Niederländische Bank plant massiven Stellenabbau – KI soll zentrale Abläufe übernehmen
In den kommenden Jahren will die Bank ABN Amro Tausende Stellen abbauen und ihre Strukturen stärker auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ausrichten. Von den Gewerkschaften kommt scharfe Kritik.
In den kommenden zwei Jahren werden bei der niederländischen ABN Amro Bank Tausende Stellen wegfallen.
© IMAGO / ANPAmsterdam. – Die niederländische Staatsbank ABN Amro startet einen der drastischsten Personalumbauten ihrer Geschichte: Bis 2028 sollen 5.200 Vollzeitstellen gestrichen werden, was fast einem Viertel der Belegschaft entspricht. Die Kürzungen sind Teil einer umfassenden Neuausrichtung, die den verstärkten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) vorsieht, wie Brussels Signal berichtet.

Neue Chefin kündigt harten Sparkurs an
Vor dem Kapitalmarkttag stellte die im April ernannte Vorstandsvorsitzende Marguerite Bérard ihren Transformationsplan vor. Dieser soll die Kosten drastisch senken und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. „Wir wissen, dass wir mehr tun müssen, um unsere Renditen und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern“, betonte Bérard.
Ende 2024 beschäftigte die Bank rund 22.000 Vollzeitkräfte sowie 3.670 externe Mitarbeiter. Bereits im laufenden Jahr wurden mehr als 1.000 Stellen abgebaut. Etwa die Hälfte der künftigen Kürzungen soll über natürliche Fluktuation erfolgen, der Rest über freiwillige Programme. Zwangsentlassungen sind nicht ausgeschlossen, sollen aber durch ein „robustes Sozialprogramm“ abgefedert werden, das finanzielle Unterstützung und Vermittlungsangebote umfasst.
KI ersetzt Routinetätigkeiten
Im Zentrum der Reform steht die Automatisierung. Die Bank geht davon aus, dass KI künftig einen Großteil der Routineaufgaben übernehmen kann, insbesondere im Backoffice. Bérard hob hervor, dass KI dabei helfen werde, „gezielte Entscheidungen“ in Bereichen wie Kundenservice, operativen Abläufen und Geldwäschekontrollen zu treffen. In diesen Bereichen könnten die Stellen um bis zu 35 Prozent sinken.
Zudem erklärte sie, dass Künstliche Intelligenz zunehmend in der Lage sei, Aufgaben zu erledigen, die derzeit von Mitarbeitern übernommen werden. Damit folgt ABN Amro einem Branchentrend: Auch Wettbewerber wie die ASN Bank kündigten zuletzt deutliche Stellenstreichungen im Zuge der Automatisierung an.

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Kritik der Gewerkschaften
Die Gewerkschaften reagierten empört auf das Ausmaß des angekündigten Stellenabbaus. So bezeichnete der Baugewerkschaftsdachverband FNV die Kündigungen angesichts eines Gewinns von 2,5 Milliarden Euro im Vorjahr als „schockierend“. De Unie warnte vor einer „Schockwelle“, die durch die Organisation gehen werde. Der FNV-Vertreter Arne Gorter mahnte, die verbleibenden Beschäftigten seien durch hohe Krankenstände bereits jetzt überlastet. Kritiker warfen der Bank zudem vor, trotz staatlicher Beteiligung Arbeitsplätze zu opfern und die durch KI verursachte soziale Ungleichheit zu verschärfen.
Staat bleibt beteiligt – und schaut genau hin
Der niederländische Staat hält weiterhin rund 20 Prozent der Bank. Dies ist ein Rückgang gegenüber früheren Anteilen, da die Regierung die nach der Finanzkrise 2008 vollständig verstaatlichte Bank langfristig wieder privatisiert. Während Den Haag die strategische Neuausrichtung grundsätzlich unterstützt, will die Regierung die sozialen Folgen genau beobachten.
Branchenexperten sehen den Schritt der ABN Amro laut Brussels Signal als harte, aber konsequente Antwort auf normalisierte Zinsen, strengere Kapitalvorschriften und den internationalen Effizienzdruck. Damit reiht sich die Bank in eine Welle europäischer Institute ein, die verstärkt auf KI setzen, um Kosten zu senken und profitabler zu werden.




