MDR-Redakteur ruft nach AfD-Erfolg zum Boykott des Landkreises Sonneberg auf

Die Bundesrepublik rätselt noch, wie sie mit dem Wahlsieg der AfD in Sonneberg umgehen soll. Nun hat ein MDR-Redakteur einen umstrittenen Vorschlag gemacht.

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MDR-Redakteur ruft nach AfD-Erfolg zum Boykott des Landkreises Sonneberg auf
MDR-Logo© IMAGO / Dirk Sattler

Der Sieg des AfD-Landratskandidaten Robert Sesselmann in der Stichwahl am vergangenen Sonntag hat für viel Aufregung gesorgt. Vor allem Akteure aus dem Mainstream scheinen sich an demokratischen Entscheidungsprozessen zu stören. Der Redakteur des Mitteldeutschen Rundfunks, Michael Voß, immerhin Chef vom Dienst, veröffentlichte noch am Wahlabend einen Tweet, der den Landkreis Sonneberg auf einer Karte zeigte. Dazu schrieb er: „Seine Bewohner haben heute in einer freien demokratischen Stichwahl einen Politiker der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Thüringer AFD zum Landrat gewählt.“ Die Konsequenz müsse ein Boykott des Landkreises sein, so Voß: „Schützt die Demokratie und boykottiert den Landkreis Sonneberg im Tourismus, in der Wirtschaft und auf allen Ebenen. Es darf später nicht wieder heißen, man habe es nicht gewusst.“

Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Viele Nutzer, auch solche, die sich nicht der AfD zugehörig fühlen, sprachen den Redakteur auf den Tweet an und äußerten ihr Unverständnis. Selbst MDR-Kollegen distanzierten sich: „Lieber Michael, wir arbeiten ja bei.m selben Sender und ich teile deinen Vorschlag nicht.“ Vor allem aber AfD-Mitglieder und Sympathisanten zeigten sich entsetzt. So schrieb der Thüringer AfD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Pohl, der MDR sei zur Neutralität verpflichtet. Er erkenne aber nun zunehmend eine Eskalation der Situation. Der Publizist Marvin T. Neumann wählte scharfe Worte gegen Voß' Vorschlag: „Der Chef vom Dienst beim Mitteldeutschen Rundfunk ruft zur ökonomischen Bekämpfung eines Landkreises auf, nur weil die ortsansässigen Bürger nicht so gewählt haben, wie es sich das politmediale Establishment gewünscht hat". Der „kalte Bürgerkrieg von oben“, so Neumann, sei längst im Gange.