„Dreckige Juden“

Wie ein jüdischer Fußballverein von Muslimen bedroht wird

In seinem Kommentar geht Julian Marius Plutz auf den antisemitischen Vorfall ein, der sich im vergangenen Rahmen eines Fußballspiels der A-Jugend-Bezirksliga zwischen CVC Herta 06 und TuS Makkabi Berlin ereignet hat und kritisiert die seiner Meinung nach infantile Symbolpolitik im Zusammenhang mit dem Gedenken am 27. Januar, die lediglich der eigenen Inszenierung diene.

Kommentar von
15.2.2023
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4 Minuten Lesezeit
Wie ein jüdischer Fußballverein von Muslimen bedroht wird
Julian Marius Plutz

Manche Themen schreiben sich von selbst. Es genügt eine Meldung, ein Gedanke, zwei Hände auf der Tastatur und 45 Minuten später ist der Text fertig. Und dann gibt es Themen, die eine solche Niederträchtigkeit entfalten, welche beim Autor die Motivation zum Schreiben ausbremst. Bei Henryk Broder war dieser Moment die Aktion „Holocaust on your plate“, als die extremistische Tierrechtsorganisation PETA Fleischkonsum mit der industriellen Vernichtung in Konzentrationslagern gleichsetzte. Er wurde gefragt, doch er konnte und wollte nichts darüber verfassen.

Ich kann ihn verstehen. Die Redaktion dieses Mediums fragte mich, ob ich nicht etwas über Antisemitismus auf Deutschlands Fußballplätzen schreiben mag, da die Sportschau in einer Reportage dieses Thema aufgenommen hatte. Beim Schauen des Beitrages kamen mir die gleichen Gedanken wie Broder bei der Aktion von PETA. Muss man diesem kruden Judenhass eine Bühne geben? Reicht es nicht, dass es ihn gibt? Wurde darüber nicht schon alles geschrieben, nur noch nicht von jedem?

Ich entschied mich dafür. Themen wie diese müssen eingeordnet werden, weil sie sich ansonsten im Dschungel der tausend Meldungen verlieren. Was ist geschehen? Immer wieder sind Spieler von Makkabi-Clubs Opfer antisemitischer Angriffe. Das sind Vereine, die Juden, Moslems, Christen und Atheisten die Möglichkeit geben, zusammen Sport zu treiben. Markenzeichen ist ein stilisierter Davidstern, der die Brust der Trikots ziert.

„Dreckige Juden“ und „Drecksvolk“

Es scheint absurd, dass das Ereignis vom 13. November 2022 tatsächlich der erste Fall im Rahmen eines Fußballereignisses ist, der im Nachgang juristisch aufgearbeitet wurde. CVC Herta 06 spielt gegen TuS Makkabi Berlin, A-Jugend Bezirksliga. Die Jungs sind zwischen 17 und 19 Jahre alt. Die allermeisten Spieler von Herta sind Moslems. Ein Fan von Makkabi entrollt eine Israelfahne und hängt sie an die Bande. „Schalom“ ruft er den Spielern zu.

Das war zu viel für die zarten Seelen der Hertaner. Der Trainer ruft den Schiedsrichter, der selbst einen Migrationshintergrund hat, zur Seite und fragt, ob er nicht dafür sorgen könne, dass die Fahne wieder abgehängt wird. Begründung: In seinem Kader seien auch Palästinenser, die sich von der Israelflagge provoziert fühlen würden. Der Schiedsrichter verweigert dies mit der Begründung, dass es sich um kein verbotenes Symbol handle. Des Friedens willen – Stichwort „Schalom“ – hängt der Fan die Fahne kurze Zeit später wieder ab.

Makkabi gewinnt das Spiel. Der gleiche Fan möchte mit der Fahne ein Foto mit der Mannschaft machen. Das genügt, um die Situation eskalieren zu lassen. „Drecksvolk“, „dreckige Juden“ und viele Beschimpfungen mehr muss der Schiedsrichter später in seinen Bericht aufnehmen. Ein Spieler zeigt den Hitlergruß. „Es war voll rassistisch und antisemitisch“, erinnert sich der Unparteiische in der Reportage. Er selbst wird als „Hurensohn“ beschimpft. Er sei doch von den Juden gekauft worden, heißt es von einem Spieler. Es ist derselbe junge Mann, der gegenüber seinen Gegnern von sich gibt: „Ich verbrenne euch und eure dreckige Fahne, ihr Bastarde!“ „So wie es die Deutschen mit euch gemacht haben!“ ruft ein anderer Spieler.

Fluchtartig verlassen Betreuer und Spieler von Makkabi das Spielgelände. Der Vorsitzende von Herta 06, Ergün Cakir zeigt für sein Team Verständnis. Sie seien provoziert worden: „Was hat denn auf dem Sportplatz der Judengruß zu tun (sic)? (...) Der soll bitte ruhig sein, weil wir sehr viele arabische und türkische Spieler haben.“ Es war sein Sohn, der in die Richtung der Makkabi Spieler schrie, man solle sie und ihre Fahne verbrennen – „Mein Sohn wird in seinem Leben die Juden hassen. Das weiß ich zu Hundertprozent“. Es hört sich an, als könne er ihn verstehen.

Jüdisches Leben wird von Muslimen bedroht

Das muss es sein, dieses Deutschland, in dem man gut und gerne leben kann. Das ist das Deutschland, in dem Innenminister Nancy Faeser meint, wir brauchen mehr Migration von Menschen aus Drittstaaten, die sich niederlassen wollen. Das ist das Deutschland, das Tag für Tag Judenhasser ins Land lässt. Das beste Land aller Zeiten. Inshalla.

Die Lösung hat die ARD direkt parat: Erinnern. Klar. Deutschland ist nicht nur Weltmeister im Mülltrennung, in zusammengesetzten Substantiven und in kruden Dialekten, sondern auch im Gedenken an den Holocaust. Kein einziger Jude wird gerettet, kein einziger Makkabi Spieler ist sicherer, wenn am 27.01. Politiker #weremember twittern. Diese infantile Symbolpolitik dient lediglich der eigenen Inszenierung. Immerhin sind die Stolpersteine poliert.

Und so hat Karl Lagerfeld völlig recht, als er 2017 meinte, man könne nicht „Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen“. Gemeint waren Flüchtlinge aus muslimischen Ländern. Wie recht er hat, zeigen Fälle wie der von TuS Makkabi Berlin. Wer die unkontrollierte Einwanderung aus islamischen Ländern nicht scharf kritisiert, hat es verwirkt, glaubhaft am Befreiungstag von Auschwitz an die Opfer zu gedenken. Dachau und Buchenwald werden nicht wieder eröffnet. Jüdische Existenz wird heute von Muslimen bedroht. Zeit, dass die Politik dies erkennt, bevor es zu spät ist.


Zur Person:

Julian Marius Plutz, 1987 geboren, ist freier Journalist und schreibt unter anderem für die Achse des Guten, TheGermanZ und die Jüdische Rundschau.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.