Deutschland: Die Tradition des Abendbrots stirbt langsam aus
Flexiblere Arbeitszeiten, Alltagsstress und unterschiedliche Ernährungsweisen sind der Grund dafür, dass eine lange Tradition immer mehr aus deutschen Haushalten verschwindet.
Über Generationen hinweg war das gemeinsame Abendbrot ein Moment der Ruhe und Gemeinschaft. Doch diese Tradition stirbt langsam aus.
© IMAGO / ShotshopBerlin. – Das Abendbrot, das jahrzehntelang fester Bestandteil des Alltags deutscher Familien war, verliert zunehmend an Bedeutung. Eine Untersuchung der Heinz Lohmann Stiftung zeigt, dass gemeinsame Mahlzeiten in Haushalten spürbar seltener werden – insbesondere am Abend.
Tradition mit langer Geschichte unter Druck
Über Generationen hinweg galt das Abendbrot als Moment der Ruhe und Gemeinschaft. Typisch waren einfache Speisen wie Brot, Aufschnitt, Käse oder Tomaten. Im Mittelpunkt stand das gemeinsame Beisammensein nach der Arbeit. Heute bleibt diese Form des Essens jedoch in vielen Familien immer häufiger aus.
Die Studie zeigt einen deutlichen Wandel im Zeitvergleich: Während gemeinsam essen 2006 noch häufiger praktiziert wurde, ist dies heute seltener der Fall. Zwar erklären 81 Prozent der Befragten, ein gemeinsames Essen mit Partner oder Familie am Tag sehr zu schätzen, doch in der Praxis scheitert dies oft an flexiblen Arbeitszeiten, Stress und individuellen Routinen.
Individualisierung verändert Esskultur
Die Studienautoren nennen die zunehmende Individualisierung beim Essen als wichtigste Ursache. Unterschiedliche Tagesabläufe und die Gewohnheit, zwischendurch zu naschen, machen feste Mahlzeiten schwer umsetzbar.
Hinzu kommt die Vielfalt moderner Ernährungsweisen. Während einige vegan oder vegetarisch essen, folgen andere Low-Carb-Programmen oder speziellen Diäten. Dadurch wird es immer seltener, dass alle am Tisch dieselben Speisen teilen. Das klassische Abendbrot verliert dadurch weiter an gemeinschaftlicher Bedeutung – eine weitere Tradition, die aus dem Alltag verschwindet.