Zu „weiß und privilegiert“ – Britische Stiftung tauscht Führungsebene aus

In einer aufsehenerregenden Aktion hat eine der reichsten Stiftungen Großbritanniens ihre Führungsspitze ausgewechselt. Die Aktion ist Teil eines größeren Veränderungsprozesses und soll einen generellen Kurswechsel der Stiftung fördern.

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Zu  „weiß und privilegiert“ – Britische Stiftung tauscht Führungsebene aus
Der Tudor Trust ist eine der renommiertesten Stiftungen in Großbritannien.© IMAGO / ZUMA Wire

Der „Tudor Trust“ ist eine der renommiertesten Stiftungen auf den britischen Inseln. Sie wurde 1955 von Sir Godfrey Mitchell gegründet und erhielt den weitreichenden Auftrag, ihre Mittel den sozial Schwachen und Armen zukommen zu lassen. Auch auf der eigenen Internetseite wirbt der „Tudor Trust“ mit ehrgeizigen Zielen. So sollen Gemeinden mithilfe der Stiftung zur Selbsthilfe angeregt werden und man wolle die eigenen Ressourcen nutzen, um „Herausforderungen zu meistern“. Auf dieser Grundlage unterstützt die Stiftung mehr als 700 gemeinnützige Organisationen in Großbritannien – sie ist einer der größten privaten Geldgeber in England.

Neuer Kurs

Bereits im Februar dieses Jahres trat der Präsident des Stiftungsrates, Christopher Graves, nach 38 Jahren von seinem Amt zurück. Experten vermuteten bereits zu diesem Zeitpunkt, dass sich hinter den Kulissen tiefgreifende Veränderungen vollziehen und sie sollten Recht behalten. Im März veröffentlichte die Stiftung eine weitere Mitteilung, dass sie bis auf Weiteres keine neuen Förderanträge bearbeiten werde, um in dieser Zeit mehr über „racial justice“ zu lernen und „all aspects of diversity, equity and inclusion“ in ihre Arbeit zu integrieren. Insbesondere die Begriffe Diversity und Equity werden von Kritikern als politische Kampfbegriffe angesehen.

Im Juni wurde Raji Hunjan zur Interimsdirektorin ernannt. Hunjan hatte bereits eine leitende Position im „North Kensington Law Centre“ inne. Die Law Centres sind eine Gruppe linker NGOs, die ihr soziales Engagement oft mit konkreten politischen Positionen verbinden. Sie stehen zum Beispiel der Anti-Fossil-Bewegung oder Pro-Migrationsgruppen nahe und setzen sich gegen die Abschiebung illegaler Einwanderer nach Ruanda ein.

Zu Weiß zum Helfen?

Nach diesen großen personellen Veränderungen gab die Stiftung im Oktober bekannt, dass ab sofort neue Mitglieder für den Stiftungsrat gesucht werden. Drei bis vier neue Stiftungsratsmitglieder sollen ersetzt werden, auch hier schreibt die Stiftung von ihrem Ziel, sich in eine neuere, offenere und vielfältigere Struktur umwandeln zu wollen. Auch wenn bisher noch keine Mitglieder des Stiftungsrates ausgetauscht wurden, ist der bisherige Stiftungsrat zurückgetreten – so die Mitteilung über offizielle Kanäle Ende November. Ob der neue Stiftungsrat der „antirassistischen Vision“ seiner Interimsdirektorin folgen wird und wie sich dies auf die Arbeit einer der reichsten Stiftungen Großbritanniens auswirken wird, bleibt abzuwarten.