Europol warnt

So infiltriert die organisierte Kriminalität Europas Häfen

Europol warnt, dass die kriminelle Infiltration der Häfen eine große Bedrohung der Sicherheit und der legalen Wirtschaft in der EU sei.

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So infiltriert die organisierte Kriminalität Europas Häfen
Europol© IMAGO / Rainer Unkel

Den Haag. - Nicht nur an seinen Außengrenzen, sondern auch durch seine Häfen droht Europa Ungemach. Nach einem aktuellen Bericht der europäischen Polizeiagentur Europol infiltriert das organisierte Verbrechen zunehmend die großen Häfen Europas. „Europas drei größte Häfen, nämlich die von Antwerpen, Rotterdam und Hamburg, gehören zu den Hauptzielen von krimineller Unterwanderung“, geht aus der am Mittwoch in Den Haag veröffentlichten Analyse hervor.

Kokainschmuggel per Containerverkehr

Erstmals analysierten die Europol-Experten die Risiken der großen Seehäfen. Die internationalen Banden nutzen Europol zufolge vor allem den Containerverkehr, um Kokain in die EU zu schleusen. Die Drogen würden zwischen legalen Waren wie Autoteilen oder Bananen versteckt und dann in den Häfen wieder herausgeholt. Haupteinfuhrhäfen sind dabei Antwerpen und Rotterdam. Allein im vergangenen Jahr stellten Zollfahnder dort die Rekordmenge von insgesamt rund 200 Tonnen Kokain sicher. Nach den Analysen der Ermittler ist das aber nur ein Bruchteil der tatsächlich geschmuggelten Drogen.

In den Seehäfen der EU kommen nach Angaben der Behörde jährlich rund 90 Millionen Container an. Doch nur ein kleiner Teil kann auf illegale Waren kontrolliert werden. Europol berichtet, dass nur zwischen zwei und zehn Prozent (!) dieser Container physisch kontrolliert werden können. Dies macht die Entdeckung illegaler Waren zu einem Glücksspiel, obwohl Risikoanalysetools die Fahnder beim Herausfinden der „richtigen“ Container unterstützen. Die Verbrecher-Netzwerke müssen dann „ihre“ Container herausfinden, sie öffnen, die geschmuggelten Waren und Drogen herausholen und sie aus dem Hafen transportieren. Dabei machen sie sich Europol zufolge korrupte Hafenmitarbeiter zunutze. Interessant sind für die Kriminellen auch Mitarbeiter von Transportfirmen und Reedereien, Importeure, Speditionsmitarbeiter, Sicherheitspersonal, ja selbst Strafverfolgungsbehörden und Zöllner.

Kriminelle entwickeln neue Methoden

Weil die Bestechung so vieler Beteiligter riskant ist, spezialisieren sich die Kriminellen-Netzwerke auf neue Methoden, etwa das Knacken der digitalen Sicherheitscodes der Container. Damit könnten sie die Container öffnen und sie auch problemlos aus den Sicherheitsbereichen der Häfen schaffen. Um an die Codes zu kommen, müssten weniger Mitarbeiter bestochen werden oder Computersysteme gehackt werden. Zunehmend schleusen die Banden dabei auch professionelle Teams ein, um die Waren aus den Containern zu holen. Diese bekommen dafür nach Schätzungen von Europol zwischen sieben und 15 Prozent des Wertes der illegalen Ladung – oft hunderttausende Euro. Eine Begleiterscheinung der Unterwanderung in den Häfen ist immer mehr Gewalt. Bandenkämpfe griffen auch auf benachbarte Wohnbezirke über. Europol warnt, dass die kriminelle Infiltration der Häfen eine große Bedrohung der Sicherheit und der legalen Wirtschaft in der EU sei. Ein gemeinsamer europaweiter Strategieansatz gegen diese Bedrohung müsse implementiert werden.