Ausstellung in London: „Die ersten Briten waren Schwarze“

Bereits im Herbst letzten Jahres sorgte das Kinderbuch Brilliant Black British History der in Nigeria geborenen Autorin Atinuke für Aufregung. Darin wird behauptet, die ersten Briten seien Schwarze gewesen und Stonehenge sei von Schwarzen erbaut worden. Kürzlich fand in London eine Ausstellung statt, die auf dem Kinderbuch basierte und diese Behauptungen weiter verbreitete.

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Ausstellung in London: „Die ersten Briten waren Schwarze“
Das Kinderbuch mit dem Titel Brilliant Black British History diente der Ausstellung in London als Vorlage.© Bloomsbury

London. – Die Ausstellung „Brilliant Black British History“, die auf dem gleichnamigen Kinderbuch der in Nigeria geborenen Autorin Atinuke basiert und bis zum vergangenen Wochenende in Brixton, einem multikulturellen Stadtteil im Süden Londons, zu sehen war, erregte die Gemüter der Briten. Die Ausstellung behauptete nämlich, dass die ersten Briten schwarz waren und dass „Großbritannien 7.000 Jahre lang schwarz war, bevor die Weißen kamen“. Diese Behauptungen stützten sich auf eine genetische Untersuchung der etwa 10.000 Jahre alten Überreste des „Cheddar-Man“, die nahe legten, dass die frühen Briten eine dunkle Hautfarbe hatten.

Genetische Untersuchung als Grundlage für Behauptung

„Mit Hilfe von DNA-Tests haben Wissenschaftler eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Die ersten Einwanderer, die vor rund 12.000 Jahren nach Großbritannien kamen, hatten schwarze Haut. Ja, es stimmt, die allerersten Briten waren schwarz“, hieß es auf einer der Schautafeln. Durch das Scannen eines QR-Codes konnten die Besucher ein Audio anhören, das diese Aussage weiter erläuterte: „Die ersten weißen Briten wanderten vor 4.500 Jahren v. Chr. ein. Davor war Großbritannien 7.000 Jahre lang schwarz“.

Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass eine genetische Untersuchung des sogenannten Cheddar-Man, der ältesten menschlichen Überreste, die in Großbritannien gefunden wurden, gezeigt hat, dass bestimmte Gene darauf hindeuten, dass er wahrscheinlich blaue Augen und eine Reihe möglicher Hautpigmentierungen von „dunkel bis schwarz“ hatte. Ein Modell des „Cheddar-Man“, das damals in einem Dokumentarfilm von Channel 4 gezeigt wurde, stellte den mesolithischen Jäger und Sammler mit einer sehr dunklen Hautpigmentierung dar. Die Genetikerin Susan Walsh von der Indiana University - Purdue University in Indianapolis, die an der Rekonstruktion des Gesichts des „Cheddar-Man“ beteiligt war, erklärte jedoch kurz darauf, es sei zwar „wahrscheinlich“, dass er dunkle Haut gehabt habe, aber die DNA-Tests seien noch nicht weit genug fortgeschritten, um dies mit Sicherheit sagen zu können.

Historiker über „Besessenheit von Hautfarbe“ verblüfft

Die Ausstellung „Brilliant Black British History“ untersuchte die rassische Zusammensetzung Großbritanniens von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart und behauptete, dass der römische Kaiser Septimius Severus aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. „ein schwarzer römischer Herrscher“ gewesen sei. Severus, der im späteren York starb, wurde in Nordafrika geboren, war aber italienischer und nahöstlicher Abstammung. In der Ausstellung wurde auch behauptet, dass elf Prozent der römischen Bevölkerung Yorks „schwarz“ waren, was möglicherweise auf eine Studie aus dem Jahr 2009 zurückgeht, der zufolge elf Prozent einer Gruppe menschlicher Überreste Migranten gewesen sein könnten, die „hauptsächlich aus Nordafrika (dem heutigen Ägypten, Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen) stammten“.

Das Kinderbuch, das als Vorlage für die Ausstellung diente, hatte bereits im vergangenen Herbst für Aufregung gesorgt. Darin wurde behauptet, Stonehenge sei von Schwarzen erbaut worden (FREILICH berichtete). Wie der Telegraph berichtete, wurden diese Behauptungen inzwischen zwar abgeschwächt, aber sie stießen dennoch auf Kritik. So erklärte der britische Historiker und Cambridge-Professor David Abulafia: „Die Ausstellung in Brixton ist mir neu, aber der tendenziöse Ton scheint genau das zu sein, was ich mir erwarten würde. Die Besessenheit von der Hautfarbe von Menschen aus der fernen Vergangenheit Großbritanniens verblüfft mich völlig.“ Es sei unwahrscheinlich, dass es sie gegeben habe, sagt Abulafia, und selbst wenn, „haben sie ihre dunkle Hautfarbe nicht an die modernen Briten weitergegeben. Die meisten schwarzen Briten sind schließlich afrikanischer Abstammung.“ Menschen nach ihrer Hautfarbe zu beurteilen, sei rassistisch, und er verstehe nicht, warum irgendjemand, egal welcher Hautfarbe, das für wünschenswert halten sollte. Dies gelte sowohl für „Hasstiraden“ gegen weiße Männer als auch für „Hasstiraden“ gegen Schwarze oder Braune. „Die Anwesenheit einer sehr kleinen Zahl von Afrikanern in diesem Land während der zwei Jahrtausende bis zum 19. Jahrhundert wird maßlos übertrieben. Und die meisten dieser 'Afrikaner' kamen aus dem Norden des Kontinents und waren weiß oder hellbraun“.