Robert Habeck, es ist Zeit zu gehen!

Wie vor wenigen Tagen bekannt geworden ist, wird der grüne Wirtschaftsstaatssekretär Graichen wegen des Vorwurfs der Vetternwirtschaft in den einstweiligen Ruhestand versetzt. FREILICH-Autor Julian Marius Plutz reicht das nicht. Er möchte, dass auch Robert Habeck seinen Job verliert.

Kommentar von
23.5.2023
/
4 Minuten Lesezeit
Robert Habeck, es ist Zeit zu gehen!
Julian Marius Plutz

Sehr geehrter Robert Habeck!

Am liebsten würde ich schreiben: „Sie kennen mich“, wie damals Angela Merkel, als sie als Mutter ohne Kinder die Nation in den Wahlkampf einstimmte, der ungefähr so spannend war, wie eine Folge „Forsthaus Falkenau“. Aber ich befürchte, Sie kennen mich gar nicht. Jetzt werden Sie mich kennenlernen ... Das klingt doppeldeutig.

Darf ich mich Ihnen vorstellen? Mein Name ist Julian Marius Plutz und ich bin Publizist. Das klingt besser als Journalist und nicht so großspurig wie „Autor“, ist aber im Prinzip das gleiche. Und es reimt sich auf „Populist“ und ist vom Klang her nicht weit weg vom Pulitzer-Preis. Ich denke, das mit dem Populismus kriege ich ganz gut hin und das mit dem Preis … Naja, da halte ich mich an Flaubert: „Ehren entehren. Titel werten ab. Ein Amt verblödet.“ Wo wir direkt bei meinem Anliegen sind.

So funktioniert das grüne Netz

Ich möchte, dass Sie Ihren Job verlieren. Ich weiß, das klingt ziemlich hart, aber es ist so. Sie sind fehl besetzt wie Oli Kahn in der Sturmspitze, ein Veganer als Chef der Metzgerinnung oder ein Ornithologe im OP-Saal. Es hätte uns damals schon auffallen müssen, als Sie die Pendlerpauschale nicht erklären konnten. Aber die Deutschen sind ein genügsames Volk, daher hat man auch 16 Jahre Kohl hingenommen. „Man gewöhnt sich an alles“, ist auch so ein Sprichwort, was wahr wird, wenn man die Arbeit der Ampel-Koalition betrachtet. Wenn sich das Mittelmaß als unerreichbare Höhe entpuppt, dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit Ihre Partei, die Grünen, beteiligt.

Die Sache mit Graichen und die zahllosen grünen Amigos ist da nur die Spitze des Eisbergs. Ich verstehe Sie ja: Da Ihre Kompetenz sich bis auf infantile Kinderbücher, zwei davon durfte ich bereits lesen, auf einen schnoddrigen Schwiegermuttercharme mit leichter Jever-Fahne beschränken, mussten Sie sich schon früh ein Netzwerk aufbauen. Es durfte nicht auffallen, dass Sie nichts konnten. Daher beförderten Sie sukzessive Freunde und Familienmitglieder, die ohne Ihr Zutun niemals zu solch hoch dotierten Stellen gekommen wären.

Von diesen ernteten Sie Dankbarkeit und Loyalität. Treue und Stillschweigen ist für Ihre Jünger keine grüne Theorie, sondern Lebensinhalt und Existenzberechtigung. So funktioniert die Mafia, so funktioniert der Clan, so funktioniert Ihr grünes Netz, das nur darauf aus ist, Macht zu erhalten und Macht auszubauen. Sie sind der grüne Helmut Kohl, mit dem Unterschied, dass bei dem Ex-Kanzler das Essen um Welten besser war. Immerhin.

Nach Langstrecken-Luisa folgt der Fernreisen-Robert

Dass ihr Amigo Graichen gegangen ist, ist logisch, aber zu wenig. Ich frage mich, wenn Sie Deutschland, laut einem Buch von ihnen, schon immer „zum Kotzen“ fanden und mit Nationalstolz noch nie etwas anfangen konnten, dann frage ich mich, was überhaupt Ihre Berechtigung ist, dass Sie das Amt als Wirtschaftsminister bekleiden? Ihnen ist dieses Land egal, dann offensichtlich auch die hiesige Wirtschaft. Warum leben Sie dann noch hier? Kaufen Sie sich diese Flatterhosen und leben Sie ein Jahr in Indien, anschließend retten Sie die Wale im Pazifik, dann die Neg... Verzeihung, die Schwarzen im Kongo. Anschließend geht es in den Kibbuz.

Apropos: Wie war eigentlich Ihr Urlaub in Israel? Haben Sie sich schön entspannt, um anschließend zu fordern, dass das Volk die Ferien doch lieber in Deutschland verbringen sollte? Auch hier verwirren Sie mich auf mehreren Ebenen. Warum leben Sie nicht Ihre eigene Verzichtkultur vor? Nach Langstrecken-Luisa folgt der Fernreisen-Robert? Glauben Sie, dass Ihnen Ihr billiges, doppeltes Spiel irgendjemand abkauft? Halten Sie Ihre Wähler für so doof?

So funktionert Macht

Offenbar, oder weshalb sagen Sie den Deutschen, sie sollen in Deutschland Urlaub machen, das Land, mit dem Sie nichts anfangen können? Können Sie etwa mit den Deutschen auch nichts anfangen? Zu dem Schluss muss man kommen. Dann bleibt aber die Frage, weshalb Sie einen Job angenommen haben, der, zumindest formal, „zum Wohle des Deutschen Volkes“ verrichtet werden sollte?

Am Ende geht es um eines: Um Macht. Ich war auch mal idealistisch, ein bisschen zumindest, und dachte, dass es Politikern um die Menschen und um das Land geht. Wahrscheinlich gibt es sogar Volksvertreter, die das ehrlich im Sinne haben. Doch sobald die hohen Posten rufen, verschwindet Moral und Anstand, falls beides jemals vorhanden war. Es ist ernüchternd, einerseits, auf der anderen Seite aber bin ich Ihnen, Robert Habeck, auch dankbar. Denn Sie zeigen in aller Offenheit und mit ganzer Transparenz, wie Macht in der Politik funktioniert.

„Nimm Claudia Roth doch gleich mit“

Gerade eben erreicht mich eine Mail, fragen Sie nicht ich bin in allen möglichen Verteilern. „Einhundert Klimaaktivist:innen von Greenpeace, Stay Grounded, Extinction Rebellion, Scientist Rebellion und andere Klimagerechtigkeitsgruppen aus 17 Ländern, blockieren derzeit friedlich mehrere Privatjets auf Europas größter Verkaufsmesse für Privatflugzeuge, der European Business Aviation Convention & Exhibition (EBACE) in Genf.“

Da haben Sie Glück gehabt, dass Sie im Februar gerade noch nach Tel Aviv gekommen sind. Ihre Doppelmoral ist schamlos, ihr Gestus peinlich und ihr politischer Antrieb verlogen. Robert, darf ich dich duzen? Robert, es ist Zeit für dich zu gehen. Eigentlich gab es noch nie überhaupt eine Zeit für dich in der Politik. Mach’s gut. Tust du mir noch einen Gefallen? Nimm die Claudia Roth doch gleich mit. Die exaltierte Hupfdohle aus Ulm übertrumpft dich sogar in Peinlichkeit, was eine reife Leistung darstellt.

Es grüßt Dich auf das Herzlichste
Julian Marius Plutz


Zur Person:

Julian Marius Plutz, 1987 geboren, ist freier Journalist und schreibt unter anderem für die Achse des Guten, TheGermanZ und die Jüdische Rundschau.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.