ARD-Faktenfinder blamiert sich mit Übersetzungsfehler

Es sollte eine „Korrektur“ der Recherchen des US-Journalisten Seymour Hersh zur Nord Stream 2-Sprengung werden, endete letztlich aber in einer peinlichen Blamage.

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ARD-Faktenfinder blamiert sich mit Übersetzungsfehler

Tagesschau-Studio (Symbolbild)

© Juliane, CC BY-SA 2.0 DE, via Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)

Der „Faktenfinder“ Pascal Siggelkow der öffentlich-rechtlichen Tagesschau wollte sich in Anbetracht der Nord-Stream-2-Enthüllungen des US-Journalisten Seymour Hersh aktiv gegen die vom Investigativ-Urgestein angeblich verbreiteten Fake News wenden, hatte sich allerdings nicht einmal die Mühe gemacht, die Recherchen des US-Journalisten korrekt zu übersetzen:

Denn kurzerhand wurde so aus C4-Hohlladungen, welche zur Detonation der Pipeline Verwendung gefunden haben sollen, Sprengstoff „in Form von Pflanzen“. Eine Bezeichnung, die nicht nur bei Sprengstoffexperten für eine runzelnde Stirn sorgen sollten. Nach einer kurzen Lesung der Recherchen des Herrn Hersh ergibt sich: Im Original war die Rede von „plant shaped charges“ – also um die Platzierung von Hohlladungen. Doch so wurde kurzerhand aus „platzieren“ das Wort „Pflanze“ – kein feiner und auch kein kleiner Unterschied, der zur Folge hatte, dass gar der Lehrbeauftragte für Sprengtechnik am Karlsruher Institut für Technologie mit dieser irrsinnigen Übersetzung konfrontiert wurde.

Peinlicher Übersetzungsfehler

Die Folge: Die wirre Analyse eines Experten, der irgendwie versucht, Logik in diese Aussage hineinzubringen: „Die Nord-Stream-2-Gasleitung wurde kürzlich fertiggestellt, und ein etwa 300-kg-Pflanzenbewuchs hätte entsprechend Zeitvorlauf für das Wachstum benötigt und dürfte daher nicht zur Tarnung geeignet sein“, so der Lehrbeauftragte David Domjahn. Auch über die Art und Weise der möglichen Pflanzengestaltung wurde philosophiert – denn die Anpflanzung „dicke[r] Baumwurzeln in etwa 80 Meter Wasser“ seien unwahrscheinlich, bei Seegras etwa wäre die Herausforderung gewesen, „den sogenannten Grenzdurchmesser des Sprengstoffs nicht zu unterschreiten.“ Daher das Resümee des Experten: Aufgrund der Plastizität und damit verbundenen Fragilität hielt Domjahn es für „ausgeschlossen“, dass Pflanzenattrappen zum Einsatz kamen, welche gegenüber der Wasserströmung die notwendige Robustheit aufweisen konnten.

Es ist wirklich unglaublich, dass niemandem – weder der Tagesschau-Redaktion noch dem befragten Sprengstoffexperten – im Verlauf dieses Gesprächs einmal in den Sinn gekommen ist, dass diese gesamte Diskussion überhaupt keinen Sinn ergibt. Nein, vielmehr musste erst ein Twitter-Nutzer den englischen Ursprungstext aufsuchen und den Fehler feststellen. Binnen kürzester Zeit fand dann zumindest auch eine Korrektur des Tagesschau-Artikels statt. Dennoch sei abschließend vermerkt: Dass gerade ein hauptberuflicher „Faktenfinder“ nicht selbst beim Verfassen seines Textes einmal die Sinnhaftigkeit seiner Übersetzung bezweifelt oder zumindest kurz den Phantasiebegriff „Pflanzensprengstoff“ in eine Suchmaschine eingegeben hat, lässt sich kaum mit gesundem Menschenverstand erklären.

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