Grooming-Gangs: Polizei in Rotherham unter Manipulationsverdacht
Im Missbrauchsskandal von Rotherham erhebt ein Vater schwere Vorwürfe: Die Polizei soll ein fingiertes Verhaftungsdokument erstellt haben, um eigenes Fehlverhalten zu verschleiern.
Der Skandal rund um die sogenannten Grooming Gangs in Rotherham sorgt nach wie vor für Diskussionen. Nun gibt es neue Vorwürfe gegen die Behörden.
© IMAGO / ZUMA PressRotherham. – Im Skandal um die systematische sexuelle Ausbeutung junger Mädchen in Rotherham erhebt der Vater eines Opfers schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Beamte sollen eine Verhaftung dokumentiert haben, die es nie gegeben habe – offenbar, um ihr eigenes Fehlverhalten zu vertuschen.
Vater wirft Polizei Vertuschung vor
Der Vater behauptet laut GB News, dass die Polizei ihn zweimal festgenommen habe, als er versuchte, seine Tochter aus einer Wohnung zu befreien, in der sie von einer sogenannten Grooming-Gang missbraucht wurde. Anstatt Hilfe zu erhalten, sei er zunächst in der Nähe der Wohnung festgenommen und kurze Zeit später an seiner Wohnadresse wieder freigelassen worden. Als er erneut zur Wohnung zurückkehrte, sei er abermals festgenommen und zum Polizeirevier gebracht worden. Dabei wurde er allerdings nicht offiziell registriert, sondern in einem Nebenraum kurzzeitig festgehalten und dann entlassen.
Dokument soll Verhaftung belegen
Jahre später, im Rahmen eines Beschwerdeverfahrens, legte die South Yorkshire Police ein Dokument vor, das die Verhaftung des Betroffenen wegen „Trunkenheit und ordnungswidrigen Verhaltens“ verzeichnet. Der Mann bestreitet das jedoch entschieden. Er sei in den 1970ern einmal wegen Alkoholkonsums als Jugendlicher festgenommen worden, seitdem aber nie wieder in Bezug auf Alkohol, sagte er gegenüber GB News.
Besonders auffällig ist laut dem Bericht, dass der Betroffene die in dem Dokument vermerkte Adresse erst Jahre später bezogen hat. Auch sein Geburtsdatum stimmt nicht mit den tatsächlichen Daten aus dem Jahr der angeblichen Verhaftung überein. Laut dem Betroffenen deute alles darauf hin, dass das Dokument nachträglich erstellt wurde. „Weil sie nicht wollten, dass es öffentlich wird“, sagte er zu möglichen Motiven der Beamten.
Unabhängige Beschwerdestelle reagiert zögerlich
Im Juni erhielt die Independent Office for Police Conduct (IOPC) erneut eine Beschwerde über die fragwürdige Dokumentation. Diese wurde jedoch an die Polizei South Yorkshire zurückverwiesen, da es sich um eine bereits bekannte Beschwerde handele. Die Polizei kündigte daraufhin eine interne Untersuchung an.
Im Rahmen früherer Verfahren wurden mehrere Beschwerden der Tochter, die unter dem Pseudonym „Elizabeth“ geführt wird, bestätigt – etwa hinsichtlich des mangelhaften Schutzes durch die Behörden. Der konkrete Vorwurf der doppelten Verhaftung wurde jedoch nicht anerkannt, da es laut IOPC an ausreichenden Beweisen fehlte.
Zeugin sieht weiteren Beleg für Polizeiversagen
Jayne Senior, Whistleblowerin im Rotherham-Skandal, forderte in einem Interview mit GB News eine umgehende Aufklärung. „Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Polizei von South Yorkshire ihrer Pflicht, unsere Kinder zu schützen und den Eltern zuzuhören, wenn diese um Hilfe bitten, nicht nachgekommen ist.“
Auch eine ehemalige Jugendhelferin, die der Familie nahestand, sprach von einem massiven Vertrauensbruch. Die Familie sei nicht nur durch die Täter zerstört worden, sondern auch durch die Polizei, sagte sie. Der emotionale und psychische Schaden sei immens und werde bis heute nicht anerkannt.
Forderungen nach nationaler Untersuchung
Reform-UK-Chef Nigel Farage zeigte sich entsetzt: „Es scheint fast so, als würde es immer schlimmer werden. So schlimm wir den Skandal um die Grooming-Gangs auch fanden, jetzt ist es noch schlimmer geworden. Diese neuen Beweise zeigen, dass Rotherham Teil einer nationalen Untersuchung sein muss.“
Im Jahr 2021 veröffentlichte die IOPC nach einer siebenjährigen Untersuchung ihren Bericht zu den Polizeiversäumnissen. Von den 265 Beschwerden wurden 47 Beamte untersucht, von denen nur acht wegen Fehlverhaltens belangt wurden. Fünf von ihnen erhielten Disziplinarmaßnahmen, die strengste davon war eine letzte schriftliche Verwarnung. Später kritisierten Whistleblower innerhalb der IOPC selbst die Ermittlungen: „Wir sind nur ein weiteres Kapitel des Versagens gegenüber den Überlebenden“, sagte ein ehemaliges Teammitglied gegenüber Channel 4.
„Sie decken die Täter“
Gegenüber GB News äußerte sich der betroffene Vater mit deutlichen Worten zur Rolle der Polizei: „Meiner Meinung nach liegen sie mit den Tätern im selben Bett, denn genau das sind sie. Sie unterstützen und begünstigen diese Leute immer noch.“ Seiner Familie sei gesagt worden, sie seien der einzige Fall. „Wir haben es über Monate hinweg mehr als 200 Mal gemeldet. Man sagte uns: ‚Das liegt an Ihrer schlechten Erziehung und der Ihrer Frau, denn es passiert nur Ihnen.‘“ Der Fall wirft erneut ein Schlaglicht auf strukturelles Behördenversagen und den Verdacht, dass dieses bis heute systematisch vertuscht wird.