Die vierte Lesung: Die US-Wahl und die Rückeroberung der Normalität

Schon der erste Wahlsieg Donald Trumps sei eine Zäsur gewesen, die der europäischen Rechten eine neue Chance eröffnet habe, erklärt Robert Willacker in seinem Kommentar für FREILICH. In Trumps erneuter Präsidentschaft sieht er nun eine weitere Chance.

Robert Willacker
Kommentar von
7.11.2024
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2 Minuten Lesezeit
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Fast niemand hatte den Sieg kommen sehen, auch nicht Donald Trump selbst. Er hatte für die Wahlnacht keine Siegesrede vorbereitet und musste improvisieren; seine Entourage stand ungläubig daneben. Die US-Präsidentschaftswahl 2016 war eine Zäsur. Nie zuvor hatte die Welt einen US-Präsidentschaftskandidaten gesehen, der so sprach und so auftrat wie Trump. Und nie zuvor hätte die Welt es für möglich gehalten, dass jemand US-Präsident werden könne, der so sprach und auftrat wie Trump.

Heute, acht Jahre später, ist die Situation eine andere. Die allgemeine Sensationslust und das öffentliche Staunen über einen Präsidenten Trump haben im Vergleich zu 2016 spürbar abgenommen, auch wenn sich die mediale Aufregung immer noch auf einem beachtlichen Niveau befindet. Vor allem die Reiz-Reaktions-Muster bei deutschen Medienhäusern sind nach wie vor intakt und die Lernkurve linker Meinungsmacher verläuft denkbar flach. Doch auch in der europäischen Rechten muss jetzt nach einer kurzen (und berechtigten) Phase des Spotts über die Demokraten ein Lernprozess folgen.

Damals schon ein Geschenk

Hillary Clintons Niederlage 2016 hatte die vereinigte westliche Linke in ihrem Kern erschüttert und Rechten eine Tür aufgestoßen, von der man gar nicht wusste, dass sie da ist. Donald Trumps Wahlsieg war ein Geschenk, von dem man damals gar nicht so richtig wusste; wie man ihn einsetzen sollte. Natürlich, Trump ist in erster und auch in zweiter Linie US-Patriot und Fleisch vom Fleische der amerikanischen Nation. Er will und er wird auch keine fundamentalen Veränderungen an der Rolle der Vereinigten Staaten im Internationalen System vornehmen. Das macht aber nichts, denn der Wert eines Präsidenten Trump für die europäische Rechte ergibt sich aus der Rolle der USA als größerem von zwei kulturellen Polen des Westens.

Die Folgen von Trumps Sieg für Europa

Wenn sich die einflussreichste Demokratie der westlichen Welt mit überwältigender Mehrheit gegen illegale Massenmigration, Industriefeindlichkeit, Klimaextremismus und kulturelle Degeneration erfolgreich zur Wehr setzt, dann stellt das einen immens wichtigen Erfolg bei der Neuprägung westlicher Wertvorstellungen dar, an der natürlich auch rechte Bewegungen in Europa arbeiten. Schon jetzt ist man in fast allen europäischen Staaten auf dem Vormarsch und teilweise gelingt es dem politischen Mitbewerber nur noch durch absurdeste demokratiepolitische Verrenkungen, die Rechte von den höchsten Ämtern des Staates fernzuhalten. Donald Trumps Comeback-Geschichte gibt hier zweifellos auch nochmal einen Schub in puncto Durchhaltevermögen.

Die Rückeroberung des Begriff der „Normalität“

Die erneute Trump-Präsidentschaft ist aber vor allem auch ein entscheidender Durchbruch bei der Rückeroberung des von linken Vorstellungen dominierten Begriffs der „Normalität“ in der Diskursöffentlichkeit des Westens. Durch jahrelange Gewöhnungseffekte haben sich linke Narrative und die von ihnen geschaffene Scheinwelt im öffentlichen Bewusstsein immer stärker als „normal“ einzementiert. Donald Trumps erneute Präsidentschaft dreht die Uhren nun ein stückweit zurück und bricht jene vermeintliche Normalität auf, an die man sich in Teilen fatalerweise schon gewöhnt hatte.

Es war einst nicht normal, dass Weihnachtsmärkte durch Betonklötze abgeschirmt werden müssen. Es war einst auch nicht normal, dass Konservative mit Ökoradikalen paktierten und koalieren. Und es war auch einst nicht normal, dass täglich Messerangriffe auf unseren Straßen stattfinden. All diese Dinge waren nie normal und sie sind es auch heute nicht. Die europäische Rechte hat mit Trump im Rücken jetzt die vielleicht letztmalige Chance, die linke Deutungshoheit von westlicher Normalität zu stürzen und sich die Kontrolle über diesen Begriff zurückzuerobern. Donald Trump hat 2016 eine Tür geöffnet. Diesmal ist es an der Zeit, auch hindurchzugehen.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Robert Willacker

Robert Willacker

Robert Willacker ist ein deutscher Politikberater. Ursprünglich in Brasilien geboren und in Franken aufgewachsen, studierte er nach dem Abitur Politikwissenschaften in Innsbruck.

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