Texas: Mehrere Personen griffen US-Abschiebebehörde mit Waffen an
In Texas griffen mehrere Personen eine ICE-Hafteinrichtung gezielt mit Schusswaffen, Propagandamaterial und militärischer Ausrüstung an. Laut Ermittlern war das Ziel die Tötung von Abschiebebeamten.
Das Prairieland Detention Center, eine Hafteinrichtung der US-Einwanderungsbehörde ICE, befindet sich in Alvarado im Bundesstaat Texas.
© IMAGO / ZUMA Press WireIn der Nacht zum 5. Juli kam es in Alvarado, rund 40 Kilometer südlich von Fort Worth im Bundesstaat Texas, zu einem koordinierten Angriff auf das Prairieland Detention Center, eine Hafteinrichtung der US-Einwanderungsbehörde ICE. Laut den Ermittlungsbehörden zielte die Aktion darauf ab, Bundesbeamte „zu töten”. Bei dem Angriff wurde ein Polizist aus Alvarado durch einen Schuss in den Hals schwer verletzt. Er befindet sich den Behörden zufolge außer Lebensgefahr, wie Fox4 berichtet.
Täter agierten in militärähnlicher Ausrüstung
Wie aus offiziellen Angaben hervorgeht, traf gegen 22:30 Uhr eine Gruppe von zehn bis zwölf Personen in schwarzer, militärisch geschnittener Kleidung am ICE-Gelände ein. Die Gruppe begann, Feuerwerkskörper auf die Einrichtung abzufeuern. Nach etwa zehn Minuten trennten sich ein bis zwei Personen von der Gruppe und begannen, Fahrzeuge und einen Wachturm mit Graffiti zu besprühen. Dabei waren Ausdrücke wie „ICE pig“, „traitor“ sowie weitere Beschimpfungen zu lesen.
Die Beamten gehen davon aus, dass die Provokation darauf abzielte, Mitarbeiter der ICE-Behörde aus dem Gebäude zu locken. Tatsächlich traten zwei unbewaffnete Mitarbeiter nach draußen, um die Situation zu klären. Gleichzeitig wurde ein Polizeibeamter aus Alvarado alarmiert.
Polizist aus dem Hinterhalt angeschossen
Als der Polizist eintraf, wurde er von einem Angreifer, der sich in einem nahegelegenen Waldstück befand, in den Hals geschossen. Zeitgleich feuerte ein zweiter Täter von der gegenüberliegenden Straßenseite aus bis zu 30 Schüsse auf die unbewaffneten ICE-Beamten ab.
Am Tatort fanden die Einsatzkräfte ein Sturmgewehr, das einem AR-15 ähnelt, mit Ladehemmung. Anschließend flüchteten die Angreifer vom Gelände. Kurz darauf wurde ein Fahrzeug mit einem einzelnen Fahrer von der Johnson County Sheriff’s Abteilung gestoppt. In dem Auto wurden zwei Waffen und eine kugelsichere Weste gefunden.
Waffen, Propaganda und Schutzwesten gefunden
In der Nähe konnten sieben weitere Verdächtige aufgegriffen werden – teils bewaffnet, teils in Schutzwesten gehüllt oder mit Schlamm bedeckt. Laut den Ermittlern trugen einige von ihnen zudem Funkgeräte bei sich. Insgesamt wurden bei den Durchsuchungen zwölf Schutzwesten sichergestellt, und zwar in Fahrzeugen, bei den Verdächtigen selbst sowie in der Umgebung der Einrichtung.
Die Behörden fanden darüber hinaus Flugblätter mit Aufschriften wie „FIGHT ICE TERROR WITH CLASS WAR!“ und „FREE ALL POLITICAL PRISONERS“ sowie eine Fahne mit der Parole „RESIST FASCISM – FIGHT OLIGARCHY“. Einer der mutmaßlichen Täter führte mehreren Angaben der Behörden zufolge mehrere Mobiltelefone in einer sogenannten „Faraday-Tasche“ mit sich. Dabei handelt es sich um einen Behälter, der Signale blockiert und es somit erschwert, geortet zu werden.
Ein als Fahrer eingesetzter Mann gab laut Gerichtsunterlagen an, er habe einige der Beteiligten online kennengelernt und sie von Dallas zur Hafteinrichtung gebracht, um „ein bisschen Lärm zu machen“.
US-Behörden zeigen sich entschlossen
Im Rahmen einer Strafanzeige wurden zehn Personen jeweils dreifach wegen versuchten Mordes an Bundesbeamten sowie wegen des Einsatzes von Waffen bei Gewalttaten angeklagt. Eine weitere Person wird der Beweisvernichtung beschuldigt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen jeweils zehn Jahre bis lebenslange Haft.
„Das war kein friedlicher Protest“, erklärte Nancy Larson, amtierende US-Staatsanwältin für den nördlichen Bezirk von Texas laut einer Presseaussendung. „Das war ein Hinterhalt auf Bundes- und örtliche Polizeibeamte. Dieser zunehmende Trend der Gewalt gegen Strafverfolgungsbeamte wird im nördlichen Bezirk von Texas nicht toleriert. Diejenigen, die Gewalt gegen sie anwenden, werden aufgespürt und mit den strengsten verfügbaren Strafgesetzen und -maßnahmen verfolgt.“
Auch der FBI-Sonderermittler Joe Rothrock bekräftigte: „Diese Ermittlungen haben für das FBI höchste Priorität, und wir haben erhebliche Ressourcen dafür bereitgestellt. Wir sind entschlossen, alle Verantwortlichen für diesen Angriff zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen.“ Josh Johnson, Direktor einer internen ICE-Einheit in Dallas, warnte: „Gewalt, Gewaltandrohungen und Vandalismusversuche in unseren ICE-Einrichtungen werden unsere Beamten nicht davon abhalten, ihre Pflichten zu erfüllen. Diese Art von Selbstjustiz ist symptomatisch für die Gefahren, denen Bundes-, Staats- und lokale Strafverfolgungsbeamte täglich ausgesetzt sind.“
Zunehmende Gewalt gegen Strafverfolger
Laut Justizministerium ist der Angriff in Alvarado bereits der fünfte Gewaltakt gegen Strafverfolgungsbehörden im nördlichen Texas in diesem Jahr. Auch in anderen Bundesstaaten kam es zu Zwischenfällen: So wurden Ende Juni in Portland, Oregon, drei Personen festgenommen, nachdem ein Angreifer versucht hatte, einen Feuerwerkskörper auf Beamte zu richten und ein Messer nach ihnen zu werfen. In McAllen, Texas, eröffnete ein mit taktischer Ausrüstung ausgestatteter Schütze am Montag das Feuer auf Grenzschutzbeamte – er wurde von Sicherheitskräften erschossen.