Renommierter Historiker Ferguson: „Wokeness ist wie eine verrückte Religion“

In einem Interview bezeichnete der renommierte Historiker Niall Ferguson woke Geisteshaltung als „verrückte Religion“ und erklärte, er vermisse die traditionellen Ideale an den Universitäten. Deshalb hat er jetzt seine eigene Universität mitbegründet.

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Renommierter Historiker Ferguson: „Wokeness ist wie eine verrückte Religion“
© IMAGO / ZUMA Wire

Austin (Texas). – Niall Ferguson, einer der weltweit renommiertesten Historiker und ehemaliger Professor an Eliteuniversitäten wie Harvard, Stanford und der London School of Economics, kritisiert den Zustand des amerikanischen Hochschulwesens und erläutert seine Beweggründe für die Gründung der University of Austin in Texas. In einem Interview mit Zeit Online äußert sich Ferguson, jetzt Mitbegründer der University of Austin, zu den Beweggründen für seine Entscheidung: „Ich lehre seit mehr als 20 Jahren in den USA, und in dieser Zeit hat sich eine woke Geisteshaltung ausgebreitet. Es ist wie eine verrückte Religion. Sie bestimmt darüber, was Menschen an den Universitäten sagen müssen und was sie nicht sagen dürfen.“.

Die Idee, eine alternative Institution zu gründen, entspringt Fergusons Wunsch, zu den traditionellen Idealen der Universität zurückzukehren: „Mit unserer neuen Universität in Austin versuchen wir eine Universität aufzubauen, die den alten Idealen verpflichtet ist: einer Suche nach Erkenntnis, vielleicht auch nach Wahrheit.“

Wie eine „verrückte Religion“

Die Kritik an bestehenden Eliteuniversitäten wie Harvard und Stanford richtet sich vor allem gegen die Einschränkung der Rede- und Meinungsfreiheit sowie gegen die politische Einflussnahme auf Forschung und Lehre: „Diese politischen Elemente konnten sich Universitäten gefügig machen, weil die Universitätspolitik und -verwaltung versagt hat.“ Auf die Frage nach konkreten Beispielen für diese Einschränkungen verweist Ferguson auf Berichte der Fire Foundation, einer Organisation, die sich für die Meinungsfreiheit an Universitäten einsetzt: „Die Zahl der Vorfälle, in denen die freie Rede und Forschung eingeschränkt werden, hat einen neuen Höchststand erreicht“.

Die Entscheidung, die University of Austin zu gründen, spiegelt auch Fergusons Frustration über die mangelnde Veränderungsbereitschaft der bestehenden Institutionen wider: „Ich bin überzeugt, das gelingt nicht in einer Zeitspanne, die mit meiner Lebenserwartung vereinbar ist“. Die Diskussion über die Motivation hinter der Gründung der University of Austin führt zu Fragen über die Finanzierung und den pädagogischen Ansatz der neuen Institution. Ferguson betont, dass die Universität als Start-up betrachtet wird und bisher beträchtliche private Investitionen erhalten hat.

Der pädagogische Ansatz der University of Austin ziele darauf ab, eine offene Diskussionskultur zu fördern und akademische Exzellenz unabhängig von politischen Überzeugungen oder sozialem Hintergrund zu unterstützen: „Freie Meinungsäußerung ist unser höchstes Gut“. Die Gründung der University of Austin ist ein Schritt, den Status quo im amerikanischen Hochschulwesen herauszufordern und eine alternative Institution zu schaffen, die sich auf akademische Freiheit, Exzellenz und offenen Diskurs konzentriert – so das Ziel der Gründer. Niall Ferguson ist überzeugt: Es braucht eine Universität, die sich traditionellen Bildungsidealen verpflichtet fühlt, eine Alternative zu den etablierten Eliteuniversitäten.