Krieg im Nahen Osten – Die interessantesten Bücher, die man kennen sollte

Der Konflikt zwischen den Israelis und den muslimischen Palästinensern ist so alt wie der Staat Israel selbst. Die unzähligen Gefechte, Verhandlungen und Vertragsbrüche belasten das Verhältnis und lassen eine objektive Chronologie der Ereignisse nur unter großem Aufwand zu. FREILICH-Redakteur Mike Gutsing stellt die wichtigsten Werke zum Thema vor.

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Krieg im Nahen Osten – Die interessantesten Bücher, die man kennen sollte
Demonstranten bei einer Pro-Palästina-Demonstration in Turin. (Symbolbild)© IMAGO / ZUMA Wire / Jungeuropa

Ilan Pappe – Die Idee Israel (2015)

Die Idee des Zionismus, also der politischen Bewegung zur Errichtung eines jüdischen Nationalstaates, entstand bereits in den 1880er-Jahren und kann kulturgeschichtlich auf zahlreiche ältere Traditionen zurückblicken. Die Gründung des Staates Israel 1948 wird vor allem in Europa als Erfüllung dieses Wunsches nach nationaler Selbstbestimmung der Juden in Palästina gesehen. Der israelische Historiker Ilan Pappe zeigt in seinem Buch „Die Idee Israel“, dass der Zionismus jedoch bis heute eine treibende Ideologie des jüdischen Staates ist und auch in Kultur und Bildung großen Einfluss ausübt. Doch für ihn ist der zionistische Gründungsmythos Segen und Fluch zugleich, und Pappe unterzieht diesen vielleicht wichtigsten Baustein der israelischen Identität einer eingehenden Prüfung.

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Rolf Steininger – Der Nahostkonflikt (2012)

Wem gehört Palästina? Der Nahostkonflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist weit mehr als der Raketenbeschuss und die darauf folgenden Vergeltungsschläge der letzten Jahre. Der Historiker und Innsbrucker Universitätsprofessor für Zeitgeschichte Rolf Steininger gibt in seinem Buch „Der Nahostkonflikt“ einen präzisen Einblick in die vielschichtigen Ebenen der Feindschaft. Mit 128 Seiten ist das Werk äußerst übersichtlich, doch Steiningers Expertise überzeugt. Gerade als Einstieg oder Grundlage für weitere Lektüre glänzt „Der Nahostkonflikt“ und kann durchaus als Standardwerk zum Themenkomplex angesehen werden.

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Moshe Machover – Israelis und Palästinenser. Konflikt und Lösung (2013)

Wenn sich Juden gegen den Zionismus und damit gegen den Gründungsmythos Israels aussprechen, ist das selten und daher meist interessant. Spannend wird es, wenn diese Juden, wie im Fall des Autors Moshé Machover, bereits in Palästina aufgewachsen sind, als es noch nicht unter der Verwaltung des Staates Israel stand. Machover, Jahrgang 1936, veröffentlichte im Laufe seines Lebens zahlreiche Schriften, gründete die Kommunistische Partei Israels und zählt zu den renommiertesten Kennern des Nahostkonflikts.


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In „Israelis und Palästinenser – Konflikt und Lösung widmet er sich vor allem den Auswirkungen der anhaltenden Kämpfe auf die beiden Gesellschaften. Der Sammelband aus kleineren Schriften ergänzt den kulturell-religiösen Konflikt um die notwendige politische Dimension und gibt wichtige Einblicke in die soziale Struktur Israels.

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Karin Leukefeld – Syrien zwischen Schatten und Licht

Der Nahostkonflikt war von Anfang an nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen israelischen und palästinensischen Gruppen, sondern umfasste die gesamte Region. Bereits vor der Gründung des Staates Israel schwelten unter der Oberfläche des kolonialen Wettstreits zwischen Großbritannien und Frankreich intermuslimische Konflikte. Die damals nach den Interessen der Kolonialmächte gezogenen Grenzen gelten als wichtiger Faktor für die Instabilität der Levante.

Die Journalistin Karin Leukefeld ist seit Jahrzehnten in der Region unterwegs und hat über den Syrienkonflikt in fast einzigartiger Tiefe berichtet. In „Syrien zwischen Licht und Schatten“ zeichnet sie ein historisches Panorama der Entstehung des Kolonialmandats Syrien und seiner Implikationen für den Nahen Osten. Das Buch zeichnet das grundlegende historische Lagebild aus syrischer Perspektive, die zahlreichen Augenzeugenberichte überbrücken die Distanz auch für den mitteleuropäischen Leser.

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Bahij Spiewak – Die Hölle von Gaza (2015)

„Das größte Freiluftgefängnis der Welt“ – so lautet einer der Spitznamen für den Gazastreifen, der als territorialer Rumpf des palästinensischen Staates mehr oder weniger unabhängig ist. Immer wieder sah sich die israelische Regierung dem Vorwurf ausgesetzt, ihre Angriffe richteten sich nicht gegen die Hamas, sondern gegen die palästinensische Zivilbevölkerung. Der palästinensische Politologe Bahij Spiewak findet in „Die Hölle von Gaza" klare Worte zu den Vorgängen in seiner Heimat. Die daraus entstandene Abhandlung über die jüngste Geschichte des Gazastreifens seit 1993 ist ein Katalog von Anklagen gegen Israel, seine Regierung und seine Armee.

Spiewak geht es um die Darstellung des palästinensischen Leidens, sein Buch muss daher als parteiisch verstanden und gelesen werden. Dies tut der Darstellung des Autors jedoch nicht unbedingt Abbruch, vor allem wenn man „Die Hölle von Gaza“ als Niederschrift pro-palästinensischer Argumentationen und (Fehl-)Informationen versteht, die im propagandistischen Scharmützel eingesetzt wurden. Spiewak skizziert damit ein interessantes Zeitdokument „aus der zweiten Reihe“ und kann daher ohne Bedenken auch gegen Kritik angeführt werden.

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Weitere Buchempfehlungen

➡️ Moshe Zuckermann – Antisemit! Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument*

➡️ Ilan Pappe – Die ethnische Säuberung Palästinas*

➡️ Moshe Zuckermann – Israels Schicksal*


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