Das sind die österreichischen „Rechtsextremismusexperten“

Wer als „rechtsextrem“ gilt und wer nicht, wird in Österreich von einigen wenigen linken bis linksextremen Akteuren bestimmt. Eine wichtige Rolle spielen dabei Vereine wie das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und die Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (FIPU). In diesem Beitrag stellt FREILICH fünf der bekanntesten „Rechtsextremismusexperten“ Österreichs vor.

/
/
6 Minuten Lesezeit
Das sind die österreichischen „Rechtsextremismusexperten“
Natascha Strobl ist eine der bekanntesten österreichischen "Rechtsextremismusexperten"© FREILICH

Judith Goetz

Die erste „Expertin“ ist Judith Goetz, früher Spitzenkandidatin der KPÖ bei den Kärntner Landtagswahlen, heute Literatur- und Politikwissenschaftlerin an verschiedenen österreichischen Universitäten mit den Schwerpunkten feministische Theorie, geschlechter- und sexualitätsbezogene Ideologien der Ungleichheit, geschlechterreflektierte politische Bildung und Pädagogik, Antifeminismus und patriarchale Gewalt, Rechtsextremismus und Gedenkkultur. Im vergangenen Wintersemester leitete sie an der Universität Wien gemeinsam mit einer Kollegin eine der Arbeitsgruppen der Lehrveranstaltung „Fachdidaktische Anwendung II – Faschismus, Nationalsozialismus und Rechtsextremismus“, in der jungen Studenten interdisziplinäre Zugänge vorgestellt wurden, „um Nationalsozialismus, Faschismus und Rechtsextremismus historisch und aktuell unterrichten zu können“.

Neben ihrer universitären Tätigkeit ist Goetz auch Mitglied der „Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit“ (FIPU), einer linken Arbeitsgruppe, die entsprechende Publikationen erarbeitet und an der Modernisierung linker Theorien über Rechte arbeitet. Über die FIPU ist Goetz außerdem mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und der linksradikalen Szene vernetzt. In einem Vortrag an der Universität Wien zum Thema „Rechtsextremismus als Herausforderung für den Journalismus“ vor fünf Jahren bezeichnete die „Rechtsextremismusexpertin“ die FPÖ als Teil des „rechtsextremistischen Spektrums“ und warnte vor der in den letzten Jahren stark gewachsenen „rechtsextremen“ Medienlandschaft, die auch Social Media immer intensiver und professioneller nutze. Goetz selbst veröffentlicht regelmäßig Gastbeiträge im Standard, schrieb für die linksradikale Jungle World und und hielt erst vor zwei Jahren einen Vortrag bei der Antifa in München zum Thema „Feindbild Feminismus“. Ebenfalls 2021 stellte sie im Grazer Antifa-Café „Sub“ den vierten FIPU-Band „Rechtsextremismus. Herausforderungen für den Journalismus“ vor.

Bernhard Weidinger

Ein in Österreich bekannter „Rechtsextremismusexperte“ und Kollege von Goetz ist Bernhard Weidinger, Mitarbeiter des DÖW, Politikwissenschaftler und bis 2015 Lehrbeauftragter am Institut für Internationale Entwicklung der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind die FPÖ, Rechtsextremismus und Neonazismus im internationalen Vergleich, Studentenverbindungen, Männlichkeit, völkischer Nationalismus und politische Ideengeschichte seit dem 19 Jahrhundert. Dass er vor allem ein politischer Aktivist ist, beweist Weidinger, der auch Mitglied der FIPU ist, regelmäßig auf dem Kurznachrichtendienst X/Twitter, wo er die FPÖ diffamiert, Grüne, die die Impfpflicht kritisieren, als „Geisterfahrer“ bezeichnet und seinen Abonnenten Rechercheprojekte der Rosa-Luxemburg-Stiftung oder eine Autorin der Jungen Welt“ empfiehlt.

Er selbst hatte früher außerdem den Antifa-Slogan „No Heart for a Nation“ am Titelbild. Der DÖW-Mitarbeiter ist im linksaktivistischen Lager verwurzelt und trat in der Vergangenheit gerne gemeinsam mit der bekannten Wiener Antifa-Aktivistin Julia Spacil bei den Grünen auf. Vor etwas mehr als drei Jahren trat er auch als Referent bei der vom Alternativreferat der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) organisierten Vortragsveranstaltung „Burschenschaften und extreme Rechte in Österreich“ an der Universität Graz auf, bei der farbentragende Burschenschafter als Gäste unerwünscht waren. Gewalt habe „viele Formen“, erklärte sie damals. Zudem fand sie es „bizarr“, dass das Thema so „aufgeblasen“ wurde.

Michael Bonvalot

Der nächste „Experte“ in der Runde ist Michael Bonvalot, der seit über 30 Jahren in der linksextremen Szene aktiv ist. Mit 16 Jahren trat er der Sozialistischen Jugend (SJ) in Wien-Margareten bei, aus der er aber nach kurzer Zeit wieder ausgeschlossen wurde, weil er selbst den SJ-Genossen zu radikal war. In den 1990er-Jahren schloss sich Bonvalot der trotzkistischen „Sozialistischen Offensive Vorwärts“ (SOV) an. Diese löste sich 1999 auf, doch Bonvalot gründete unmittelbar danach mit anderen die „Antifaschistische Linke“ (AL). Die „Antifaschistische Linke“, der Bonvalot weiterhin angehörte, benannte sich 2005 in „Revolutionär Sozialistische Organisation“ (RSO) um. 2013 trennte sich die RSO schließlich von ihrem Gründungsmitglied.

Seit 2016 ist Bonvalot nun als „freier Journalist“ unterwegs und bezeichnet sich auf seinem Blog als „Journalist mit Meinung und Haltung“. Denunziatorische Fotos und Berichte von patriotischen Veranstaltungen bildeten in den letzten Jahren seine Haupttätigkeit. Dazu kamen Einladungen von Mainstream-Medien wie dem ORF-Jugendradio FM4 und einzelne Buchprojekte. Ein finanzielles Standbein brach ihm dann auch noch weg, als er 2017 über die linken Krawalldemos gegen den G20-Gipfel in Hamburg berichtete und über den Einbruch und die Plünderung eines Supermarktes lapidar schrieb: „Rewe am Schulterblatt wurde von DemonstrantInnen geöffnet. Lebensmittel werden verteilt“. Diese Gewaltverharmlosung war selbst dem Antifa-Blog „Störungsmelder" der linken Wochenzeitung Die Zeit zu viel. Sie beendete deshalb die Zusammenarbeit mit Bonvalot.


Linksextremisten verüben brutale Anschläge auf politische Gegner. Trotzdem wird das Problem in der öffentlichen Debatte noch immer verharmlost. In dieser FREILICH-Ausgabe zeigen wir, wie sich die Antifa-Szene radikalisiert und wie groß die Gefahr wirklich ist, die von ihr ausgeht.

Jetzt abonnieren

Wenn Sie jetzt abonnieren, erhalten Sie die aktuelle FREILICH-Ausgabe schon in Kürze direkt nach Hause! Hier abonnieren: www.freilich-magazin.com/abonnieren


Natascha Strobl

Ein weiterer Name, der oft fällt, wenn von „Rechtsextremismusexperten“ die Rede ist, ist Natascha Strobl – Politologin, Autorin und seit jeher im Umfeld der Wiener SPÖ aktiv. Heuer organisierte sie im Zuge der SPÖ-Mitgliederbefragung sogar den Wahlkampf für Andreas Babler, der schließlich neuer SPÖ-Chef wurde. Strobl spezialisierte sich schon früh auf die „Neue Rechte“ und später auf den sogenannten „Radikalkonservatismus“. Die gebürtige Wienerin hält regelmäßig Vorträge an Universitäten sowie bei linksradikalen Vereinen und wird gerne als vermeintliche Expertin für die Identitären zitiert. Sie selbst war Sprecherin der „Offensive gegen Rechts“ und Autorin mehrerer linker Publikationen wie dem Mosaik-Blog, der Zeitschrift Arbeit & Wirtschaft, dem Moment-Magazin und der Zeitschrift Marx21.

Sie ist das wohl prominenteste Beispiel für den absolut nahtlosen Übergang zwischen Linksextremismus und Linksliberalismus bzw. Medienindustrie und erfüllt damit eine zentrale Funktion in der aktuellen Debatte um vermeintlichen „Rechtsextremismus“. Dabei vermeidet sie es, mit Akteuren aus dem rechten Spektrum zu sprechen und spricht lieber nur über sie. „Rechtsextreme Debattenzerstörer_innen müssen konsequent von jedem Diskurs ausgeschlossen werden, damit sie die Faschisierung der Gesellschaft nicht weiter betreiben können“, schrieb sie einmal in einem Blogbeitrag. Als sie 2014 als damalige Aktivistin der „Offensive gegen Rechts“ in einer Fernsehdiskussion über den Akademikerball und die linksextremen Proteste gegen diesen gefragt wurde, ob Gewaltanwendung etwas mit antifaschistischer Haltung zu tun habe, verwies sie lediglich darauf, dass die „Offensive gegen Rechts“ einen anderen Aktionskonsens und einen anderen Slogan als andere Bündnisse habe.

Andreas Peham

Der letzte „Experte“ im Bunde ist Andreas Peham alias (Dr.) Heribert Schiedel. Er hat von 1990 bis 2000 Politikwissenschaft studiert, aber nie abgeschlossen, und war während seines Studiums Funktionär des Kommunistischen Studentenverbandes (KSV). Seit 1996 arbeitet Peham für das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) mit dem Schwerpunkt „Rechtsextremismusforschung“. Neben wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert Peham auch in diversen linken bis linksradikalen Organen wie Jungle World, Lotta, Context XXI oder Antifaschistisches Infoblatt. Für den „Rechtsextremismusbericht 2016“ des Grünen Parlamentsklubs steuerte er einen Beitrag zum Begriff „Rechtsextremismus“ bei.

Im Jahr 2011 zeigte Peham mit einem menschenverachtenden Spruch (ab Minute 26:28) seine deutliche Abneigung gegen Burschenschaften. Bei einem „Spaziergang“ durch Wien zum Thema Burschenschaften erzählte er den Teilnehmern, dass es 1933 bei einer Mensur der Burschenschaft Teutonia einen Toten gegeben habe, „leider bisher der einzige“, wie Peham hinzufügte. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Peham vor allem durch seine Auftritte als „Rechtsextremismusexperte“ in verschiedenen Medien bekannt. Peham ist Gründungsmitglied von FIPU, der auch Goetz und Weidinger angehören. Seit Mitte der 1990er-Jahre ist er auch in der Lehrerfortbildung und der politischen Bildung an Schulen (Extremismusprävention, rassismus- und antisemitismuskritische Bildungsarbeit) tätig.

Mehr über die sogenannten Rechtsextremismusexperten lesen Sie in unserem Buch „Die Rechtsextremismus-Macher“.