„Erde brennt“: Klima-Radikale besetzen Hörsäle in mehreren Städten

Unter dem Titel „Erde brennt“ besetzten radikale Aktivisten aus der Klimabewegung am Mittwoch an den Universitäten in Wien, Salzburg und Innsbruck mehrere Hörsäle. Sie fordern den totalen Ausstieg aus fossilen Energien sowie einen „radikalen Systemwandel“.
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Wien/Innsbruck/Salzburg. – Die Benennung der Besetzungen erinnert wohl nicht zufällig an die „Uni brennt“-Proteste im Wintersemester 2009/10 als großteils linksgerichtete Studentengruppen wochenlang in mehreren heimischen Universitätsstädten mehrere Hörsäle blockierten, ohne in der Folge irgendeine Änderung der österreichischen Hochschulpolitik zu erwirken. Wie damals polarisiert auch die aktuelle Besetzung.

„Radikaler Systemwandel“ gefordert

In Wien begannen laut Medienberichten etwa 150 bis 200 Personen – dem Bildmaterial zufolge sind es allerdings deutlich weniger – mit einer zuvor angekündigten Besetzung des Hörsaals C1 im Alten AKH. Mit ihrer Aktion wollen sie Nachahmer auf der ganzen Welt finden. Sie wollen den normalen Alltag in Schulen und Unis so lange stören, bis der Rektor die Forderungen ernstnehme, so eine Sprecherin. Entsprechend kamen die „Aktivisten“ mit Schlafsäcken und Nahrungsmitteln in den Hörsaal.

Auf Twitter begründeten sie ihre Aktion wie folgt: „Wir fordern einen radikalen Systemwandel, um soziale Krisen, die Krise im Bildungsbereich und die Klimakrise zu überwinden“. Endziel sei es, das „fossile Wirtschaftssystem zu beenden“. Gemeint ist damit der völlige Ausstieg aus fossilen Energien wie Gas oder Erdöl, die aktuell noch bis zu einem gewissen Grad als Rückgrat der Energieversorgung gelten. Von Sachbeschädigungen will man vorerst Abstand nehmen und fordert den Diskurs mit Forschern.

Besetzung auch in Innsbruck & Salzburg

In Innsbruck wurde der Hörsaal 3 am Hauptcampus am Innrain besetzt, es ist einer der acht Hörsäle im wichtigsten Hörsaaltrakt der Universität, in dem vor allem geisteswissenschaftliche, aber auch einzelne naturwissenschaftliche Vorlesungen abgehalten werden. Laut der Tiroler Tageszeitung nehmen dort etwa 40 Personen an der Besetzung teil. Zudem hängte man ein kleines Banner an der Fassade auf, das ebenfalls ein Ende der fossilen Wirtschaft fordert.

In Salzburg wiederum waren es gleich drei Hörsäle, die lahmgelegt wurden. Wie in den anderen beiden Städten wird der „sofortige“ Fossil-Ausstieg gefordert. In geradezu apokalyptischen Tönen erklärten zwei Aktivisten gegenüber Salzburg24, dass es anders als vor 13 Jahren nicht um die Universität, sondern „ums Überleben“ gehe. Einer der Aktivisten forderte Mechanismen, „die verhindern, dass Verfehlung der Klimaziele in Zukunft ignoriert werden können.“

Kritik an radikalem Klima-Aktionismus

Die Besetzungen reihen sich in eine Serie von Aktionen durch sogenannte „Klima-Aktivisten“ ein, die aktuell für Aufregung sorgen. In Deutschland und Österreich blockieren extremistische Mitglieder der Klimabewegung seit einigen Monaten regelmäßig wichtige Verkehrsadern, indem sie sich auf dem Asphalt festkleben. Bei einem Vorfall in Berlin, als ein Rettungswagen auf dem Weg zu einer schwerstverletzten – und später verstorbenen – Frau im Stau stand, folgte eine Welle der Kritik.

Nicht minder umstritten sind die Angriffe auf Kunstwerke in Museen mit Essen & Farbe in westlichen Ländern, bei denen sich die „Aktivisten“ an die Wand kleben. Erst vor wenigen Tagen kam es auch in Wien zu einer derartigen Aktion, dabei wurde ein Klimt-Gemälde attackiert. Apologeten dieser Aktionen verweisen darauf, dass die radikalen Täter sich dabei aufgrund ihres hohen Wertes durch Panzerglas geschützte Bilder aussuchen. Kritiker sehen darin hingegen einen wüsten Angriff auf die Kultur.

Zeitliche Überschneidung mit Klimagipfel

Die Besetzungen finden zeitgleich mit dem 27. UN-Klimagipfel in Ägypten statt, bei dem UN-General Antonio Guterres eine Verschärfung von Klimamaßnahmen in den Raum stellte, weil das 1,5-Grad-Ziel bis 2030 vermutlich verfehlt wird. Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen bekundete umgehend seine „volle Unterstützung“.

Ebenfalls vor Ort sind „Klimaministerin“ Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Das Gewessler-Ressort sagte bereits zu, dass man künftig zusätzliche 50 Millionen Euro pro Jahr an Steuergeld für einen Topf locker machen will, der Entwicklungsländer für durch den „globalen Norden“ angeblich verursachte „Klimaschäden“ entschädigen soll.


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