Kritik nach Nehammer-Video: „McDonalds-Burger billigste warme Mahlzeit“

Ein Video, das seit gestern in den Sozialen Medien kursiert, zeigt Bundeskanzler Karl Nehammer, wie er sich vor Parteifreunden in Hallein über die Armutsdiskussion im Land, die stagnierende Teilzeitquote und die hohen Lohnabschlüsse empört.

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Kritik nach Nehammer-Video: „McDonalds-Burger billigste warme Mahlzeit“
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP)© IMAGO / Sven Simon

Wien. – In den Sozialen Medien verbreitete sich am Mittwochabend ein Video, das Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Gespräch mit Parteifreunden zeigt. Aufgenommen wurde es offenbar Ende Juli am Rande einer ÖVP-Veranstaltung in einem Lokal in Hallein. Einige Aussagen des Kanzlers sorgten im Netz für Empörung – und katapultierten „Nehammer“ auf Platz eins der österreichischen Twitter-Trends. Etwas mehr als sechs Minuten dauert die gesamte Aufnahme, die aus den hinteren Reihen gefilmt wurde. Zuvor waren auch kürzere Ausschnitte des Videos verbreitet worden. Die ÖVP bestätigte auf Anfrage die Echtheit des Videos.

Er habe kürzlich eine Diskussion mit „linken Freunden“ geführt, die ihm vorgeworfen hätten, dass die Armut in Österreich immer größer werde, so Nehammer im Video. Er habe entgegnet: „Wieso erhöht sich dann die Teilzeitquote nicht?“ Sie erhöhe sich „nicht einmal bei Frauen, die keine Betreuungspflichten haben“, so Nehammer, der offenbar mehr Menschen in Vollbeschäftigung sehen will. „Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten. Weil dann muss ich mehr Geld haben“, so der Kanzler. „Das passiert aber nicht. Die Teilzeitquote ist unverändert.“ Dabei sei die Teilzeit ursprünglich in einer Zeit eingeführt worden, „in der wir zu wenig Arbeitsplätze hatten". Heute aber altere die Bevölkerung: „Unsere Systeme sind auf diesen demografischen Wandel nicht vorbereitet.“

„Nicht gesund, aber billig“

Besonders heftig diskutiert wurden aber Nehammers Äußerungen zur Debatte um Kinderarmut in Österreich. Es habe ihn gestört, dass Berichte, wonach Kinder „keine warme Mahlzeit“ bekämen, „keine Empörungswellen“ nach sich gezogen hätten: „Was ist eigentlich mit den Eltern? Was heißt, ein Kind kriegt keine warme Mahlzeit in Österreich? Wisst ihr, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Sie ist nicht gesund, aber sie ist billig: Ein Hamburger bei McDonald's“. Nehammer rechnet vor: 1,40 Euro würde ein Hamburger kosten, würde man noch Pommes dazu kaufen, wäre man bei 3,50 Euro. Er schließt mit den Worten: „Und jetzt behauptet wirklich einer ernsthaft, wir leben in einem Land, wo die Eltern ihrem Kind dieses Essen nicht leisten können?“

Wenn man sich in der Diskussion verlieren würde, ob das auch gesund sei, „dann reden wir von Staatswirtschaft", so Nehammer: „Jedes Elternteil hat sein Kind beim Staat anzumelden, wir machen Kalorientabellen, wir schauen, wie viel Essen kriegt das Kind, wie wird es ernährt – und dann sind wir in der DDR. So schaut die linke Welt aus.“ Die ÖVP müsse in dieser Diskussion deshalb „mehr als wachsam sein“.

Reaktionen im Netz

Die Reaktion der Netzgemeinde auf die fragwürdigen Ratschläge des Bundeskanzlers ließ nicht lange auf sich warten. Neben Kritik gibt es auch zahlreiche Videos, die sich über Nehammers Aussagen lustig machen. So veröffentlicht ein Nutzer eine „Ernährungspyramide à la Karl Nehammer“ aus Hamburgern.

Ein anderer Nutzer teilte ein Bild von Marie Antoinette mit dem ihr oft zugeschriebenen Zitat „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen“. Rechts daneben ist ein Bild von Nehammer mit dem abgewandelten Zitat „Wenn sie kein Geld haben, sollen sie halt Hamburger essen“ zu sehen.

Unter dem Hashtag #Nehammer finden sich weitere grafisch aufbereitete Reaktionen auf das Nehammer-Video.

Die ÖVP hat inzwischen die Echtheit der Aufnahmen bestätigt, allerdings seien sie zusammengeschnitten worden. In einer Stellungnahme gegenüber Puls24 heißt es weiter: „Wir sind so wie der Bundeskanzler überzeugt, dass jedes Kind in Österreich eine warme Mahlzeit bekommen kann, wenn die Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen, zumal wir die Familien wie nie zuvor unterstützen“.