Schwere Vorwürfe: Lässt sich der „Spiegel“ von der Gates-Stiftung beeinflussen?

Das Medien-Start-up Media Pioneer um Gabor Steingart erhebt schwere Vorwürfe gegen das Nachrichtenmagazin Spiegel. Geschäftsführer Ingo Rieper behauptet, das Hamburger Magazin lasse sich von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung beeinflussen. Der Spiegel weist den Vorwurf entschieden zurück.

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Schwere Vorwürfe: Lässt sich der „Spiegel“ von der Gates-Stiftung beeinflussen?
Der ehemalige Hauptstadt-Chef des Spiegel erhebt schwere Vorwürfe gegen das Magazin© IMAGO / Christian Ohde

Seit Jahren berichtet der Spiegel immer wieder über das Journalismus-Start-up The Pioneer seines ehemaligen Hauptstadt-Chefs Gabor Steingart. Das Nachrichtenmagazin hinterfragt vor allem das Geschäftsmodell des jungen Medienunternehmens. Dieses setzt statt auf Anzeigenwerbung vor allem auf Einnahmen aus Veranstaltungen, um unabhängiger von Werbekunden zu werden. Gleichzeitig erzielt das Unternehmen aber auch reine Chartereinnahmen, die aus der Vermietung des Redaktionsschiffs Pioneer One an Unternehmenskunden stammen. Zum Beispiel – wie jetzt bekannt wurde – an die Frankfurter Commerzbank, wie der deutsche Branchendienst MEEDIA berichtet.

Einfluss einer bekannten Stiftung?

Nun hat das Nachrichtenmagazin das Geschäftsmodell des Medienneulings erneut unter die Lupe genommen und Steingart & Co. einen umfangreichen Fragenkatalog mit 99 Fragen geschickt, um der Vermischung von kommerziellen Interessen und redaktioneller Arbeit auf den Grund zu gehen. Media Pioneer lässt das nicht auf sich sitzen und geht prompt in die Offensive. Das Unternehmen veröffentlicht alle Fragen auf seiner Website und weist die Vorwürfe zurück. „Während der Spiegel einen großen Anteil seiner Erlöse aus Werbeeinnahmen generiert, lehnen wir Werbung in unseren journalistischen Angeboten ab. Wir schreiben, produzieren und senden unabhängig von politischem Einfluss und wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Vermietungen unseres Schiffes und andere B2B-Einnahmen sind nicht Aufgabe der Redaktion, sondern der kaufmännischen Einheiten“, schreibt Media Pioneer-Geschäftsführer Ingo Rieper dort.

Doch dabei belässt es Rieper nicht. Er erhebt seinerseits schwere Vorwürfe gegen den Spiegel und vermutet, das Nachrichtenmagazin lasse sich von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung beeinflussen. Und nicht nur das. Rieper behauptet, Spiegel-Redakteure würden bezahlte Werbebotschaften vorlesen. Der Geschäftsführer wörtlich: „Wir haben ein anderes Geschäftsmodell, das auf die Einflussnahme der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung verzichtet und bewusst keinerlei Anzeigenerlöse erzielt. In unseren Podcasts werden auch nicht von Redakteuren bezahlte Werbebotschaften verlesen, wie das im Spiegel-Podcast üblich ist.“

Spiegel weist Vorwürfe zurück

Der Spiegel weist die Vorwürfe gegenüber MEEDIA zurück. „Die Bill & Melinda Gates Foundation fördert Projekte von Medienunternehmen in den USA und Europa, darunter auch das Projekt 'Globale Gesellschaft' beim Spiegel. Die redaktionellen Inhalte entstehen ohne jeden Einfluss der Stiftung, so ist es vertraglich festgehalten“, erklärt ein Spiegel-Sprecher. „Auch darüber hinaus ist eine Einflussnahme der Stiftung auf redaktionelle Inhalte des Spiegel ausgeschlossen. Einen entsprechenden Transparenzhinweis und weiterführende Informationen finden unsere Leserinnen und Leser unter jedem Beitrag, der im Rahmen des Projekts veröffentlicht wird.“

Die Gesamtfördersumme von 2019 bis 2021 beträgt laut Spiegel rund 2,3 Millionen Euro – „das waren 760.000 Euro pro Jahr. Kurz vor Ablauf des ersten Förderzeitraums wurde das Projekt zu gleichen Konditionen für einen zweiten Förderzeitraum bis zum Frühjahr 2025 verlängert“, heißt es weiter. Im Übrigen würden für das Nachrichtenmagazin klare Richtlinien für stiftungsfinanzierten Journalismus gelten. Nach diesen Standards kooperiere das Magazin mit Stiftungen, heißt es.

Auch den Vorwurf, Redakteure des Spiegel würden bezahlte Werbebotschaften verlesen, weist das Magazin zurück. „Nein, bezahlte Fremdwerbung in unseren Podcasts wird nicht von Redakteurinnen und Redakteuren verlesen. Ausschließlich Hinweise auf unsere eigenen Digitalangebote, Spiegel+ oder manager+, werden von Redakteurinnen und Redakteuren eingesprochen“, so ein Spiegel-Sprecher gegenüber MEEDIA.