Swipen gegen Rechts: Linke betreiben Wahlkampf auf Dating-Plattform

Seit einiger Zeit tummeln sich auf der Dating-Plattform Tinder auch Aktivisten, die offen für die Sozialdemokraten und die Grünen werben. Auf den Profilen sei auf den ersten Blick erkennbar, dass die Aktivisten ein politisches Ziel verfolgen, so die Kampagnenleiterin.

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Swipen gegen Rechts: Linke betreiben Wahlkampf auf Dating-Plattform
Die Linke betreibt ihren Wahlkampf neuerdings auch auf der Dating-Plattform Tinder.© IMAGO / Rüdiger Wölk

Bern. – Nicht nur in Bayern, auch in der Schweiz stehen in diesem Monat wichtige Wahlen an. Am 22. Oktober finden im Nachbarland die Parlamentswahlen statt, bei denen Umfragen die Schweizerische Volkspartei (SVP) als Sieger sehen. Die Linke will mit „innovativen Wahlmethoden“ gegensteuern und betreibt ihren Wahlkampf neuerdings auch auf der Dating-Plattform Tinder. Dort suchen sie nach Matches und wollen so ihr Gegenüber zum Wählen animieren – inklusive Listenvorschlägen und Wahlempfehlungen für die Sozialdemokratische Partei (SP) und die Grünen.

Gemischte Rückmeldungen

Konkret funktioniert das so: Den Nutzern wird ein Profil von jemandem angezeigt. Anhand von Bild und Text entscheidet man dann, ob man die Person kennenlernen möchte – und wischt nach rechts – oder lieber nicht – und wischt nach links.

Letzte Woche trafen sich die rund 30 Aktivisten zu einem Austausch und einer Nachbesprechung. Virginia Köpfli, Kampagnenleiterin bei der Kampagnenorganisation Campax, sagt: „Die Rückmeldungen aus den Tinder-Chats sind gemischt. Viele fänden die Methode unterhaltsam und seien bereit für einen Austausch. „Einige sind auch dankbar, dass wir ihnen erklären, wie sie genau wählen können“, sagt sie. Bei allen stößt die Methode jedoch nicht auf positives Feedback: „Manche empfinden es als unangenehm“, gibt Köpfli zu. Dann würden sie aber sofort aufhören zu schreiben, versichert sie. Auf den Profilen sei auf den ersten Blick erkennbar, dass die Aktivisten ein politisches Ziel verfolgen. Die Leute wüssten also, auf wen sie sich einlassen, wenn sie nach rechts wischen und damit einem Chat zustimmen.

Kampagnenorganisation sorgte mit Aufklebern für Aufregung

Bereits im Juli hatte die Kampagnenorganisation Campax mit Briefkastenaufklebern für Aufsehen gesorgt: Sie zeigten ein Schaf mit der Aufschrift „FCK NZS“ und der Botschaft „Stopp SVP-Propaganda. Auch kein FDP-Material. Denn mit Listenverbindungen ist jede Stimme auch eine für die SVP.“ Was als Aufkleber gegen Parteiwerbung gedacht war, entpuppte sich schnell als weit mehr als eine banale Unfreundlichkeit: Denn mit dem Ausdruck „Fuck Nazis“ verunglimpft die Kampagnenorganisation des ehemaligen Greenpeace-Aktivisten Andreas Freimüller beide Parteien als Nationalsozialisten.

Die Aktion der Organisation, in deren Vorstand auch Grünen-Präsident Balthasar Glättli sitzt, erntete viel Kritik. So kommentierte unter anderem der Zürcher Gemeinderat Jehuda Spielman auf X )früher Twitter): „Liebe @campaxorg, bin ich (FDPler und Nachkomme von Holocaustopfern) auch ein Nazi?“ Campax entfernte daraufhin die Aufschrift auf dem Shirt des Schafes. Dazu schrieb die Organisation: „Wir können nachvollziehen, dass unser erstes Sujet missverständlich war, deshalb gibts das Schaf nun ohne T-Shirt. Trotzdem: Wir wollen kein Material der SVP-Hetzkampagne in unserem Briefkasten, und ja, dank Listenverbindung gilt es auch für die FDP.“