Recherche D – Magazin wirft einen patriotischen Blick auf die Wirtschaft

Das Medienangebot im patriotischen Lager wächst und konsolidiert sich. Ein Teil davon ist das seit 2018 erscheinende Magazin Recherche D, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Wirtschaftskultur und die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands aus einer konservativ-patriotischen Perspektive zu diskutieren.

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Recherche D – Magazin wirft einen patriotischen Blick auf die Wirtschaft
Recherche Dresden© Screenshot Twitter

Angesichts katastrophaler ökonomischer Weichenstellungen im Zuge von Globalismus, Entortung, Masseneinwanderung und der sozialen Frage will Recherche Dresden als Denkfabrik für Wirtschaftskultur aber auch selbst Ideen und Debatten anstoßen, um eine Lücke für das patriotische Lager zu schließen und eine Alternative zu liberalen, libertären, sozialistischen und grünen Wirtschaftsvorstellungen zu sein. Im Dezember 2022 hatte die sächsische Denkfabrik den mit insgesamt 3.300 Euro dotierten Ideenwettbewerb „Konservative Alternative“ ausgelobt. Anlass genug, einen Blick in die aktuelle Ausgabe 17 zu werfen, in der unter anderem die drei Gewinnerbeiträge vorgestellt werden.

Das Heft mit einem Vorwort des verantwortlichen Herausgebers und Publizisten Felix Menzel beschäftigt sich unter dem Themenblock „Nation“ mit der „unproduktiven Gesellschaft“. Gegenstand der Kritik sind hier der verwaltete Niedergang und die mangelnde Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland: Während die Deutschen so viel arbeiten wie nie zuvor, erdrückt sie die Steuerlast, die Infrastruktur um sie herum verfällt, die Bildungssysteme versagen, der Nachwuchs fehlt, beruflich wie demografisch. Aus konservativer Sicht kann weder das Hamsterrad noch das träge Ausruhen in der Hängematte die Grundlage für eine zufriedenstellende wirtschaftliche Absicherung des Volkes sein.

„Regulierung durch Umverteilung“

„Die unproduktive Gesellschaft von A bis Z“ geht die Problemfelder auf geniale Weise an - nämlich als Glossar mit über 50 Begriffen und Fakten zum Problemkomplex Bürger, Politik und Gesellschaft. Broken-Window-Theorie, Bullshit-Jobs, Cancel Culture, Daddeln, Faulheit, Geburtenrückgang, Optimierungswahn, Schwarzarbeit, Vier-Tage-Woche, Windkraft und Work-Life-Balance sind nur ein Bruchteil der Liste. Wie kann die Gesellschaft unter Berücksichtigung all dieser Aspekte wieder auf den produktiven Pfad einer gesunden Volkswirtschaft zurückfinden? Die Antwort überlässt der Artikel dem Leser, „denn das ständige Vorkauen gehört schon zum deutschen Problemkomplex“.

Der Themenblock „Betrieb“ enthält die Beiträge der drei Gewinner des Ideenwettbewerbs „Konservative Alternative“. Die Texte zeichnen sich durch besonders innovative Denkansätze und Ideen aus (und geben natürlich die Meinung der Autoren wieder). Den ersten Platz belegte der Beitrag „Regulierung durch Umverteilung“ von Claus-M. Wolfschlag, der für den konservativen Leser auf den ersten Blick ungewöhnliche Überlegungen anstellt: Innenstädte veröden, alte Geschäfte gehen, 1-Euro-Shops kommen, Verpackungsmüll stapelt sich im Altpapier, während Paketboten rund um die Uhr Waren von Amazon und Co. ausliefern, ein neues IKEA-Center eröffnet am Stadtrand, wo Ackerland und Natur weichen mussten.

Unterschiedliche Themenschwerpunkte

Der Konservative weiß: Die herrschende Politik fährt diese Wirtschaft an die Wand. Das führt zu der Frage: Ist es nicht im Sinne des Konservativen, der eine stabile Mittelschicht und lebenswerte Städte will, dass genau das passiert? Das Durchbrechen der Konsumspirale und die zwangsläufige Rückbesinnung auf konservative Grundwerte durch ökonomische Fakten?

Ganz so einfach sei es nicht, so Wolfschlag, denn für die meisten Menschen bedeute diese Entwicklung Wohlstandsverlust und Arbeitslosigkeit. Während das links-grüne Establishment Konsumverzicht, Nachhaltigkeit und Klimaschutz predigt, denkt es selbst nicht wirklich daran, auf Machtpositionen, gut bezahlte Jobs und einen hedonistischen Lebensstil zu verzichten. Die urbanen Schichten und die Besserverdienenden, oft im öffentlichen Dienst, können es sich im wahrsten Sinne des Wortes leisten, „grün“ zu wählen, auf E-Mobilität umzusteigen, die Heizung umzurüsten, den nächsten Urlaub zu planen.

Wettbewerb für Nachwuchsautoren

Wäre es da nicht naheliegend und gerecht, auch dieses Milieu zur Kasse zu bitten - und zwar nicht aus Gründen der gleichmacherischen Umverteilung, sondern um die Innenstädte zu fördern, den Einzelhandel vor der Macht der Großkonzerne zu schützen, den Online-Handel auf ein verträgliches Maß zu reduzieren und Infrastruktur und Kultur auch im ländlichen Raum zu erhalten?

Der zweite Platz ging an „Technologischer Fortschritt und die Systemfrage“. Der Autor Alexander Claus argumentiert, dass in der Theorie des liberalen Staates der freie Markt als Idealzustand, das Konzept der unsichtbaren Hand und der homo oeconomicus nicht haltbar sind, sondern dass der liberale Rechtsstaat lediglich versuchen kann, das Ideal des freien Marktes bestmöglich zu erreichen. Denn während der freie Markt in der Theorie die Partizipation aller Individuen und eine weitgehend optimale Allokation der Ressourcen ermöglicht und damit der Volkswirtschaft den größtmöglichen Nutzen bringt, sieht die Realität des Kapitalismus so aus, dass sich als Folge der Kapitalakkumulation Marktmacht konzentriert, die zu Oligopolen und Monopolen führt. Dennoch - so die Auffassung nach dem Ende des Kalten Krieges - ist die kapitalistische Marktwirtschaft der eindeutige Sieger im Kampf gegen den Sozialismus.

„Der technologische Fortschritt und die Systemfrage“

Das träge planwirtschaftliche Verwaltungssystem ist ineffizient und seine produktionsferne Bürokratie nicht in der Lage, alle volkswirtschaftlich relevanten Faktoren gleichermaßen adäquat und fehlerfrei zu erfassen. Demgegenüber verarbeiten die Marktteilnehmer die für ihren Bereich relevanten Informationsteilmengen, die der Marktmechanismus automatisch und unmittelbar zusammenführt. Wirtschaftsrelevante Daten werden in großen Mengen präzise, schnell und dynamisch erfasst, während der Plan starr und unflexibel ist. Was aber, wenn die hochdigitale Technologie des 21. Jahrhunderts die Erkenntnisse des 20. auf den Kopf stellt? Was, wenn eine KI eine hochdigitalisierte Planwirtschaft übernimmt, das gesamtgesellschaftliche Optimum adäquat berechnet und anders als die hochdigitalisierte Marktwirtschaft keine nutzlosen, kurzlebigen Produkte absetzt? Und: Wenn ja, wäre das Ergebnis des perfekten Plans mit einem rechten Menschenbild vereinbar?

Den dritten Platz belegt Tobias Fritschel mit seinen Überlegungen zur Herzland-Theorie in "Die Zukunft liegt im Osten!“. Die Deindustrialisierung schreitet voran, Deutschland steht schlecht da. Wirtschaftswunder und soziale Marktwirtschaft waren Kernelemente der Bonner Republik mit ihrem verbliebenen industriellen Herzland, dem Ruhrgebiet. Auch nach der Wende blieb das politische Übergewicht des Westens bestehen, die DDR-Industrie war nicht wettbewerbsfähig genug, um ein eigenes politisches Gewicht zu schaffen. So konnte der Stil der Bonner Republik noch Jahrzehnte fortgeführt werden. Inzwischen aber haben die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen einen Ausländeranteil, der je nach Bundesland zwischen 14 und 17 Prozent liegt. Und das hat Folgen für das Bildungs-, Qualifikations- und Produktionsniveau. Die demographische Basis in Schwaben und anderswo bietet keine Garantie mehr für weitere wirtschaftliche Erfolge und die Fortsetzung des westdeutschen Wohlstands.

„Die Zukunft liegt im Osten“

Auch die heilsgeschichtliche Erzählung von der Westbindung geht zu Ende, Amerika ist nicht mehr der Garant westdeutschen Wohlstands, sondern heute eher dessen Totengräber. Schon jetzt reagieren Unternehmen und Hochtechnologiefirmen, die den Osten der BRD für sich entdecken und dort Standorte aufbauen. Vieles spricht für den Aufbau Ost, wie das Beispiel der sächsischen Chipindustrie zeigt. Aber woher soll das Kapital kommen? Aus dem woken Kalifornien wohl kaum. Aus Europa? Während die Briten eine zweifelhafte Europatreue an den Tag legen, ist auch der deutsche Nutzen aus deutsch-französischen Projekten eher fragwürdig. Wie also könnte die Zukunft der deutschen Wirtschaft aussehen? Die Verbindung mit dem russisch-chinesischen Wirtschaftsblock könnte die Lösung sein.

Russische Rohstoffe und chinesisches Geld wären eine hervorragende Kombination für eine neue deutsche Wirtschaftsmacht, die von Thüringen und Sachsen ausgeht. Das wäre Unabhängigkeit von den USA und der Weg in eine moderne multipolare Weltordnung. Russland bietet die Absatzmärkte, China die Produktion und Deutschland die Köpfe. 1,6 Milliarden Menschen und eine Kaufkraft von 20 Billionen US-Dollar wären eine gute Basis. Alles Wunschdenken? Die Frage sei erlaubt: Welche Alternativen gibt es angesichts einer Entwicklung, die den „langen Weg nach Westen“ heute als (demografische) Sackgasse erscheinen lässt?


Recherche D regt zum Nachdenken an und geht ungewöhnliche, neue Wege in der Betrachtung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands aus konservativ-rechter Perspektive. Das Magazin erscheint alle drei Monate. Ein Jahresabo kostet 26 Euro.