#allesdichtmachen: Schauspieler protestieren gegen Lockdown

Zahlreiche Schauspieler kritisieren die Corona-Politik in Deutschland und Österreich. Die Aktion sorgt für große Aufregung und hitzige Diskussionen in den sozialen Medien.
/
/
6 Minuten Lesezeit
#allesdichtmachen: Schauspieler protestieren gegen Lockdown

Bild: Screenshot YouTube.

Zahlreiche Schauspieler kritisieren die Corona-Politik in Deutschland und Österreich. Die Aktion sorgt für große Aufregung und hitzige Diskussionen in den sozialen Medien.

Berlin/Wien. – Knapp 50 deutsche und österreichische Schauspieler haben am Donnerstag auf YouTube und Instagram kurze Satire-Videos veröffentlicht, in denen sie die Corona-Politik kritisieren. An der Aktion beteiligt sind u.a. Ulrich Tukur, Volker Bruch, Meret Becker, Jan Josef Liefers, Richy Müller und Hanns Zischler sowie die Österreicher Roland Düringer, Manuel Rubey, Nina Proll und Nicholas Ofczarek.

„Alles schließen!“

„Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz. Nicht nur Theater, Cafés, Schulen, Fabriken, Buchhandlungen, Knopfläden, nein, auch alle Lebensmittelläden, Wochenmärkte und vor allem auch all die Supermärkte“, sagt Ulrich Tukur und treibt die Corona-Politik damit ironisch auf die Spitze. „Sind wir erst am Leibe und nicht nur an der Seele verhungert und allesamt mausetot, entziehen wir auch dem Virus und seiner hinterhältigen Mutantenbagage die Lebensgrundlage.“

„Das Leben kann tödlich sein!“

Nina Proll kritisiert die Corona-Maßnahmen bereits seit längerer Zeit öffentlich. In ihrem Video erklärt sie in ironischem Unterton: „Früher dachte ich, ich bin frei und könnte selbstbestimmt Karriere machen. Das war naiv. Die Pandemie hat mir gezeigt, wo mein Platz ist. Sie hat mir gezeigt, dass Distanz auch mehr sein kann. Dass Einsamkeit auch Geselligkeit sein kann. Dass Sicherheit Freiheit ist. Dass Gesunde auch krank sein können.“ Sie wünsche sich auch weiterhin, „dass Virologen unser Leben bestimmen“. Nur sie könnten beurteilen, was für uns wirklich gesund sei. „Das Leben kann tödlich sein. Bleiben Sie für immer zu Hause. Und unterstützen Sie die Corona-Maßnahmen.“

Richy Müller wiederum macht sich in seinem Video über die Corona-Maßnahmen lustig, indem er abwechselnd in zwei Sackerl atmet: „Wenn jeder die Zwei-Tüten-Atmung benutzen würde, hätten wir schon längst keinen Lockdown mehr. Also bleiben Sie gesund und unterstützen Sie die Corona-Maßnahmen. Ich geh jetzt mal Luft holen.“

„Der linke Mainstream tobt“

Die Video-Aktion der Schauspieler sorgte umgehend für großes Aufsehen in den sozialen Medien. Die Hashtags #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer führen seit Donnerstagabend die Twittertrends in Deutschland und Österreich an.

Wie polarisierend das Thema ist, zeigen die teils hitzigen Diskussionen auf Twitter und Instagram. Erfreut über die Aktion zeigte sich etwa der Blogger „Neverforgetniki“. „Jan-Josef Liefers und andere bekannte Schauspieler zerstören mit ihrer ironischen Kampagne ‚Alles dicht machen‘ die Corona-Politik der Bundesregierung. Der linke Mainstream tobt. Schön, dass sich Promis endlich offen gegen die Regierung positionieren!“

Ähnlich sieht es auch die AfD-Bundesfraktionschefin Alice Weidel: „Hut ab vor Schauspieler @JanJosefLiefers und all jenen, die sich freiwillig der nun folgenden Hatz durch kritiklose Regierungsfans und Leitmedien ausgesetzt sehen. Tolle Aktion, die hoffentlich zum Nachdenken anregt!“

Und auch die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht teilte den „allesdichtmachen“-YouTube-Kanal. Es sei eine „klasse Playlist“, in der bekannte Schauspieler ihre Empörung über die aktuelle Corona-Politik „wunderbar ironisch zum Ausdruck bringen“.

Kritik an Aktion

Doch neben einigem begeisterten Zuspruch müssen die Schauspieler auch viel Kritik einstecken. Der Schauspieler Christian Ulmen schrieb auf Instagram: „Heute bisschen für Kollegen schämen. #allesschlichtmachen.“ Auf Distanz zu seinen Kollegen ging auch der Schauspieler Elyas M’Barek. „Come on, das ist doch Blödsinn. Was unterstellst du denn da unserer Regierung? Kann ich null nachvollziehen. Jeder will wieder zur Normalität zurückkehren und das wird auch passieren. Wenn alle dafür sorgen, dass eine weltweite PANDEMIE bekämpft wird. Mit Zynismus ist doch keinem geholfen“, kommentierte M’Barek das Instagram-Video von Volker Bruch.

Der linke „Rechtsextremismus-Experte“ Matthias Quent meldete sich ebenfalls zu Wort und versuchte die „#allesdichtmachen“-Aktion in ein rechtes Licht zu rücken: „Nichts gegen einen kritischen Diskurs. @JanJosefLiefers mag sich von der #AfD distanzieren, aber der Stil von #allesdichtmachen ist der des Populismus: Aber mit rechten Kernnarrativen, wie Manipulation durch die Medien, Applaus von rechts außen provozieren“, schrieb er auf Twitter.

Bild: Screenshot Twitter.

Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Kölner Handelskammer und WDR-Rundfunkrat, forderte sogar berufliche Konsequenzen für die Schauspieler Jan Josef Liefers und Ulrich Tukur. Die beiden würden bei der ARD sehr viel Geld verdienen und seien deren Aushängeschilder. „Durch ihre undifferenzierte Kritik an ‚den Medien‘ und demokratisch legitimierten Entscheidungen von Parlament und Regierung, leisten sie denen Vorschub, die gerade auf den öffentlich-rechtlichen Sendern gerne den Garaus machen wollen“, schrieb Duin auf Twitter. Dadurch hätten sich Liefers und Tukur als „Repräsentanten“ der ARD „unmöglich“ gemacht. „Die zuständigen Gremien müssen die Zusammenarbeit – auch aus Solidarität mit denen, die wirklich unter Corona und den Folgen leiden – schnellstens beenden“, forderte der SPD-Politiker.

Bild: Screenshot Twitter.

Makatsch entschuldigt sich für Video

Der wachsende Druck der Kritiker scheint indes zu fruchten: Die Schauspielerin Heike Makatsch zog am Freitagmorgen ihr Video zurück und entschuldigte sich auf Instagram. Sie habe durch Kunst und Satire Raum für einen kritischen Diskurs schaffen wollen. Sie bereue es aber „zutiefst“, wenn sie damit „rechten Demagogen in die Hände gespielt“ habe.

Über den Autor
Stefan Juritz

Stefan Juritz

Stefan Juritz wurde 1988 in Kärnten geboren und lebt in der Steiermark. In Graz studierte er Germanistik und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität. Seit 2022 ist er FREILICH-Chefredakteur.

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!