Kaum Geld: Bundesregierung vernachlässigt deutsches Kulturerbe in Osteuropa
Trotz der Bedeutung des deutschen Kulturerbes in Osteuropa fließen seit Jahren kaum Bundesmittel in dessen Erhalt. In der Regel sind es lokale Initiativen und Vereine, die sich um den Schutz historischer Bauten und Stätten kümmern.
Der Ratsturm in der Altstadt von Sibiu, Siebenbürgen.
© IMAGO / imagebrokerBerlin. – Seit Jahren stellt die Bundesregierung nur überschaubare Summen für den Erhalt deutschen Kulturguts in den historischen Siedlungsgebieten Osteuropas bereit. Zwischen 2015 und 2019 waren im Bundeshaushalt jeweils 496.000 Euro veranschlagt, auch von 2021 bis 2024 blieb es bei dieser Summe. Lediglich im Jahr 2020 gab es eine Ausnahme: Damals waren 996.000 Euro vorgesehen, von denen 500.000 Euro zweckgebunden für den Erhalt der Kirchenburgenlandschaft im rumänischen Siebenbürgen reserviert wurden.
Laut Bundesregierung gehen die Projektinitiativen vielfach von deutschen Vereinigungen, Hochschulen und kirchlichen Partnergemeinden aus, die sich gemeinsam mit der heutigen Bevölkerung für die Erhaltung oder Restaurierung dieses Kulturguts einsetzen. Die Arbeit erfolge dabei im Einklang mit den jeweils zuständigen Behörden vor Ort.
Einschränkungen in Russland
Während die Kooperation in den meisten Ländern Osteuropas als gut beschrieben wird, seien die im russischen Oblast Kaliningrad ebenfalls in den 1990er-Jahren einsetzende Wiederentdeckung des deutschen Kulturerbes und die gemeinsamen Bemühungen um Erhaltungsmaßnahmen in den vergangenen zehn Jahren aufgrund zunehmender Restriktionen seitens der russischen Behörden zum Erliegen gekommen, wie die Bundesregierung erklärt.
Weltweites Engagement in Einzelfällen
Neben Osteuropa unterstützt die Bundesregierung auch den Erhalt deutscher Kulturgüter in anderen Regionen. Aus den Anlagen zur Bundestagsdrucksache geht hervor, dass Restaurierungen unter anderem an der Azania-Front-Kirche in Tansania, der Synagoge in São Paulo, der Krypta der Dormitio-Abtei in Jerusalem und am Richard-Wagner-Theater in Riga gefördert wurden. Darüber hinaus wurden Projekte wie die „Denkmaltopographie Siebenbürgen” oder das digitale „Dehio-Handbuch Ostmitteleuropa” gefördert, die Inventarisierungen und Dokumentationen ermöglichen.