Zwang zur ID Austria: Lehrerin droht Kündigung bei Nichtnutzung
Die neue App „ID Austria” soll die Digitalisierung vorantreiben, doch für eine Wiener Lehrerin hat sie schwerwiegende Folgen. Weil sie die Nutzung verweigert, droht ihr nach über 30 Dienstjahren die Kündigung.
Die Bundesregierung will bis 2030 alle Menschen in Österreich mit einer ID Austria ausstatten.
© FREILICHWien. – Seit dem 20. Juni ist die überarbeitete App „ID Austria“ für Nutzer in Österreich verfügbar. Sie ersetzt die bisherige App „Digitales Amt“. Laut dem für Digitalisierung zuständigen Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) steht die App für eine moderne Verwaltung mit klarer Struktur: „Wir stehen bereit als zentraler Schlüssel.“ Die Anmeldung kann nun wahlweise per Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder über einen PIN-Code und das Gerätepasswort erfolgen.
Einsatz auch in der Privatwirtschaft geplant
Die neue ID Austria ist nicht nur für den öffentlichen Bereich vorgesehen. Unternehmen sollen sie künftig einfacher in ihre Systeme integrieren können, insbesondere für sichere Log-in-Prozesse. Pröll schlug vor, dass auch Social-Media-Plattformen die digitale Identität nutzen könnten, etwa zur Alterskontrolle bei TikTok & Co.
Derzeit nutzen mehr als 3,9 Millionen Menschen in Österreich die ID Austria. Über 500 Anwendungen sind bereits integriert – von der Meldung eines Wohnsitzwechsels bis hin zu digitalen Ausweisen wie dem Altersnachweis oder Führerschein.
Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis 2030 allen Menschen in Österreich eine ID Austria zur Verfügung zu stellen. Künftig soll der gesamte Ablauf eines Wohnsitzwechsels – von Kindergartenplatzsuche bis zur Post-Weiterleitung – an einem Ort erledigt werden können.
Pflicht für Lehrer – mit Folgen
Während der Staat auf Digitalisierung setzt, sorgt die verpflichtende Nutzung der ID Austria im öffentlichen Dienst für Kritik. Besonders betroffen ist die Lehrerschaft. Wie ServusTV berichtet, steht die Wiener AHS-Lehrerin Elisabeth Thaler vor dem Verlust ihrer Stelle, weil sie die digitale ID verweigert. Konkret geht es darum, dass Lehrer in Österreich, die das Schulverwaltungssystem „Sokrates“ nutzen möchten, sich dafür über den Login der ID Austria dort anmelden müssen. Die ID Austria ist also zwingend erforderlich. In dem Verwaltungssystem werden Daten zu den Schülern verwaltet und am Ende des Jahres die Noten für die einzelnen Fächer eingetragen.
Thaler zeigt sich tief getroffen von der Situation. Für sie sei es schon „furchtbar“ gewesen, dass sie im 34. Dienstjahr die Androhung der Kündigung bekommen habe, obwohl sie immer alles Erdenkliche für die Schule gemacht habe. „Also Dinge, die halt die Schule von mir wollte, die extra waren, die unbezahlt sind ...“. Sie habe sich wirklich immer für die Schule engagiert, so Thaler.