Studie: 12-jährige Mädchen sehen OnlyFans als Karriereoption
Die zunehmende Normalisierung von Online-Prostitution in den Sozialen Medien führt dazu, dass Jugendliche Plattformen wie OnlyFans als legitime Karriereoption wahrnehmen. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Obwohl OnlyFans seit Jahren in der Kritik steht, ist das Unternehmen sehr erfolgreich.
© IMAGO / imagebrokerEine aktuelle Untersuchung zeigt ein besorgniserregendes Phänomen: Bereits Mädchen im Alter von zwölf Jahren betrachten Plattformen wie OnlyFans als realistische und attraktive Berufsperspektive. Als Grund wird die zunehmende Normalisierung von Online-Prostitution in Sozialen Netzwerken und digitalen Medien genannt, wie The Noticer berichtet.
Jugendliche verstehen Geschäftsmodell
In der im Fachjournal Sexuality & Culture veröffentlichten Studie wurden Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren in Spanien untersucht. Dabei zeigte sich, dass Minderjährige trotz bestehender Altersbeschränkungen problemlos auf Plattformen wie OnlyFans zugreifen können und deren Funktionsweise genau verstehen. „Wir waren beeindruckt davon, wie selbstverständlich die Jugendlichen über OnlyFans sprachen, ein klares Verständnis für das Abonnementmodell zeigten und sogar Techniken zum Umgehen von Altersbeschränkungen austauschten“, sagte die Studienautorin Kristel Anciones-Anguita, Doktorandin an der Universität Alcalá.
Selbstsexualisierung als Selbstbestimmung?
Viele der Befragten bewerteten Online-Prostitution als „attraktive berufliche Alternative, besonders für Mädchen, die den gängigen Schönheitsidealen entsprechen“. Oft wurde Selbstsexualisierung als bewusste Entscheidung oder Form der Selbstermächtigung beschrieben. „Am überraschendsten war, wie einige Jugendliche die Selbstsexualisierung als eine Form der persönlichen Entscheidung oder Selbstermächtigung darstellten, ohne die zugrunde liegenden wirtschaftlichen und sozialen Zwänge vollständig anzuerkennen, die solche Entscheidungen beeinflussen“, erklärte Anciones-Anguita.
Einfluss durch Soziale Medien
Die Jugendlichen berichteten, dass sie auf Plattformen wie TikTok und Instagram regelmäßig auf Inhalte stoßen, in denen Frauen ihre vermeintlichen finanziellen Erfolge durch den Verkauf intimer Inhalte präsentieren. Dabei sei häufig von monatlichen Einnahmen in Höhe mehrerer Tausend Euro die Rede gewesen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass viele Jugendliche OnlyFans mit schnellem und leichtem Geldverdienen in Verbindung brachten.
Die Forscher betonen, dass postfeministische und neoliberale Strömungen in der Popkultur zur Verharmlosung und Normalisierung der Hypersexualisierung von Frauen beitragen. „Dieses Phänomen spiegelt eine zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz expliziter und provokativer Verhaltensweisen wider, die durch die Medien gefördert werden“, heißt es in der Studie. Explizite Inhalte und die Monetarisierung von Intimität werden daher zunehmend als legitime Formen der Selbstermächtigung und des wirtschaftlichen Erfolgs betrachtet.
Milliardenkonzern hinter OnlyFans
OnlyFans steht seit Jahren wegen Missbrauchsfällen und nicht einvernehmlich veröffentlichtem Material in der Kritik. Eigentümer des Unternehmens ist die Firma Fenix International Ltd., deren alleiniger Anteilseigner der ukrainisch-amerikanische Milliardär Leonid Radvinsky ist. Laut Reuters hat das Unternehmen mittlerweile einen Wert von rund acht Milliarden US-Dollar. Radvinsky, der 2018 die Mehrheit übernahm, soll sich allein in den vergangenen drei Jahren Dividenden von mindestens einer Milliarde Dollar ausgezahlt haben.