Angeblicher Rassismusvorfall in Heidesee – Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein

Nach einem angeblichen fremdenfeindlichen Übergriff einheimischer Jugendlicher auf eine Schulklasse in einem Ferienlager im brandenburgischen Heidesee erregte der Fall innerhalb kürzester Zeit große Aufmerksamkeit. Die Ermittlungen wurden nun eingestellt, die Vorwürfe konnten nicht erhärtet werden.

/
/
1 Minute Lesezeit
Angeblicher Rassismusvorfall in Heidesee – Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein
Der Aufenthalt im Ferienlager KIEZ Frauensee musste damals abgebrochen werden.© IMAGO / Kai Horstmann

Cottbus. – Die Staatsanwaltschaft Cottbus hat das Verfahren gegen Jugendliche aus dem brandenburgischen Heidesee eingestellt. Die Vorwürfe wegen der Äußerungen bestünden zwar weiter, eine Identifizierung der Täter sei aber wegen fehlender Zeugenaussagen nicht möglich, sagte ein Sprecher der Behörde. Die Schüler der Berliner Klasse, von denen viele einen Migrationshintergrund haben, hätten oft nur vom Hörensagen von der Tat erfahren, was die Ermittlungen „sehr kompliziert“ gemacht habe. Bereits kurz nach der Tat seien erste Zweifel aufgekommen, ob ein hinreichender Tatverdacht vorliege.

Kritik an öffentlicher Hexenjagd

Den Jugendlichen aus Heidesee wurde vorgeworfen, am 6. Mai 2023 eine 10. Klasse einer Kreuzberger Schule (etwa 80 Prozent mit Migrationshintergrund) rassistisch beleidigt und bedroht zu haben. Die Vorwürfe reichten von Sachbeschädigung bis hin zu körperlichen Angriffen. Die Lehrer mussten daraufhin die Klassenfahrt abbrechen und die Jugendlichen von ihren Eltern abholen lassen. Zahlreiche Medien berichteten über den Vorfall, die Polizei vernahm zahlreiche Personen und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte sich besorgt über den Übergriff von „gewaltbereite[n] Vermummte[n]“ auf „friedliche Schüler“.

Auch andere Politiker und Vertreter aus Wirtschaft und Tourismus sorgten sich um die Signalwirkung des Vorfalls und sprachen teilweise von Brandenburger „No-Go-Areas“. Der AfD-Bundestagsabgeordnete und Direktkandidat für Dahme-Spreewald, Steffen Kotré, kritisierte die öffentliche Hexenjagd gegen den Ort und seine Bewohner und schrieb sogar einen offenen Brief an Steinmeier. Darin forderte er den Bundespräsidenten auf, sich bei den Menschen in der Region zu entschuldigen und kritisierte ihn für seine vorschnelle Parteinahme gegen die Menschen in Heidesee. Steinmeier hatte sich nach seiner ersten Stellungnahme nicht mehr zu den Vorfällen in Heidesee geäußert.