neuen tödlichen Vorfall

In Chicago kam es Ende März bei einer Verkehrskontrolle zu einer Schießerei zwischen einem angehaltenen afroamerikanischen Autofahrer und der Polizei, die mit dem Tod des Autofahrers endete. In deutschsprachigen Medien werde teilweise bereits ein „George-Floyd-Moment“ konstruiert, kritisiert etwa ein Nius-Journalist in den Sozialen Medien.

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Schwarzer schießt auf Polizei: Deutschsprachige Medien verzerren neuen tödlichen Vorfall
Nach dem Vorfall kam es zu Protestkundgebungen vor der örtlichen Polizeistation.© IMAGO / ZUMA Wire

Am 21. März eskalierte eine Verkehrskontrolle in Chicago, als die Polizei den 26-jährigen Afroamerikaner Dexter Reed anhielt. Laut Polizeiberichten eröffnete Reed das Feuer auf die Beamten, wobei ein Polizist verletzt wurde. Die Situation endete damit, dass die Polizisten in weniger als einer Minute fast hundert Schüsse auf Reed abfeuerten, wie das Civilian Office of Police Accountability (COPA) berichtete. Reed wurde nach dem Vorfall ins Krankenhaus gebracht, dort dann aber für tot erklärt. Auf dem Beifahrersitz seines Wagens wurde eine Waffe gefunden. Die Veröffentlichung von Bodycam-Aufnahmen zeigt eine chaotische Szene, in der sich Reed weigert, sein Auto zu verlassen, bevor Schüsse fallen. Insgesamt sollen bis zu 100 Schüsse gefallen sein. Die Auswertung der Aufnahmen deutet darauf hin, dass Reed zuerst geschossen hat, woraufhin die Polizisten das Feuer erwiderten.

Täter hat laut Videoaufnahme zuerst geschossen

Der Bürgermeister von Chicago, Brandon Johnson, drückte seine Bestürzung über den Vorfall aus, betonte jedoch die Notwendigkeit, die laufenden Ermittlungen transparent zu gestalten. Er besuchte die Familie von Reed und den verletzten Polizisten. Die Familie des Verstorbenen fordert Antworten von der Polizei und organisierte eine Protestkundgebung vor der örtlichen Polizeiwache, bei der die Entlassung der beteiligten Beamten gefordert wurde. Die Polizei hat die beteiligten Beamten vorläufig vom Dienst suspendiert, während das COPA und die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen fortsetzen.

Die Frage, ob institutioneller Rassismus bei dem tödlichen Vorfall eine Rolle gespielt hat, wird bereits kontrovers diskutiert. Vor allem deutschsprachige Medien stellen den Vorfall als eine weitere Eskalation der Polizeigewalt gegen Afroamerikaner dar. Sie führen die Schüsse der Polizei auf einen fehlenden Sicherheitsgurt zurück und stellen die Rechtmäßigkeit der Schussabgabe der Polizisten in Frage. Einige Journalisten wie Jan A. Karon kritisieren diese Berichterstattung, die den Vorfall als Folge eines nicht angelegten Sicherheitsgurtes darstellt, als irreführend. Bodycam-Aufnahmen zeigen, dass Reed das Feuer eröffnete, bevor die Polizei reagierte. Es wird betont, dass es sich um Notwehr und nicht um institutionellen Rassismus gehandelt habe. Auch der Vorwurf des Rassismus sei problematisch, da einer der verletzten Polizisten selbst Afroamerikaner sei.