Freilich #34: Am Weg zur Volkspartei?

Deutschland bildet Syrer für Wiederaufbau aus – und sie bleiben hier

Deutschland hat gezielt über 200 syrische Stipendiaten für den Wiederaufbau Syriens ausgebildet. Nach dem Ende der Assad-Regierung kehrten jedoch viele nicht in ihre Heimat zurück.

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Berlin. – Mit dem Stipendienprogramm „Leadership for Syria“, das erstmals 2014 durchgeführt wurde, wollte Deutschland eine neue syrische Elite formen. Von den rund 5.000 Bewerbern wurden 220 ausgewählt. Das Programm wurde vom Auswärtigen Amt finanziert und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) sowie 60 Hochschulen umgesetzt. Wie die Zeit berichtet, erhielten Stipendiaten nicht nur ein Fachstudium, sondern auch eine intensive Einführung in demokratische Prinzipien. Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbekämpfung und Verwaltungsaufbau waren die Schwerpunkte.

Das Ziel bestand darin, Führungskräfte für den Tag X auszubilden – den Tag, an dem Syrien nach dem Bürgerkrieg wieder aufgebaut werden kann. Dieser Moment war im Dezember 2024 gekommen: Präsident Baschar al-Assad verließ das Land in Richtung Moskau und die Regierung war gestürzt, doch die meisten der ausgebildeten Syrer leben weiterhin in Deutschland.

Persönliche Hürden bei der Rückkehr

Einer von ihnen ist der Ingenieur Adil Scham (Name von der Zeit geändert), der aus einer alawitischen Region westlich von Homs stammt. Zur Frage, ob eine Rückkehr nach Syrien möglich ist, äußert er sich laut der Zeit zurückhaltend: „In den Augen vieler Syrer gehören die [Alawiten] zur falschen Seite.“ Er befürchtet, wegen seiner ethnischen Herkunft nicht unvoreingenommen behandelt zu werden. „Wirst du nach deiner Religion und ethnischen Zugehörigkeit beurteilt oder einfach als Syrer behandelt?“ Diese Frage bestimme seine Gedanken zur Rückkehr. An manchen Tagen denke er, er könne nie wieder nach Hause, an anderen möglichst schon morgen. Gemeinsam mit seiner syrischen Frau diskutiere er regelmäßig darüber. Er habe aber Hoffnung. Solange sich die Sicherheitslage im Land nicht ändere, wolle er aber von Deutschland aus helfen.

Laut dem Zeit-Bericht besuchte Christian Hülshörster, ehemaliger Leiter des DAAD-Programms, im Frühjahr 2025 syrische Hochschulen. Er berichtet demnach, dass zumindest in Damaskus die Situation an der Uni nicht so schlecht wie erwartet sei. Der Unibetrieb laufe weiter, Gehälter würden zwar verspätet und knapp ausgezahlt, aber Frauen und Minderheiten seien an den Universitäten präsent. Die fünf staatlichen Hochschulen werden inzwischen von HTS-Anhängern geleitet. Es sei utopisch, zu glauben, dass die Stipendiaten gleich zurückkehren würden, erklärte Hülshörster bereits 2017 gegenüber der Zeit. Man habe auch keine Rückkehrverpflichtung verlangt. Lediglich ein ehemaliger Stipendiat lebe dauerhaft wieder in Syrien.

Ausschlaggebende Faktoren für Rückkehr

Jumana Alasaad ist ebenfalls Syrerin und wurde im Laufe ihrer universitären Laufbahn vom „Leadership for Syria“-Programm unterstützt. Auch sie lebt aktuell noch in Deutschland. Sie habe gefeiert und vor Freude geweint, erklärt sie mit Blick auf ihre Gefühle nach dem Sturz der Assad-Regierung. Die in Heidelberg promovierende Archäologin fühlte Hoffnung wie ihr Landsmann Scham. Doch diese Hoffnung währte nur kurz, denn statt einer demokratischen Opposition übernahm ein Bündnis islamistischer Milizen, die HTS, die Macht. „Bloß kein islamistischer Staat“, sagt Alasaad heute. Für die 35-Jährige ist die Frage einer Rückkehr davon abhängig, ob sich in Syrien in den kommenden Jahren ein islamistisches Regime etabliert. Wenn die Rechte von Frauen eingeschränkt würden, die Religionsfreiheit nicht gewährleistet und ein säkularer Lebensstil nicht möglich wäre, würde sie nicht zurückgehen. Dennoch möchte sie im September probeweise für einige Monate zurückkehren und mit ihrer kleinen Familie im Haus ihrer Eltern leben.

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