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„Deutsche werden zwangsläufig ärmer“

In einem aktuellen Interview kritisiert der prominente Ökonom Kenneth S. Rogoff das Handeln der deutschen Bundesregierung und ihren Umgang mit der Krise.

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„Deutsche werden zwangsläufig ärmer“

Kenneth Rogoff

© flickr CC BY-ND 2.0

Berlin. - Trotz Inflation und Krieg in der Ukraine ist die deutsche Wirtschaft nach Ansicht von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wieder auf dem Weg der Besserung. Über eine Rezession müsse man sich keine Sorgen mehr machen, sagte er vergangene Woche dem Wirtschaftsdienst Bloomberg. „Ich bin absolut überzeugt, dass wir das nicht erleben werden“, so der Kanzler. Harvard-Professor Kenneth S. Rogoff, ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), wundert sich: „Ich bin überrascht und erstaunt, woher plötzlich dieser Optimismus kommt“, sagte er der BILD. Rogoff prognostiziert: „Europa und die Deutschen müssen sich darauf einstellen, dass sie ärmer werden.“

Deutschland in der Dauerkrise

Zudem ist der Preisschock noch nicht überwunden. „Die Inflation wird vielleicht schwächer werden, aber nicht verschwinden“, sagt Rogoff. „Mit der Inflation ist es wie mit einer Diät: Um die letzten Kilos zu verlieren, muss man am härtesten kämpfen.“ Die Frage ist nicht, ob Deutschland vor einer Wirtschaftskrise steht“, so Rogoffs Prognose. „Die Frage ist, wie schwer sie ausfallen wird.“ Mögliche Investoren würden daher Europa und Deutschland meiden. Für Investoren gäbe es derzeit „viele gute Gründe“ keine Investitionen in Deutschland zu tätigen. Schuld daran sei vor allem die politische Lage auf Bundesebene. Denn nicht nur Putin, auch Scholz sei für die drohende Wirtschaftsflaute verantwortlich: „Die Bundesregierung dreht gerade wichtige Reformen am Arbeitsmarkt und bei den Sozialsystemen zurück, die dem Land ein starkes Wirtschaftswachstum ermöglicht haben.“

Der Staat auf Entschlackungskur

Rogoff erklärt: „Wenn es Europa gut geht, stagniert die Wirtschaft und die Inflation bleibt hoch. Wirtschaftswissenschaftler nennen das eine ‚Stagflation‘ und die hat in den 70er-Jahren zu einer langen Durststrecke geführt, in der viel Wohlstand verloren gegangen ist.“

Der IWF-Experte attestiert den Entscheidungsträgern ein gewisses Maß an kognitiver Verdrängung: „In der Politik habe ich leider manchmal den Eindruck, dass man sich diese Wahrheit nicht eingestehen will. Denn sonst würde man anders und entschlossener handeln.“ Er forderte eine deutliche „Diät“ für den Staat und großflächige Steuererleichterungen für die Bevölkerung.

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