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Geheimaktion enthüllt: Großbritannien flog heimlich Tausende Afghanen ein

Tausende Afghanen wurden nach einem massiven Datenleck heimlich nach Großbritannien eingeflogen, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfuhr. Erst jetzt durfte darüber berichtet werden.

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London. – Als Folge eines schwerwiegenden Datenlecks im Verteidigungsministerium wurden nahezu 7.000 afghanische Staatsangehörige heimlich nach Großbritannien gebracht. Dabei wurden die persönlichen Daten von fast 20.000 Menschen offengelegt, die einst mit britischen Kräften in Afghanistan zusammengearbeitet hatten. Der Fehler wurde Medienberichten zufolge bereits im Februar 2022 begangen, aber erst im August 2023 entdeckt. Über ein Jahr lang war es der Öffentlichkeit untersagt, darüber zu berichten – per sogenannter Superinjunction.

Regierung hielt Datenleck jahrelang geheim

Erst jetzt konnte der Vorfall öffentlich gemacht werden, nachdem ein britischer Richter die Geheimhaltung aufgehoben hat. Die Enthüllung löst nun eine politische Debatte aus. Das britische Verteidigungsministerium rechnet mit direkten Umsiedlungskosten in Höhe von rund 850 Millionen Pfund. Ein internes Dokument vom Februar 2025 schätzte den Gesamtaufwand sogar auf bis zu sieben Milliarden Pfund, eine Zahl, die laut Ministerium inzwischen überholt ist. Dennoch wird der Schaden für die britischen Steuerzahler auf mindestens sechs Milliarden Pfund beziffert, inklusive bereits bestehender Hilfsprogramme für afghanische Ortskräfte.

Liste mit über 18.000 Namen verloren

Die Panne soll durch den unsachgemäßen Umgang mit einer E-Mail ausgelöst worden sein, die eine Liste mit den Daten von 18.714 afghanischen Antragstellern enthielt. Diese hatten versucht, über das sogenannte Afghan Relocation and Assistance Policy (ARAP)-Programm Schutz in Großbritannien zu erhalten. Nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent von ihnen wären tatsächlich für das ARAP-Programm infrage gekommen.

Laut einer anonymen Quelle seien einige der auf der Liste genannten Personen später getötet worden, wie Sky News berichtet. Ob dies in direktem Zusammenhang mit dem Datenleck steht, ist unklar. Ebenso ist nicht bekannt, ob die Taliban inzwischen im Besitz der Daten sind. Fest steht: Das Verteidigungsministerium hat die Kontrolle über die Informationen verloren.

Anwälte sprechen von gezielter Vertuschung

Die Anwaltskanzlei Barings Law, die rund 1.000 der Betroffenen vertritt, wirft der britischen Regierung vor, sie habe „wiederholt“ versucht, die Wahrheit vor der britischen Öffentlichkeit zu verbergen. Adnan Malik, Leiter des Bereichs Datenschutz bei Barings Law, erklärte, es handele sich um ein „außerordentlich schwerwiegendes Datenleck“, durch das Menschen gefährdet würden, die britischen Kräften dabei geholfen hätten, „Terrorismus zu bekämpfen und Stabilität in der Region zu fördern“. Insgesamt seien etwa 20.000 Menschen betroffen. Die Mandanten lebten weiterhin in Angst vor Repressalien und hätten Dankbarkeit und Diskretion verdient.

Superinjunction deckte Geheimprogramm ab

Wie nun bekannt wurde, hatte die konservative Vorgängerregierung im Jahr 2023 ein geheimes Programm ins Leben gerufen, um afghanische Staatsangehörige aufzunehmen, die zwar vom Datenleck betroffen waren, aber nicht unter das ARAP-Programm fielen. Im Rahmen dieses Sonderprogramms sollen insgesamt etwa 6.900 Personen – darunter 1.500 direkt Betroffene und ihre Familienangehörigen – umgesiedelt worden sein. Zusätzlich dazu wurden über das ARAP-Programm weitere Tausende nach Großbritannien gebracht. Laut The Times beläuft sich die Gesamtzahl der bislang Relokierten auf 18.500, weitere 5.400 Personen hätten bereits Einladungsschreiben erhalten und sollen in den kommenden Wochen eingeflogen werden. Damit steigt die Zahl der Betroffenen, die nach Großbritannien gebracht werden, auf knapp 24.000. Die übrigen Betroffenen würden, so die Zeitung, in Afghanistan zurückgelassen.

Verteidigungsminister entschuldigt sich

Verteidigungsminister John Healey hat sich am Dienstag im britischen Unterhaus für die Panne entschuldigt. Er sprach von einer „aufrichtigen Entschuldigung“ und zeigte sich „tief besorgt über den Mangel an Transparenz“. Niemand in der Regierung wolle Informationen auf diese Weise vor der Öffentlichkeit, dem Parlament oder der Presse zurückhalten, betonte er.

Die aktuelle Affäre ist nicht der erste Datenschutzskandal im Zusammenhang mit afghanischen Ortskräften. Bereits im September 2021 waren durch einen anderen Fehler die personenbezogenen Daten von 265 Afghanen versehentlich an Hunderte weitere Personen verschickt worden. Vier Jahre später kündigte das Verteidigungsministerium eine Entschädigung von bis zu 4.000 Pfund pro Person an. Im Dezember 2023 verhängte die britische Datenschutzbehörde ein Bußgeld in Höhe von 350.000 Pfund und bezeichnete den Vorfall als „gravierend” und potenziell lebensbedrohlich”

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