Mädchen aus Österreich könnte in „Scharia-Keller“ festgehalten werden

Ein seit über einem Jahr verschwundenes Mädchen aus Innsbruck könnte in Berlin in einem sogenannten Scharia-Keller gefangen gehalten werden.

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Mädchen aus Österreich könnte in „Scharia-Keller“ festgehalten werden
Verschleierte Frauen in Köln. (Symbolbild)© IMAGO / Panama Pictures

Innsbruck/Berlin. – Seit über einem Jahr wird die heute 16-jährige Sara aus Innsbruck vermisst. Die Polizei geht davon aus, dass Sara nach islamischem Recht zwangsverheiratet wurde und mit einem unbekannten Mann Österreich verlassen hat. Wohin, ist noch unklar. Als Aufenthaltsort wurde Deutschland vermutet, wie die Kleine Zeitung berichtet. Nun sind neue Informationen aufgetaucht, die darauf hindeuten, dass sich Sara in Berlin aufhalten könnte und von einer islamistischen Sekte in einem „Scharia-Keller“ gefangen gehalten wird.

Polizei prüft Hinweise

Bei dem sogenannten Scharia-Keller handelt es sich um mehrere Räumlichkeiten, die von radikalen Islamisten angemietet worden sein sollen, um junge Frauen zur Zwangsprostitution zu zwingen. „Das können wir derzeit nicht bestätigen. Die Hinweise werden noch geprüft“, sagt Christoph Kirchmair, Leiter des Innsbrucker Kriminalreferats. Den Hinweis erhielt die Polizei von Saras Mutter Yasmin S., die anonym bleiben möchte. Sie sei über TikTok auf eine junge Frau gestoßen, die Sara kennen soll. Angeblich waren beide Mitglieder einer WhatsApp-Gruppe, wo junge Mädchen Informationen bekommen, wie sie nach Berlin gelangen. S. habe die Chatverläufe gelesen.

Mittlerweile melden sich auch in den Sozialen Netzwerken vermehrt Männer, die behaupten, zur Gruppe rund um den „Scharia-Keller“ zu gehören. „Es kommen laufend Hinweise dazu, aber die Videos werden sehr schnell wieder vom Netz genommen“, sagt Kirchmair, der eng mit der deutschen Polizei in Kontakt steht. Wie seriös die Hinweise sind, kann die Polizei derzeit nicht sagen.

Radikalisierung nimmt immer weiter zu

Yasmin S. ist sich jedenfalls sicher, dass ihre Tochter in Berlin ist. S. erinnert sich an eine merkwürdige Begegnung mit einem Mann. Er habe sie im Sommer in Innsbruck auf offener Straße angesprochen und erzählt, dass Sara als Prostituierte in einem Keller festgehalten werde. Seit Saras Verschwinden hat Yasmin S. nichts von ihrer Tochter gehört: „Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Ich habe so große Angst um sie“, sagt S.

Mit 14 Jahren begann sich Sara zu radikalisieren. „Sie war ein ganz normaler Teenager. Dann fing sie an, sich zu verschleiern. Bevor sie weg war, trug sie nur noch einen Niqab, einen Gesichtsschleier“, sagte S. einst in einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Sara beschimpfte ihre Mutter, sprach davon, islamisch heiraten zu wollen.

In der Beratungsstelle Extremismus häufen sich seit einigen Monaten die Anrufe von Angehörigen, die Ähnliches berichten. Junge Mädchen und Jungen, oft aus nichtmuslimischen Familien, konvertieren und wenden sich dem salafistischen Islam zu. Verena Fabris, Leiterin der Beratungsstelle Extremismus: „Die Gründe sind vielfältig. Insbesondere bei jungen Frauen. Eine Rolle spielen Krisen, Gewalterfahrungen, psychische Probleme. Aber auch Diskriminierung, Suche nach Zugehörigkeit oder Rebellion gegen das Elternhaus können dazu führen, dass sich junge Frauen fundamentalistisch-religiösen Strömungen zuwenden.“