„Ausländer raus“: Immer mehr Veranstaltungen und Radios verbieten Partylied

Der bekannte und eigentlich unpolitische Partyhit „L'amour toujours“ von Gigi D'Agostino ist ein Welthit, zu dem schon vor zwanzig Jahren gerne getanzt und gefeiert wurde und viele es auch heute noch tun. Doch nun wird der harmlose Ohrwurm von vielen Veranstaltern und auch Radiosendern gecancelt. Begründet wird dies unter anderem damit, dass das Lied eine „ganz klare rechtsradikale Konnotation“ erhalten habe.

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„Ausländer raus“: Immer mehr Veranstaltungen und Radios verbieten Partylied
Das Sylt-Video, das seit Tagen in den Medien diskutiert wird, hat eine Art Kettenreaktion ausgelöst.© IMAGO / Design Pics

In den letzten Monaten wurde der populäre Hit „L'amour toujours“ von Gigi D'Agostino vermehrt auf Festen und in Diskotheken verwendet, um die eingängige Hookline des Liedes mit den Worten „Ausländer raus, Ausländer raus, Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ zu ergänzen. Der letzte medial breitgetretene Fall ereignete sich auf Sylt. Auf einem nur wenige Sekunden langen Video, das an Pfingsten entstanden sein soll, ist zu sehen und zu hören, wie Besucher eines Lokals zur Melodie des Partyhits die genannten Parolen singen. Für einige der im Video zu sehenden und zu hörenden Personen hatte dies bereits Konsequenzen.

Verbote auf Oktoberfest und Lüneburger Stadtfest

Aufgrund ähnlicher Fälle wie auf Sylt wird der Partyhit inzwischen auf immer mehr Veranstaltungen und sogar von Radiosendern verboten. So kündigte erst kürzlich der Oktoberfest-Veranstalter und Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) im Bayerischen Rundfunk (BR) an, „das Lied wird nicht gespielt – weder im Zelt noch sonst irgendwo“. Das Lied an sich sei nicht rechtsradikal, aber es habe eine „ganz klare rechtsradikale Konnotation“ bekommen, sagte Baumgärtner. Das Münchner Oktoberfest sei international und weltoffen, deshalb gebe es eine klare Anweisung an Wirte und Schausteller.

Doch nicht nur auf dem Oktoberfest, sondern auch auf vielen anderen Veranstaltungen soll der Hit nicht mehr gespielt werden. An diesem Wochenende steht zum Beispiel das Stadtfest in Lüneburg an, bei dem das Lied ebenfalls nicht gespielt wird. Melanie-Gitte Lansmann, Geschäftsführerin der Lüneburg Marketing (LMG), erklärte dazu: „Nach internen Beratungen haben wir entschieden, das Lied bei ‚Lüneburg feiert!‘ zu verbieten.“ Alle beauftragten DJs hätten Verständnis für die Entscheidung geäußert und dieser voll zugestimmt, so die LMG-Chefin. Sollte sich doch eine oder einer der Vorgabe widersetzen, werde der Auftritt sofort abgebrochen. „Ein zweites Engagement wird es dann natürlich nicht mehr geben“, so Melanie-Gitte Lansmann.

Österreichische Radiosender nehmen Hit aus Programm

Auch in Österreich hat das Sylt-Video offenbar einen Stein ins Rollen gebracht. Die größten Radiosender Ö3 und Kronehit haben L'amour tojours nicht mehr in ihrer Playlist. Wie die APA berichtet, hatte Ö3 das Lied schon länger nicht mehr im Programm. Bei Kronehit wurde es nach dem Sylt-Video in den Bundesländern Kärnten und Niederösterreich nach längerer Diskussion aus der Playlist genommen, wie der Sender gegenüber dem Kurier erklärte.

Die Berichterstattung rund um das Sylt-Video und das Verbot des Liedes rief erwartungsgemäß auch zahlreiche Reaktionen in den Sozialen Netzwerken hervor. So schrieb Martin Sellner auf X: „Die größten Radiostationen in Österreich verbieten jetzt das gesamte Lied. Sie sind panisch. Sie haben keine kulturelle Kraft mehr. Was wir anfassen und uns aneignen, können sie nicht zurückerobern. Jedes Verbot macht uns stärker und anziehender.“